Anpassung des Wassermanagements an den Klimawandel in den küstennahen Grünlandregionen Niedersachsens
400.000 Euro als Anteil für die Jade Hochschule
Oldenburg.Ovelgönne Das Grünland prägt die Kulturlandschaft im nordwestdeutschen Küstenraum. Die Grünlandgebiete erbringen vielfältige Leistungen, die Menschen von diesen Ökosystemen beziehen. Diese so genannten Ökosystemleistungen reichen von der Bereitstellung heimischen Futters für die Tierhaltung über Beiträge zum Arten-, Wasser- und Klimaschutz bis hin zum Freizeit- und Erholungsnutzen für die Gesellschaft.
Durch den Klimawandel sind die Ökosystemleistungen akut gefährdet. Aktuelle Modellierungen der Klimaentwicklung projizierten für diese Küstenregion höhere Winterniederschläge, ausgeprägtere Dürreperioden im Sommer, häufigere Starkniederschläge und einen Anstieg des Meeresspiegels. Überblickt man die Witterung der letzten fünf Jahre, dann wird deutlich, in welche Richtung sich dieser vorhergesagte Trend weiterentwickeln könnte. Auf das überdurchschnittlich nasse Jahr 2017 folgten zwei extrem trockene Jahre 2018 und 2019, in dessen Resultat bis zum Frühjahr 2020 eine massive Mäuseplage wütete und rund 150.00 Hektar Grünland in Niedersachsen völlig zerstört wurden. Der zurückliegende Winter war demgegenüber wieder von großflächigen Überschwemmungen im Binnenland geprägt. Aktuell wird in weiten Teilen des Landes eine extreme Dürre, aus einigen niedersächsischen Regionen sogar eine außergewöhnliche Dürre und damit die höchste Stufe gemeldet.
Diese Tragweite der Auswirkungen, insbesondere im intensiv genutzten Grünland in Nordwestdeutschland, stellt den Küstenschutz und das Wassermanagement im Binnenland vor neuartige Probleme und Herausforderungen. Wie kann es zukünftig gelingen, neben der Entwässerung bei Wasserüberschuss den vorausschauenden Wasserrückhalt zur Vermeidung von Wassermangel während zukünftig zunehmender Dürreperioden zu berücksichtigen? Was ist notwendig, um den Wasserrückhalt im gesamten Einzugsgebiet zu verbessern und gleichzeitig bei kurzfristig auftretenden Starkniederschlägen rechtzeitig reagieren zu können?
Antworten auf diese Fragen will das nun beginnende Projekt „Future Proof Grasslands (FPG)“ (übersetzt „Zukunftssicheres Grünland“) finden. Zu dem Projektteam zählen das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen, die Universitäten Oldenburg und Göttingen, die Jade Hochschule, das Thünen-Institut, das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie sowie die Hochschule Osnabrück.
Mit insgesamt 5,13 Mio. Euro aus dem Niedersächsischen Vorab fördert das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur das Projekt für die nächsten fünf Jahre. Start ist im Oktober. „Dürre und Wassermangel auf der einen Seite, Starkregen und Überflutungen auf der anderen: Wir erleben hautnah, wie uns die Folgen der Klimaveränderungen vor große Herausforderungen stellen. Das Projekt greift daher nicht nur ein hochrelevantes, sondern ebenso hochaktuelles Thema auf“, so Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Das breit angelegte Forschungskonzept verfolgt das Ziel, Transformationsprozesse hin zu einem effizienten Wassermanagement zur Verbesserung der Resilienz von norddeutschen Grünlandregionen zu begleiten, zu verstehen und umzusetzen. Durch die enge Einbindung relevanter Behörden und der Gesellschaft wird frühzeitig die Grundlage dafür geschaffen, dass Forschungsfragen eine breite Akzeptanz erfahren. Ich wünsche allen Projektbeteiligten viel Erfolg.“
Die regionalen Lösungen, die in FPG für den nordwestdeutschen Küstenraum insbesondere in Ostfriesland und der Wesermarsch entwickelt werden sollen, können zugleich Vorbilder für Standorte mit ähnlichen Herausforderungen im Zusammenspiel von Grünlandökosystemen und Wassermanagement sein. Die Lösungen für diese Fragestellungen sind keinesfalls vorgefertigt und lassen sich nur gemeinsam mit den Menschen vor Ort und aus der Praxis heraus erarbeiten. Daher ist FPG ein Projekt mit starkem Fokus auf die gemeinsame Arbeit und der Einbindung lokaler Vertreter der Land- und Wasserwirtschaft, des Tourismus, des Küstenschutzes, des Naturschutzes sowie von Wissenschaft, Politik und Verwaltung.
Das Projekt verspricht aber auch den beteiligten Forschern und Forscherinnen großen Gewinn. „Wir dürfen erwarten, dass wir mit dem Projekt nicht nur die Faktenlage verbessern, sondern auch einen Beitrag zur Lösung konkreter Probleme leisten können. Zudem bieten wir jungen Menschen die Möglichkeit zur Beschäftigung und Qualifizierung“, betont Prof. Dr. Ingo Mose von der Universität Oldenburg. So würden an diesem Projekt auch eine Reihe Doktoranden und Doktorandinnen sowie studentische Hilfskräfte beteiligt.
Die Jade Hochschule mit ihren drei Studienorten im Nordwesten Deutschlands sieht sich in der Verantwortung für die Entwicklung der Region, in der sie stark verwurzelt ist. Hier trifft ein breites und modernes Fächerangebot auf innovative Formen der Lehre. Die Forschungstätigkeiten der Jade Hochschule zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug aus, die in Kooperation mit Unternehmen, Verbänden und anderen Institutionen sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden.