Dataismus - „Krasses Zeug“ und viele große Fragen
Weniger wie ein klassischer Vortrag, sondern mehr wie ein lockerer Austausch mit seinem Publikum hat sich der Beitrag von Wolfgang A. Buescher zum Auftakt der Vortragsreihe des Instituts für Medienwirtschaft und Journalismus (InMWJ) am 11. April an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven gestaltet.
Mit seinem Thema „Dataismus: Der ,Glaube‘ an Daten und die Bedeutung für die Medien“ gewann Wolfgang A. Buescher schnell die Aufmerksamkeit und Diskussions-bereitschaft seiner Zuhörer. Vor allem wohl deshalb, weil er trotz seiner Expertise als erfahrener Datenanalyst nicht vorgab, alle Antworten auf die großen Fragen rund um die digitale Revolution zu kennen, sondern viele dieser Fragen aufwarf und mit dem Publikum diskutierte.
Wie die Kombination von Globalisierung und Digitalisierung den Alltag der Menschen verändert, wurde so an verschiedenen Beispielen deutlich. Mit „persönlichem Gesundheitsmanagement“ und dem digitalen Management des eigenen Vitamin-D-Spiegels („Vitamin D ist richtig krasses Zeug“) fing es noch vergleichsweise harmlos an. Welche Macht Konzerne wie Google oder Amazon besitzen, weil sie über riesige Mengen an Daten ihrer Nutzer und Kunden verfügen („virtuell, nicht zu sehen und damit irgendwie gruselig“); wie viel Verantwortung der Mensch mittlerweile an Algorithmen abgibt – sei es bei Recherchen mit Hilfe von Google oder beim Autofahren mit einem Navigationssystem; wie erfolgreich Amazon allein im Onlinehandel schon dadurch ist, dass das Unternehmen Menschen auf geschickte Art beeinflusst („Andere Kunden kauften auch …“) – Bueschers Beispiele machten nachdenklich.
Was ist los in der Welt? Was bedeutet das für die Zukunft?
Innere Sicherheit, Arbeitsmarkt, Medizin, Demokratie … kaum ein Bereich, so Buescher, sei nicht von Digitalisierung betroffen oder werde es auch in Zukunft nicht sein. Bei einem kurz eingespielten Video von Roboterhunden des US-Unternehmens Boston Dynamics bekam man eine ungute Ahnung davon, wie moderne Kriegsführung aussehen könnte. Der Mensch jedenfalls, so brachte der Referent es in Anlehnung an den Historiker und Autor Yuval Noah Harari (u.a. „Homo Deus“) auf den Punkt, wird bedeutungslos: „Dagegen war das Ausbeuten von früher noch nett!“
Damit stehe die Gesellschaft und vor allem die internationale Gemeinschaft vor großen Herausforderungen. Und nicht zuletzt Medienschaffende und damit auch angehende Medienwirte der Jade Hochschule würden dabei eine wichtige Rolle spielen.