Der Faktor Wetter in der Speditions- und Fernbusbranche
Schneefall und Starkregen haben den größten Einfluss auf Fahrgeschwindigkeiten und Ankunftszeiten
Wilhelmshaven. Das Verbundprojekt MeteoValue-live untersuchte im Rahmen seiner dreijährigen Forschungstätigkeit, welche Auswirkungen Wettereinflüsse auf die Einsatz- und Routenplanungen von Speditions- und Fernbusunternehmen haben und entwickelte geeignete IT-Dienste zur Unterstützung der Branche.
Die Transportbranche steht vor zahlreichen Herausforderungen. Unvorhersehbare Ereignisse wie etwa Extremwetter sowie die seit langem bestehende Parkplatzknappheit können den Transportprozess erheblich erschweren. Die Jade Hochschule untersuchte gemeinsam mit den Projektpartnern FlixBus, DB Schenker, Climate Media Factory, Fraunhofer Fokus, infoware und Map and Route den Einfluss von Wetterereignissen auf die Fahrgeschwindigkeiten von Fernbussen und Lkw sowie auf die Belegung von Autobahnparkplätzen für diese Fahrzeuge. Auf Basis dieser Zusammenhänge sollten Routinganwendungen durch Einbeziehung von Wetterprognosen optimiert werden, um eine genauere Prognose der Ankunftszeiten zu erreichen und dadurch den Kundenservice und die Kundenzufriedenheit zu verbessern. Zudem ging es darum, exaktere Aussagen über Parkplatzbelegungen an Autobahnen zu treffen, damit Fahrerinnen und Fahrer besser entscheiden können, wie weit sie im Rahmen ihrer Lenkzeiten noch fahren können und wo sie bei Bedarf einen geeigneten Parkplatz finden.
Im ersten Schritt wurden dazu historische Wetterdaten (ergänzt um Re-Analysen) sowie Fahrspurdaten von Fernbussen und Lkw-Wechselbrücken aufbereitet und auf Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Wetterparametern und den Fahrgeschwindigkeiten untersucht. Die Grundlage der Analyse bildeten dabei entsprechende Daten entlang von zehn ausgewählten Teststrecken in Deutschland sowie drei weiterer in Österreich und Italien. Parallel dazu untersuchte das Projektteam, ob markantes Wetter einen messbaren Einfluss auf die Belegung von Lkw-Parkplätzen hat.
Im Projektverlauf zeigte sich dabei, dass insbesondere Schneefall, aber auch starker Regen einen Einfluss auf die Fahrgeschwindigkeiten hatte und dass sich bei diesen Wettersituationen durch Hinzunahme von Wetterprognosen auch die vorhergesagten Ankunftszeiten im Schnitt besser kalkulieren ließen.
„Insbesondere bei starkem Schneefall konnte durch Hinzunahme des Faktors Wetter die Fehlerkenngröße in der Routinganwendung um etwa die Hälfte reduziert werden. Aber auch bei Starkregen war immerhin noch eine Fehlerreduzierung von circa acht Prozent zu beobachten.“
Prof. Dr. Michael Klafft, Gesamtprojektleiter von der Jade Hochschule
Aufbauend auf den Ergebnissen der wissenschaftlichen Analyse und in Zusammenhang mit der Durchführung der verschiedenen Projektarbeiten entwickelten die Partner zudem verschiedene IT-Werkzeuge. So wurde unter anderem eine bestehende Routinganwendung mit Hilfe des Faktors Wetter speziell für Fernbusse und Lkw optimiert, eine App zur Erfassung von Parkplatzbelegungen sowie zur Anzeige von Parkplatzprognosen entwickelt, verschiedene Dashboards zur Veranschaulichung des Status von Fernbusfahrten erarbeitet sowie eine Warnapplikation zur Information des Notfallmanagements (beispielsweise von Busunternehmen) erstellt, die bei prognostizierten Schlechtwettersituationen Warnungen für Notfallmanager und Dispatcher generiert.
Hintergrund
Das kürzlich abgeschlossene Projekt „MeteoValue-live“ hatte eine Laufzeit vom 1. Juli 2019 bis 30. September 2022 und war ein Verbundprojekt folgender Partner: Climate Media Factory, DB Schenker, FlixBus, Fraunhofer Fokus, infoware, Jade Hochschule und Map and Route. Die Wetterdaten wurden im Unterauftrag von Ubimet zugeliefert. Das Projekt „MeteoValue-live“ wurde im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND mit rund 1,4 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert.
Über den mFUND des BMVI
Im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND fördert das BMDV seit 2016 datenbasierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte für die digitale und vernetzte Mobilität der Zukunft. Die Projektförderung wird ergänzt durch eine aktive fachliche Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung und durch die Bereitstellung von offenen Daten auf der Mobilithek. Weitere Informationen finden Sie unter mfund.de.
Die Jade Hochschule mit ihren drei Studienorten im Nordwesten Deutschlands sieht sich in der Verantwortung für die Entwicklung der Region, in der sie stark verwurzelt ist. Hier trifft ein breites und modernes Fächerangebot auf innovative Formen der Lehre. Die Forschungstätigkeiten der Jade Hochschule zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug aus, die in Kooperation mit Unternehmen, Verbänden und anderen Institutionen sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden.