Einfluss von Alter und Kognition auf die Sprachverständlichkeit
Theresa Nüsse schließt Promotion erfolgreich ab
Jade Welt (JW): Liebe Frau Nüsse, wir gratulieren Ihnen herzlich zum erfolgreichen Abschluss Ihrer Promotion! Welches Thema haben Sie bearbeitet?
Nüsse: Der Titel meiner kumulativ erstellten Dissertation war „Speech recognition in relation to hearing abilities and cognitive factors - New approaches for ecologically valid testing of speech recognition“. Ich habe mich also mit dem Einfluss von Alter und Kognition auf die Sprachverständlichkeit beschäftigt und ein neues Verfahren zur Messung der Sprachverständlichkeit in alltagsnahen Hörsituationen evaluiert.
JW: Mit welchen Ergebnissen?
Nüsse: Ein Ziel meiner Arbeit war die Identifikation von Einflussfaktoren auf die Sprachverständlichkeit mit einem Schwerpunkt auf der Einbindung kognitiver Funktionen. Ich konnte zeigen, dass der Zusammenhang zwischen Sprachverständlichkeit und den kognitiven Fähigkeiten von Proband_innen von der jeweiligen Hörsituation abhängig ist. In Situationen mit verständlicher Sprache als Störgeräusch sind zum Beispiel die lexikalischen Fähigkeiten besonders wichtig.
Ein weiteres Ziel war die Evaluation eines Verfahrens zur alltagsnahen Messung der Sprachverständlichkeit, des ConCurrentOLSA (CCOLSA). Hierfür wurde eine Gesprächssituation mit drei Sprecher_innen simuliert, denen die Proband_innen abwechselnd zuhören sollten. In einer Studie mit jüngeren und älteren Normalhörenden zeigte sich, dass der CCOLSA gut geeignet ist, um die aufmerksamkeitsgeleitete Sprachverständlichkeit zu messen. In Zukunft soll der CCOLSA zum Beispiel zur Evaluation von Hörgerätealgorithmen angewendet werden.
Theresa Nüsses Promotion wurde von Prof. Dr. Inga Holube vom Institut für Audiologie der Jade Hochschule betreut:
„Die Betreuung der Promotion von Frau Nüsse hat mir viel Freude bereitet und die Forschung in meinem Team in vieler Hinsicht bereichert. Sie hat die zahlreichen Herausforderungen ihrer Arbeit vor allem an der Schnittstelle zwischen Audiologie und Psychologie sowie Experimenten und Theorien hervorragend gemeistert.“
Prof. Dr. Inga Holube
Erstgutachter der Arbeit war Prof. Dr. Volker Hohmann von der Uni Oldenburg. Weitere Prüfer waren Dr. Antje Heinrich, University of Manchester, GB, und PD Dr. Thomas Brand, Uni Oldenburg.
JW: Was hat Ihnen an der Arbeit an der Promotion besonders gefallen?
Nüsse: Die Promotion ist aus meiner Sicht eine einmalige Möglichkeit sich über einen längeren Zeitraum mit einem Forschungsthema zu befassen. Ich habe mich während der Promotion stark mit den Grundlagen der Kognitionsforschung und Neuropsychologie auseinandergesetzt. Durch die Forschungsprofessur AKOSIA von Prof. Dr. Inga Holube wurden am Institut für Audiologie gleich zu Anfang meiner Promotion mit zusätzlicher Laborausstattung und neuen Mitarbeiter_innen die strukturellen Voraussetzungen für die Erforschung von Fragestellungen der kognitiven Audiologie geschaffen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb unseres Teams begünstigte meine wissenschaftliche Qualifikation in der Promotionsphase.
JW: Welche Herausforderungen barg die Arbeit an Ihrer Promotion?
Nüsse: Es gab immer mal wieder kleinere oder größere Schwierigkeiten, sei es bei der technischen Umsetzung von Experimenten im Labor oder mit der Rekrutierung von geeigneten Proband_innen. Während der Promotionsphase habe ich an verschiedenen Drittmittelprojekten mitgearbeitet und Studien durchgeführt, die thematisch reizvoll waren, aber nicht immer im direkten Bezug zu meiner Promotion standen. Bei der konkreten Erstellung der Dissertation war die wohl größte Herausforderung für mich deshalb die Fokussierung auf mein Promotionsthema.
JW: Wie geht es für Sie weiter?
Nüsse: Im letzten Monat habe ich die Arbeit an einem neuen Drittmittelprojekt am Institut für Hörtechnik und Audiologie begonnen, das von der Firma Sonova AG gefördert wird. Außerdem lehre ich in diesem Wintersemester zum zweiten Mal das Modul Audiometrie und Hörsysteme im Studiengang Logopädie. Wie es nach Ablauf der Projektlaufzeit für mich weitergeht, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.
Werdegang Theresa Nüsse
Theresa Nüsse studierte ab 2009 Hörtechnik und Audiologie an der Jade Hochschule, Studienort Oldenburg. Im Anschluss absolvierte sie den Master-Studiengang Hörtechnik und Audiologie an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. Mit der Masterarbeit zum Thema „Zusammenhang zwischen Sprachverstehen und kognitiven Fähigkeiten bei älteren Probanden mit und ohne Hörstörungen“ schloss sie ihr Studium im Juli 2015 ab. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Jade Hochschule in Oldenburg in den Projekten „Audiologie, Kognition und Sinnesleistungen im Alter“ (AKOSIA) und „Innovationsverbund für integrierte, binaurale Hörsystemtechnik“ (VIBHear, gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung) und aktuell in einem neuen Drittmittelprojekt am Institut für Hörtechnik und Audiologie.