Das Modul „Fertigungstechnik“ der Studiengänge Mechatronik, Medizintechnik und Meerestechnik wurde in diesem Wintersemester mit 40 Studierenden in Projektform durchgeführt. Die Studierenden, die aus unterschiedlichen Nationen von Marokko bis Jemen und Afghanistan, Nepal, Brasilien, Kamerun und Deutschland kommen, nutzten die verfügbaren Konstruktions-, Werkstatt- und Labormöglichkeiten der Jade Hochschule, um verschiedene Kochöfen aus Blech konstruktions- und fertigungstechnisch zu optimieren. Neben den theoretischen, konstruktiven Inhalten legte Prof. Dr. Martin Ruoff viel Wert auf die praktische Umsetzung.
Die Studierenden haben sich jedoch nicht nur mit den fachlichen Aspekten der Fertigungstechnik beschäftigt. Ruoff behandelte auch die rechtlichen Rahmenbedingungen. So analysierten die Studierenden, unter welchen Bedingungen patentgeschützte Produkte nachgebaut werden dürfen. Ebenso recherchierten sie die Satzung über die Benutzung von öffentlichen Anlagen der Stadt Wilhelmshaven als auch das Niedersächsische Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung.
„Das war erforderlich, weil wir die Idee hatten, als Brennmaterial für die Kochversuche Leseholz zu verwenden, das die Studierenden bei einer Exkursion in den an die Hochschule angrenzenden Stadtpark gesammelt haben.“
Prof. Dr. Martin Ruoff
Zum Abschluss des Semesters werden am 13. Dezember ab 12 Uhr in der Aula, Hauptgebäude Campus Wilhelmshaven, die Studierenden die selbst hergestellten Öfen zum Einsatz bringen und Gerichte aus ihren Herkunftsländern für alle 40 Teilnehmenden kochen. Bei der Abschlussveranstaltung wird ein Projektleiter von atmosfair über seine Erfahrungen beim Aufbau der lokalen Fertigung in Ruanda berichten. Wir laden alle Medienvertreter_innen herzlich zu dieser Veranstaltung ein.
Mit den Optimierungen der Konstruktion der Öfen und der vereinfachten Fertigung trägt die Jade Hochschule dazu bei, die Kochöfen effizierter und kostengünstiger zu produzieren. Anhand verschiedener Muster und Zeichnungen ermittelten die studentischen Arbeitsgruppen zunächst die notwendigen Konstruktionsdaten des Kochofens. Dabei musste auch die Form und Größe der „Wonderbox“, die mit dem Kochofen mitgeliefert wird, beachtet werden. Die „Wonderbox“ ist ein Behälter aus stark wärmeisolierendem Kunststoff, mit dem halbfertige Speisen komplett ohne weitere Energiezufuhr zu Ende gegart werden können. Nach der Digitalisierung der Konstruktionsdaten und den funktions- und fertigungstechnischen Verbesserungen fertigten die Studierenden die überarbeiteten Kochöfen.
Partner ist die gemeinnützigen Organisation atmosfair mit Sitz in Berlin. Sie führt Klimaschutzprojekte in über 30 Ländern des globalen Südens durch, um CO2 Emissionen zu verringern und eine nachhaltige Entwicklung der Länder zu fördern. Die im Rahmen ihrer Klimaschutzprojekte entwickelten Kochöfen werden an zwei Standorten in Afrika – in Nigeria und Ruanda lokal fertigt. Deren Ofenmodell „Save80“ eignet sich aufgrund seines Designs ausgesprochen gut für die Fertigung mit grundlegenden Methoden der Metallverarbeitung. Gleichzeitig zeichnet er sich durch eine sehr effiziente Nutzung des verwendeten Brennmaterials aus. Er benötigt nur 20 Prozent von dem Brennholz im Vergleich zu anderen Feuerstellen, die in vielen Regionen Afrikas noch üblich sind und verursacht dementsprechend 80 Prozent weniger Emissionen.
Die Jade Hochschule mit ihren drei Studienorten im Nordwesten Deutschlands sieht sich in der Verantwortung für die Entwicklung der Region, in der sie stark verwurzelt ist. Hier trifft ein breites und modernes Fächerangebot auf innovative Formen der Lehre. Die Forschungstätigkeiten der Jade Hochschule zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug aus, die in Kooperation mit Unternehmen, Verbänden und anderen Institutionen sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden.