Ein Abend - acht Kneipen - 16 Vorträge: Die Veranstaltung „Hirn vom Hahn – Wissen frisch gezapft“ lockte am vergangenen Donnerstag rund 600 Wissbegierige in die Oldenburger Innenstadt. Bereits zum fünften Mal fanden in insgesamt acht Kneipen kurze Vorträge zu aktuellen Forschungsvorhaben von Wissenschaftler_innen verschiedenster Fachdisziplinen statt. Statt in klassischen Hörsälen erläuterten die Referent_innen ihren Arbeitsalltag und ihre Forschungsthemen direkt zwischen Tresen und Barhockern. Die Besucher_innen konnten nicht nur viel Neues lernen, sondern auch aktiv Fragen stellen und mitdiskutieren. Die entspannte Kneipenatmosphäre sorgte dabei für einen ungezwungenen Austausch zwischen Wissenschaftler_innen und Publikum.
„Der Andrang war in diesem Jahr enorm. Es ist so schön zu erleben, wie viele Oldenburgerinnen und Oldenburger sich für wissenschaftliche Themen interessieren und begeistern“, sagt Katrin Keller vom Wissens- und Technologietransfer der Jade Hochschule und Orga-Team. „Aber nicht nur die Anzahl der Interessierten, sondern auch die Qualität der Fragen und Gespräche im Anschluss haben mich beeindruckt. So macht die Umsetzung unserer „dritten Mission“ einfach richtig viel Spaß!“
Dr. Melanie Hellwig vom Fachbereich Management, Information, Technologie sprach im Marvins mit ihrem Publikum über das, worüber man nicht spricht: Tabus. Was ist ein Tabu? Welche Funktion erfüllt es? Und was haben die Medien damit zu tun? Tabus sind in aller Munde – aber oft ist gar nicht klar, was damit genau gemeint ist. Gemeinsam mit ihren Zuhörer_innen begab sich die Referentin auf eine Reise in die Kommunikationswissenschaft und die Sozialpsychologie. Dabei wurde deutlich, dass Medienschaffende genauso wenig Tabus errichten oder brechen können, wie jede und jeder andere auch.
„Füll mal die Wasserwaage nach!“ – Kultur in der Baubranche war das Thema von Markus Stange aus der Abteilung Bauwesen in der Umbaubar. Der Bauherr hat keine Ahnung, der Architekt ist ein Künstler, der Bauingenieur ist ein Betonkopf und die Bauarbeiter machen eh, was sie für richtig halten – Klischees sind in der Baubranche an der Tagesordnung. Und überhaupt: „Wer glaubt, dass ein Bauleiter den Bau leitet, glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet.“ Gemeinsam mit dem Publikum untersuchte der Referent, was sich hinter diesen Klischees verbirgt und wie es kommt, dass das Bauen trotzdem funktioniert.
Prof. Dr. Till Sieberth aus der Abteilung Geoinformation begab sich in der Buddel Jungs Bar mit seinem Publikum und optischer Messtechnik auf die Spur der Täter. Jede und jeder hat schon mal im Fernsehen einen Krimi gesehen und die Forensiker_innen bewundert, die kleinste Details mit moderner Technik sichtbar machen und so zur Aufklärung eines Falls beitragen können. Wie mit Hilfe optischer Messtechnik Tathergänge rekonstruiert werden können, vollzog der Referent gemeinsam mit den Besucher_innen nach.
„Hirn vom Hahn“
Die Veranstaltung "Hirn vom Hahn" wird vom „Oldenburger Netzwerk für Wissenschaftskommunikation (OLWIK)“ organisiert. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss verschiedener Institutionen aus Wissenschaft und Forschung, dazu gehören neben der Jade Hochschule auch die Universität Oldenburg, das Schlaue Haus und das OFFIS. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, die wissenschaftliche Arbeit, die oft hinter verschlossenen Labor- und Bürotüren stattfindet, für jeden zugänglich zu machen, beispielsweise über Veranstaltungen oder den regelmäßig erscheinenden Podcast „Hirngehört“ mit Oldenburger Wissenschaftler_innen.
Die Veranstaltung wurde von der Wirtschaftsförderung der Stadt Oldenburg, der Gertrud und Hellmut Barthel Stiftung und der OLB-Stiftung gefördert.