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Beim Handball und im Studium: „Selbstreflexion ist Bestandteil eines Entwicklungsprozesses“

Handballer und Student Maximilian Mißling im Gespräch

Maximilian Mißling in Aktion (Foto: privat)
Maximilian Mißling in Aktion (Foto: privat)

Maximilian Mißling aus Bad Malente in Schleswig-Holstein studiert an der Jade Hochschule Strategisches Management (Master) und ist gleichzeitig Handballer beim Wilhelmshavener HV. Der 24-Jährige musste schon oft umziehen. An der Jade fühlt er sich aber ausgesprochen wohl. Jörg Brunßen aus dem Fachbereich Wirtschaft sprach mit dem Sportler.

Du bist erfolgreicher Handballer beim Drittligisten Wilhelmshavener HV. Wie viel Zeit nimmt der Sport dich in der Regel in Anspruch?
Mißling: Derzeit trainieren wir neunmal die Woche und haben jedes Wochenende ein Spiel.  Etwa 30-35 Stunden nimmt der Sport mich pro Woche ein. Je nachdem ob wir ein Heim- der Auswärtsspiel haben. Hinzu kommt jede Woche noch ein Videostudium der Gegner und ab und zu auch der eine oder andere Physiotherapietermin.

Sind ein erfolgreiches Studium und eine Sportlerkarriere miteinander vereinbar und vor allen Dingen aus deiner Sicht machbar?
Mißling: Es kommt immer darauf an, wie man Erfolg definiert. Die Endnote „sehr gut“ ist in der Regelstudienzeit für mich schwer machbar (Maximilian schmunzelt). Dennoch würde ich deine Frage mit JA beantworten, da ich meinen Bachelor in 7 Semestern zu meiner Zufriedenheit abschließen konnte. Im Master nehme ich mir jetzt die Zeit für drei bis vier Kurse pro Semester. So kann ich sportlich und studientechnisch meine Ziele umsetzen.

Maximilian Mißling (Foto: privat)
Maximilian Mißling (Foto: privat)

Kannst du mit dem Handball deinen Alltag auch finanziell meistern?
Mißling: In der 3. Liga wird man nicht reich (lacht). Ich kann aber ähnlich wie andere Studierende, die oftmals auch einen Nebenjob haben, mit dem Handball meinen Lebensunterhalt finanzieren.

Wo hast du vor deiner Zeit in Wilhelmshaven gespielt?
Mißling: Vor meiner Zeit in Wilhelmshaven habe bei den Füchsen Berlin, der Eintracht Hildesheim und dem Stralsunder HV gespielt, wobei die Saison in Stralsund durch die Corona-Pandemie sehr kurz war.

Du hast mir erzählt, dass du gleich nach deinem Abitur nach Berlin gezogen bist. Hatte die Entscheidung mit dem Handball zu tun?
Mißling: Ich hatte nach dem Abitur die Möglichkeit zu der U23 der Füchse Berlin (Anmerkung der Redaktion: Die Füchse Berlin spielen in der 1. Bundesliga) zu wechseln. Die sind in der vorangegangenen A-Jugend Bundesliga-Saison auf mich aufmerksam geworden. Diese Chance habe ich genutzt. In Berlin habe ich auch mit meinem Bachelorstudium begonnen.

Wo hast du deinen Bachelorabschluss gemacht?
Mißling: Mein Bachelorstudium habe ich an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin begonnen. Wegen eines Vereinswechsels habe ich mich dann an der Fernuniversität in Hagen eingeschrieben und auch dort beendet.

Wie gefällt dir der Masterstudiengang in Wilhelmshaven?
Mißling: Der Masterstudiengang in Wilhelmshaven gefällt mir sehr gut. Im Bachelorstudiengang hatte ich mich für die Vertiefungen Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsmathematik entschieden. Die Schwerpunkte im Strategischen Management sind sehr gute Ergänzungen. Insbesondere die Vertiefung Dienstleistungsmanagement finde ich sehr spannend und ist auch sehr zukunftsorientiert. Das Einzige, was mir persönlich nicht so gut gefällt, sind die vielen Hausarbeiten. Für mich als Profisportler ist der Arbeitsaufwand sehr hoch. Für eine Klausur zu lernen, lässt sich besser in den Sportleralltag integrieren.

Welche Pläne hast du nach deinem Masterabschluss oder machst du das Abhängig vom Erfolg des Vereins?
Mißling: Weil Handball meine große Leidenschaft ist, würde ich auch gerne noch ein paar Jahre auf hohem Niveau spielen. Vorstellen kann ich mir parallel zum Sport eine Promotion. Dafür müssen meine Noten gut sein. Alternativ kommt auch ein Informatikstudium oder ein direkter Berufseinstieg in Frage.

Welche Dinge aus dem „Handballeralltag“ sind für deine berufliche Laufbahn vorteilhaft?
Mißling: Es gibt viele Dinge, die ich durch den Handball- bzw. Profisport gelernt habe, die mir jetzt und im späteren Leben weiterhelfen. Das Umgehen mit Drucksituationen, ein gutes Zeitmanagement sowie die Priorisierung von Aufgaben fallen mir zunächst ein. Ebenso gehört aber auch dazu, dass man lernt, richtig mit Kritik umzugehen. Sowohl Selbstkritik als auch von anderen kritisiert zu werden habe ich beim Handball gelernt. Selbstreflexion und Kritik sind Bestandteil eines Entwicklungsprozesses. Vor meiner Sportlerkarriere ist mir das in dieser Intensität noch nicht begegnet.

Wir wünschen dir weiterhin alles Gute für dein Studium und viel Erfolg bei deinen sportlichen Zielen.

Das Interview erschien auch in der Meerblick, der Zeitschrift des Fachbereichs Wirtschaft.

Ein Beitrag von:

  • Jörg Brunßen
    Jörg Brunßen

    joerg.brunssen@jade-hs.de