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Digitale Wissenssysteme im Bauwesen

Neue Wege für die Schadensbewertung von Holzbauteilen

Oldenburg. Der Bau- und Sanierungssektor steht vor großen Herausforderungen. Eine stagnierende Sanierungsrate und demografischer Wandel erfordern innovative Lösungen, da wertvolles Expertenwissen, das zu Beurteilung bestehender Gebäudestrukturen genutzt wird, durch den Ruhestand erfahrener Fachkräfte verloren zu gehen droht. Darüber hinaus ist die Beurteilung begleitet von subjektiven Einschätzungsprozessen. Hier setzt eine aktuelle Promotion an, die digital modelliertes Wissen zur Schadensbewertung von Holzbauteilen entwickelt hat.

Christian Kreyenschmidt hat seine Promotion an der RWTH Aachen in Kooperation mit der Jade Hochschule zur digitalen Unterstützung von Sachverständigen im Holzbau erfolgreich abgeschlossen. In seiner Dissertation mit dem Titel „Konzept zur digitalen wissensbasierten Beurteilung von Schäden durch holzzerstörende Insekten an Bauwerken“ entwickelte er ein innovatives Verfahren zur digitalen Schadensbewertung. Für seine Arbeit wurde er beim Wettbewerb „Auf IT gebaut – Bauberufe mit Zukunft“ des Rationalisierungs- und Innovationszentrums der Deutschen Wirtschaft ausgezeichnet.

Holz stellt als Baustoff im Bestandsbau und dessen Beurteilung eine besondere Herausforderung dar. Bei Schäden erfolgt die Schadensbewertung durch Sachverständige, die anhand verschiedener Parameter eine Beurteilung vornehmen. Im Falle von Schäden durch holzerstörende Insekten zählen dazu die Sichtung des Bauteils, die Einordnung der Einbausituation, die Prüfung, ob ein aktiver Befall vorliegt, und die darauffolgende Identifikation des Schädlings.

Nach dem Vorbild digitaler Diagnosesysteme aus der Medizin ermöglicht das von Kreyenschmidt entwickelte System eine standardisierte Bewertung von Bauschäden und verbessert die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen. Die Methodik basiert auf vernetzten Daten, die Begriffe in Beziehungen einordnen und über das modellierte Wissen Diagnosen ableiten lassen, die dann auch für Menschen verständlich und transparent dokumentiert sind.

Kreyenschmidt testete die Praxistauglichkeit des Konzepts durch prototypische Anwendungen und Experteninterviews. Die Ergebnisse zeigen, dass das System eine nachvollziehbare, datenbasierte Bewertung ermöglicht und die Arbeit von Sachverständigen ergänzt.

„Digitale Expertensysteme werden vor allem durch die derzeitigen Entwicklungen großer Sprachmodelle noch weiter in unseren Alltag vordringen, dabei ist es jedoch wichtig, die Entscheidungsfindung der Systeme möglichst transparent und für den Menschen nachvollziehbar darzustellen. In meiner Dissertation wurde ein Konzept entwickelt, das den Fokus vor allem auf die Transparenz der Entscheidung legt. Die Potenziale für die Weiterentwicklung und Integration solcher Konzepte in neue Technologien sind groß. Dazu gehören Robotik, Bildklassifikation und weitere Anwendungsfelder der künstlichen Intelligenz. Diese Entwicklungen werden einen Beitrag zur nachhaltigen Instandhaltung und Wissensbewahrung im Bauwesen leisten“, sagt Kreyenschmidt.

Dr.-Ing. Christian Kreyenschmidt (Foto: Jade HS)
Zweitgutachter Prof. Dr.-Ing. Sebastian Hollermann, Dr.-Ing. Christian Kreyenschmidt, Erstgutachter Prof. Dr. Jacob Beetz (Foto: Jade HS)

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