Ehemaliger Fußballprofi Uli Borowka liest aus seinem Buch „Volle Pulle“

Zu Gast bei der Veranstaltung "Arbeit - Sucht - Gesundheit" vom Betrieblichen Gesundheitsmanagement

„Ich war nie der Meinung, dass ich ein Problem habe.“ Uli Borowka, ehemaliger Fußballprofi und trockener Alkoholiker, war am heutigen Freitag zu Gast an der Jade Hochschule. Eingeladen hatte das Betriebliche Gesundheitsmanagement zur Veranstaltung „Arbeit – Sucht – Gesundheit“ mit dem Ziel, über das Thema „Sucht“, insbesondere am Arbeitsplatz, aufzuklären.

„Wegschauen ist keine Lösung“

Nach der Begrüßung der Organisatorin Manuela Hapek, richtete Prof. Dr. Hero Weber, Vizepräsident für Studium und Lehre, sein Grußwort an die Gäste. Personalratsvorsitzender Carsten Henze appellierte an alle Anwesenden: „Wegschauen ist keine Lösung.“ Und der externe Suchtberater Wilfried Sondag erklärte noch einmal den Hintergrund der Dienstvereinbarung Suchtprävention. Diese sei ein Hilfsinstrument, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten der Jade Hochschule zu fördern, zu erhalten oder wiederherzustellen.

„Der Weg eines Suchtkranken geht nie nach oben“

„Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Dienstvereinbarung Suchtprävention“, sagte Borowka. Sie sei wichtig und der erste Schritt, um Führungskräften sowie Kolleginnen und Kollegen von Süchtigen einen Handlungsleitfaden zu bieten. Mit der Lesung seines Buches „Volle Pulle – Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker“ gab er einen offenen Einblick in die Zeit der Abhängigkeiten. Er berichtete, dass er während der Alkoholabhängigkeit ebenfalls medikamentenabhängig und spielsüchtig war. Freunde und Familie deckten ihn jahrelang, sodass er selbst nicht das Gefühlt hatte, ein Problem zu haben. So erfanden seine damalige Ehefrau und auch sein Trainer für ihn Ausreden. Als Süchtiger merke man deshalb, dass einem nichts passieren könne. Borowka bezeichnet dieses Verhalten als Co-Abhängigkeit. Natürlich entstehe dies aus Liebe und Zuneigung, allerdings schade es den Süchtigen, weil ihnen nicht bewusst wird, dass sie ihr Verhalten ändern müssen.

„Ich bin jetzt mit mir im Reinen und kann deshalb so offen darüber sprechen“, resümiert Borowka. Mit seiner Stiftung „Uli Borowka Suchtprävention und Suchthilfe e.V.“ unterstütze er aktiv Suchtkranken, um ihnen zu helfen, ein Leben ohne Süchte zu führen.

Hintergrund

Uli Borowka wurde am 19. Mai 1962 in Menden geboren und ist gelernter Maschinenschlosser. 1980 holt ihn der damalige Borussia-Trainer Jupp Heynkes nach Mönchengladbach, wo er ein Jahr später seine Profifußballerkarriere begann. Er absolvierte insgesamt 388 Bundesligaspiele, 80 Europapokalspiele und sechs A-Länderspiele. Mit Werder Bremen holte Borowka zudem je zweimal die Meisterschale sowie den DFB-Pokal und gewann 1992 den Europapokal.

Die „Axt“, wie Borowka noch heute genannt wird, wurde mehrfach zum härtesten Abwehrspieler in der Weltauswahl gewählt. Auch in der Bundesliga galt er jahrelang als unbeliebtester Abwehrspieler. Borowka war 16 Jahre lang alkoholanhängig. Nach einem viermonatigen Klinikaufenthalt – vor nunmehr 19 Jahren – gelang ihm der Ausstieg aus der Alkoholsucht.

Die Besucher_innen nutzten die Gelegenheit und ließen sich Erinnerungsstücke von Uli Borowka signieren. (Fotos: Jade HS/ Piet Meyer)