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Ein Leben in Lehre, Forschung und Hochschulverwaltung

Gründungspräsident Prof. Dr. Elmar Schreiber in den Ruhestand verabschiedet

Wilhelmshaven. „Wissen weiterzugeben, hält mich jung“, sagt Elmar Schreiber. Der Gründungspräsident der Jade Hochschule verabschiedet sich nach einem arbeitsreichen Leben mit vielen Stationen auf der Welt in den Ruhestand. Dass die Vorlesungen ihm immer besonders viel Spaß gemacht haben, resümiert er, und sie hätten ihm geholfen, darüber nachzudenken, wo sich das Leben der jungen Menschen abspielt. Nach über 48 Jahren im hochschulwissenschaftlichen Kontext zeigt sich: Ganz zu Beginn war der Plan ein anderer.

Während seines Abiturs fasste Elmar Schreiber die Idee, Zahnmedizin zu studieren – bis eine Lufthansa-Anzeige seine Pläne auf den Kopf stellte. Beim Assessment-Center für die Suche nach Piloten in Fuhlsbüttel hielt er bis kurz vor dem Ende durch. Dann teilte man ihm mit, dass seine Ergebnisse im Flugsimulator nicht ausreichend waren. „Es ist gut, dass es so gekommen ist“, sagt er heute.

1977 nahm er sein Studium in Paderborn an der neu gegründeten Gesamthochschule-Universität auf, die damals zwischen einer Fachhochschule und einer Universität einzuordnen war. Die Politik wollte mehr Menschen ein Studium ermöglichen – doch Universitäten leisteten eher Widerstand. „Fachhochschulen sind meiner Meinung nach ein sehr erfolgreiches Konstrukt, was sich nicht nur daran zeigt, dass es in Deutschland mehr Fachhochschulen als Universitäten gibt.

Studieren um des Wissens wegen

Parallel zu seinem Lehramtsstudium in Physik und Mathematik schrieb sich Schreiber auch für ein Physik-Diplom ein – getrieben von reiner Neugier am Fach. Daneben besuchte er Psychologie-, Philosophie- und Kunstvorlesungen. 

„Es ging mir dabei immer um die Erkenntnis als Selbstzweck und weniger darum, eine berufliche Karriere vorzubereiten.“

 Nachdem er 1984 beide Studiengänge beendete, konnte er aufgrund fehlender Plätze für mindestens zwei Jahre nicht das Referendariat anschließen. Schreiber entschied sich deshalb, zur Physik der ultraschnellen Dynamik in Festkörpern zu promovieren. Als wissenschaftlicher Assistent an der FU Berlin habilitierte er sich auf dem Gebiet der Femtosekunden-Spektroskopie an Molekülen. „Mit extrem kurzen Laserpulsen brachte ich Moleküle zum schwingen und schaute, ob sie dabei eher Rock‘n Roll oder Wiener Walzer tanzten.“ Danach ging Schreiber zum Max-Born-Institut in Berlin-Adlershof und wechselte 1998 nach Princeton/New Jersey, wo er bis 2002 als Direktor ein Center of Excellence zur Anwendung kürzester Laserpulse auf Materie leitete.

Vom Forscher zum Rektor

2002 bewarb sich Schreiber erfolgreich auf die ausgeschriebene Rektorenstelle der Hochschule Bremen und behauptete sich gegen zwei interne Kandidaten. In seiner Amtszeit setzte er dort die Anforderungen der 1999 in Bologna beschlossenen Reform zur Vereinheitlichung des europäischen Hochschulraumes, insbesondere die Umstellung der Studiengänge von Diplom- auf Bachelor- und Master-Abschlüsse, um und begleitete einen internen Umgestaltungsprozess, bei dem aus neun Fakultäten fünf wurden. Nach seiner sechsjährigen Amtszeit wechselte er an die Universität Bremen als Berater für das MeVis Fraunhofer Institut.

Schreibers hochschulweite Expertise war anschließend weiter gefragt, als er als Berater für den Oman tätig war, die in ihrem Land ein Fachhochschulsystem „nach deutschem Muster“ aufbauen wollten. Während der Zeit vor Ort erhielt er einen Anruf aus dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Dort war man auf der Suche nach einem Gründungspräsidenten für die Jade Hochschule, die 2009 nach der Defusion der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven gegründet wurde. „So eine Aufgabe reizt mich“, zitiert er sich selbst aus dem Telefonat mit dem Wissenschaftsministerium.

„Zuhören und schauen, was zu tun ist“

Gründungspräsident Dr. habil. Elmar Schreiber geht zum 28. Februar in den Ruhestand. (Foto: Barbara Venhaus-Schreiber)

Zum 1. September 2009 konnte das neue Präsidium unter Elmar Schreiber die Arbeit aufnehmen. „In gut 15 Minuten haben wir uns in einer Präsidiumssitzung auf den Namen Jade Hochschule geeinigt – wohlüberlegt und einstimmig“, erinnert sich Schreiber. Direkt anknüpfend entstanden das Logo, das Corporate Design und eine neue Kommunikationsstrategie. Auch wurde der akademische Senat gewählt. 

„Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, ein halbes Jahr lang zuzuhören, um dann zu schauen, was alles zu tun ist.“

 Unter der Leitung von Schreiber als Präsident der Hochschule wuchsen die Studierendenzahlen von 5.700 auf rund 8.000 Studierende, nicht zuletzt auch durch den gemeinsam erarbeiteten Struktur- und Entwicklungsplan STEP 2020. „Wir haben uns damit eine planvolle Richtung in die Zukunft gegeben.“

Besonders schätzt Schreiber an der Jade Hochschule den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen – sowohl im Fachbereich Ingenieurwissenschaften, in dem er nach dem Ende seiner sechsjährigen Amtszeit als Präsident als Professor für Mathematik, Physik und praktische Philosophie tätig war, als auch in den zentralen Einrichtungen. Aber auch die spannenden Gespräche und Diskussionen mit jungen Menschen aus vielen verschiedenen Kulturen werden ihm fehlen. Auf Schreiber warten nun seine Hobbies Malen und Fotografie, aber auch eine mehrwöchige Forschungsreise im Mittelmeer. „Nach 48 Jahren im Hochschulkontext habe ich noch immer Lust auf Zukunft“, sagt Schreiber in Anlehnung an den Claim „Lust auf Zukunft“, mit dem die Jade Hochschule zu ihrer Gründung und unter Schreibers Leitung in die Öffentlichkeitsarbeit gestartet ist.

„Elmar Schreiber hat bei der Gründung der Hochschule im Jahr 2009 als Gründungspräsident Verantwortung übernommen und die Weichen für die erfolgreiche Entwicklung der Jade Hochschule gestellt.“

Hochschulpräsident Prof. Dr. Manfred Weisensee

Ansprechpartnerin in der Redaktion


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Die Jade Hochschule mit ihren drei Studienorten im Nordwesten Deutschlands sieht sich in der Verantwortung für die Entwicklung der Region, in der sie stark verwurzelt ist. Hier trifft ein breites und modernes Fächerangebot auf innovative Formen der Lehre. Die Forschungstätigkeiten der Jade Hochschule zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug aus, die in Kooperation mit Unternehmen, Verbänden und anderen Institutionen sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden.