Eintauchen in andere Welten
Susanne Dickel vermittelt Zuhörer_innen eindrucksvoll die Faszination von 360°-Videos
Sowohl bei Virtual Reality als auch bei 360°-Videos besteht die Faszination darin, als User in eine andere Welt eintauchen oder sogar in die Schuhe einer anderen Person schlüpfen zu können. Dickel diskutierte zunächst mit ihren Zuhörern, wann 360°-Videos sinnvoll sind. Etwa bei Reisereportagen und wenn man Orte zeigen möchte, die nicht jede_r ohne Weiteres bereisen kann: Grönland zum Beispiel oder ein Flüchtlingscamp der Rohingya in Bangladesh. Oder immer dann, wenn es um einen Rollentausch geht. So hat IntoVR, die von Dickel mitgegründete Produktionsfirma, mit der Gedenkstätte Hohenschönhausen in Berlin einen 360°-Film produziert, bei dem Zuschauer_innen die Rolle eines Häftlings der DDR-Staatsicherheit übernehmen. Auch im Immobilienbereich, beim Werben um Arbeitnehmer_innen und im medizinischen Bereich werden 360°-Videos eingesetzt.
Bei der Produktion dieser Filme nimmt eine 360°-Kamera gleichzeitig in alle Richtungen auf. Eine Software setzt anschließend die einzelnen Bilder zusammen, und die Zuschauer_innen können bei der Wiedergabe den Blickwinkel selbst bestimmen.
Weiterhin sprach Dickel über die verschiedenen Rollen, die Nutzer_innen in einer 360°-Produktion einnehmen können, und über die verschiedenen Rezeptionswege (Computerbildschirm, Mobiltelefon oder VR-Brille mit Headset). Auch auf einige besondere Herausforderungen und gestalterische Einschränkungen wies sie hin: Etwa, dass es im Gegensatz zu anderen Kameras immer nur eine Einstellungsgröße, also keine Zoom-Möglichkeit gibt, dass man die Kamera während des Aufnehmens nicht ohne Weiteres bewegen kann und dass es bei Ton und Beleuchtung eher wenig Möglichkeiten gibt.
Auch beim Abstand zu den gefilmten Personen und bei der Positionierung der Kamera gebe es viel zu beachten. Die Referentin zeigte außerdem, wie man durch Geräusche, Bewegung und im Film auftretende Personen oder Figuren die Blickrichtung des Nutzes in eine bestimmte Richtung lenkt.
Dass sich all dieser Aufwand lohnt und dass beim Anschauen eines gut gemachten 360°-Films tatsächlich die Distanz überwunden wird und man sich mitten im Geschehen fühlt, davon konnten sich die Gäste im Anschluss an den Vortrag selbst überzeugen. Dickel hatte mehrere VR-Brillen und Headsets zum Ausprobieren mitgebracht. So konnten die Gäste beispielsweise selbst in die Rolle des Häftlings im Stasi-Gefängnis schlüpfen – eine sehr intensive und auch gruselige Erfahrung.