Erneuerbare Energien – wie Wirtschaftsingenieur_innen zum Ausbau beitragen
Fachexkursion zeigt Vielfalt der Tätigkeitsbereiche
Wie kann russisches Öl und Gas substituiert werden, wenn wir zeitgleich aus der Atom- und der Kohleenergie aussteigen? Die Lösung liegt im engagierten Ausbau Erneuerbarer Energien und ist im Alltag angekommen. Doch ob Windkraft, Photovoltaik oder der dringend benötigte Ausbau der Energienetze, fast immer sind Flächennutzungskonflikte mit Mensch und Natur vorhanden. Somit ist die Energiewende von der expert_innenbasierten Nutzung von geeigneten Geodaten abhängig. Dies ist Thema im interdisziplinären Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Geoinformation, der Inhalte aus Wirtschaft, Geoinformation und Umwelt kombiniert.
Im Rahmen der Fachexkursion „Geoinformation und Wirtschaft“ besuchten zwölf Studierende Unternehmen in der Region, in denen Absolvent_innen des Studienganges tätig sind. Prof. Dr. Frank Schüssler hatte die mehrtägige Exkursion organisiert, bei der die vielfältigen Möglichkeiten nach dem Studienabschluss gut sichtbar wurden.
Einblicke in die Windkraftbranche
Christian Fuhrmann, der erste Absolvent des Studienganges und Experte für Unterwasser- und Genehmigungsmanagement am Oldenburger Sitz des Unternehmens Omexom Renewable Energies Offshore gewährte mit seinen Kollegen einen Einblick in die Planung und den Betrieb von Windkraftanlagen auf See. Ein Drittel der gesamten deutschen Offshore-Windenergie wird in Oldenburg betreut. Die Planung solcher großen Windparks erfordert genaue Geoinformationen, um die Bau- und Managementprozesse effizient steuern und überwachen zu können. Die Studierenden zeigten sich beeindruckt von den Betriebswarten für Erzeugungs- und Umwandlungsanlagen und die dafür notwendige Logistik.
Die Absolventin Jane Beckhusen, Projektkoordinatorin im Bereich Niedersachsen-Nord der börsennotierten Energiekontor AG stellte ihren Werdegang von der Praxisphase über die Bachelorarbeit bis zur beruflichen Tätigkeit dar. Energiekontor mit Sitz in Bremen ist einer der führenden deutschen Projektentwickler für Windparks im In- und Ausland. Bislang wurden 140 Windparks und 14 Solarparks mit einer Gesamtleistung von 1,3 Gigawatt realisiert. Der Prozess von der Projektanbahnung über die detaillierte Planung samt Genehmigungsverfahren und Finanzierung stellt eine Aufgabe dar, die ohne Geoinformationssysteme und Geoinformationen undenkbar wäre.
Kommunikationstalent in der Bürgerbeteiligung und im Trassenbau
Absolvent Oliver Smith ist Sprecher des Gleichstrom-Netzprojekts Korridor B des Netzbetreibers Amprion. Er schilderte eindrücklich die Bedeutung der Energieregion Nordwestdeutschland, in der extrem viel Windstrom on- und offshore umgewandelt wird. Der Transport in die großen Verbrauchszentren in West- und Süddeutschland muss durch neue Stromtrassen ermöglicht werden. Diese werden unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten geplant, so werden Siedlungs- und Naturschutzflächen umgangen. Dabei ist neben guter Kommunikation mit beteiligten Bürger_innen die Nutzung von Geographischen Informationssystemen (GIS) unerlässlich.
Geoinformationen in der Umweltplanung
Um während der Planung und des Baus der Trassen die Belange des Naturschutzes zu gewährleisten, wird im Bereich Umweltplanung der Firma Ferchau mit ihrer Niederlassung in Oldenburg ein sehr aufwendiges und mit Geoinformationen gespicktes Verfahren durchgeführt, was von der Bestandserfassung von Flora und Fauna über die Berücksichtigung des Landschaftsbildes bis zur Umweltbaubegleitung reicht. Auch hier wird der Dialog mit betroffenen Bürgern und Unternehmen oft mit Hilfe von Karten unterstützt. Absolventin Johanna Thümler stellte gemeinsam mit ihren Kolleg_innen die zahlreichen Beschäftigungsmöglichkeiten bei Ferchau dar.
Abgerundet wurde die Exkursion durch eine Führung durch das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte im Oldenburger Schloss. Dabei konnte bei den Studierenden das Verständnis für die einzigartige Geschichte und Vielfalt des Oldenburger Landes entwickelt werden, was für die Gestaltung der Zukunft durchaus sinnvoll sein kann, gemäß dem Motto „Vergangenheit ist der Prolog für die zu gestaltende Zukunft“.