Für die Glaubwürdigkeit von wissenschaftlichen Ergebnissen ist deren Reproduzierbarkeit eine wichtige Forderung und gleichzeitig auch eine große Herausforderung. Dies gilt auch für den Bereich der Geoinformationswissenschaften. Daher hat die „Association of Geographic Information Laboratories in Europe“ (AGILE), in der auch das Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik (IAPG) der Jade Hochschule mitarbeitet, eine Initiative zur Förderung der Reproduzierbarkeit von wissenschaftlichen Veröffentlichungen gestartet: Eine Richtlinie wurde entwickelt, die für die Beiträge der Jahreskonferenz 2020 erstmals angewandt wurde.
Prof. Dr. Thomas Brinkhoff und Tobias Werner von der Jade Hochschule hatten einen Satz von zeiträumlichen Operatoren entwickelt, der auf Datenströmen beispielsweise in autonomen Unterwasserfahrzeugen Anwendung finden kann. Anhand der Richtlinie überprüften Beauftragte der AGILE die Ergebnisse und stellten fest, dass die Reproduzierbarkeit in einigen Punkten noch nicht gegeben war. „Wenn man sich tief in eine Materie eingearbeitet hat, ist es oftmals schwer zu erkennen, wo Außenstehende Probleme in der Anwendung haben“, sagt Werner. „Auch waren einige Punkte in der Richtlinie unklar formuliert“.
Nach einer Überarbeitung des Beitrags wurde nun die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse offiziell bestätigt – als eine von sechs Veröffentlichungen der AGILE 2020 hat der Beitrag das entsprechende Siegel erhalten. Die wissenschaftliche Original-Publikation („Full Paper") wurde durch drei Wissenschaftler_innen begutachtet. Um die Unabhängigkeit der Begutachtung zu gewährleisten, blieben sowohl die Gutachter, als auch die Autoren anonym („Doppeltblindbegutachtung“). Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Tagung im Juni auf Kreta, bei der die Ergebnisse präsentiert werden sollten, ausfallen. Sie wurden jetzt jedoch in einem Open-Access-Tagungsband veröffentlicht.
Die Erfahrungen der Wissenschaftler der Jade Hochschule sollen nun in die Weiterentwicklung der AGILE-Richtlinie mit einfließen. „Für uns war dies eine sehr interessante Erfahrung. Ich erwarte, dass andere Konferenzen und Zeitschriften aus dem Bereich der Geoinformationswissenschaften demnächst dem Vorgehen der AGILE folgen werden“, resümiert Brinkhoff.