Architekt Falk Grassnickel und die beteiligten Professoren Jan Middelberg und Heinrich Wigger des Fachbereiches Bauwesen Geoinformation Gesundheitstechnologie gaben vergangene Woche den Startschuss für den Aufbau des neuen Energieeffizienz-Prüfstands der Jade Hochschule auf dem Campusgelände in Oldenburg. An zentraler Stelle, zwischen Bibliothek und dem Hochschul-Gebäude an der Zeughausstraße, soll in den nächsten Wochen für 270.000 Euro (zum größten Teil aus Mitteln der Jade Hochschule) ein nachhaltiges Experimentalgebäude in innovativer Massivholzbauweise mit hocheffizienter Wärmedämmung und Energieversorgung entstehen. Beim Bau und Betrieb sollen Erkenntnisse über die Kombination innovativer, umweltfreundlicher und gesunder Techniken und auch über nachwachsende Dämmstoffe gewonnen werden. Der Schwerpunkt liegt neben der Anwendung in der Lehre bei der Untersuchung von Kombinationsmöglichkeiten innovativer Versorgungstechnologien und deren Steuerung sowie der Erprobung von Photovoltaik, Energiespeicherung und Wärmepumpenheiztechnik. Die Baumaßnahme wird im Rahmen des gemeinsamen Gebäudemanagements von der Jade Hochschule und der Universität Oldenburg in eigener Bauherrenverantwortung durchgeführt.
In Musterflächen des Gebäudes kommen Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen von vernässten Moorböden zum Einsatz. Aus breitblättrigen Rohrkolben (Typha latifolia) wurde ein Einblasdämmstoff und aus dem schmalblättrigen Rohrkolben (Typha angustifolia) werden Dämmstoffplatten hergestellt. Die Verwendung der Rohrkolben trägt zu einer Verringerung der Treibhausgasemissionen aus niedersächsischen Moorböden bei. Ihr Anbau erfolgt unter standortgerechten Bedingungen. Die Fenster mit Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung sind so ausgerichtet, dass im Winter ein maximaler Energieertrag aus passiver Solarnutzung entsteht; belüftet wird der Innenraum zentral mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Das nach Süden ausgerichtete Pultdach wird komplett mit Photovoltaik belegt, so dass die Energie für die Heizung und die Warmwasserbereitung fast vollständig vom Gebäude selbst erzeugt werden kann. Der Überschuss an elektrischer Energie wird komplett in das Hochschulnetz eingespeist.
Das Dämmstoff-Projekt ist ein Verbundvorhaben des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit dem 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. Es trägt den Namen „Produktketten aus Niedermoorbiomasse“. Gefördert und finanziert wird das Projekt von der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und aus Mitteln der Jade Hochschule. Gemeinsam mit dem Institut für Materialprüfung der Jade HS am Studienort Oldenburg und dem Institut für Bauphysik Holzkirchen, wird die Entwicklung und die wissenschaftliche Untersuchung der Dämmstoffe durchgeführt.