Klimaschutz als „gemeinsame Verantwortung aller Hochschulangehörigen verstehen“
Im Gespräch mit Klimaschutzmanager Kevin Haupt
Kevin Haupt ist seit Jahresbeginn Klimaschutzmanager an der Jade Hochschule. In seiner über zwei Jahre laufenden Projektstelle soll das Klimaschutzkonzept der Hochschule erstellt werden. Im Interview sprechen wir mit dem 28-Jährigen über seine bisherigen Erfahrungen und seine Pläne für eine nachhaltigere Zukunft an der Hochschule…
JW: Herr Haupt, Sie sind seit dem 01. Januar bei uns an der Jade Hochschule tätig. Was genau sind Ihre Aufgaben als Klimaschutzmanager?
Haupt: Meine Hauptaufgabe besteht darin, ein sogenanntes Klimaschutzkonzept für die Jade Hochschule zu entwickeln. Zu diesem Zweck werden in einem ersten Schritt alle direkten und indirekten Treibhausgasemissionen an den drei Studienorten ermittelt und in einer Treibhausgasbilanz zusammengefasst. Diese Treibhausgasbilanz bildet die Grundlage, um gezielte Maßnahmen zur Emissionsminderung abzuleiten und diese dann schrittweise umzusetzen.
Meine Erfahrungen aus der kommunalen Klimaschutzarbeit haben mir gezeigt, dass es sich beim Klimaschutzmanagement um eine komplexe und fachübergreifende Aufgabe handelt. Daher ist es mein Ziel, den Klimaschutz von Anfang an fest in die Strukturen und Abläufe der Hochschule zu integrieren. Klimaschutz darf und soll nicht als isoliertes Projekt, sondern als gemeinsame Verantwortung aller Hochschulangehörigen verstanden werden. Damit der Klimaschutz erfolgreich in alle operativen und strategischen Entscheidungen integriert werden kann, bedarf es jedoch einer zentralen Koordinierungsstelle. Organisatorisch ist das Klimaschutzmanagement als Teil des Nachhaltigkeitsmanagements im Green Office angesiedelt, das von der Nachhaltigkeitskoordinatorin Berit Müller geleitet wird.
JW: Gibt es bereits konkrete Projekte oder Maßnahmen, die das Referat „Green Office“ in Angriff nehmen möchten?
Haupt: Beispielsweise werden wir schon zeitnah in Kooperation mit der Universität Oldenburg ein „Postleitzahlen-Frühstück“ am Studienort Oldenburg anbieten. Das Postleitzahlen-Frühstück bietet eine entspannte Gelegenheit, Kolleg_innen aus Wissenschaft und Verwaltung zu treffen, die im gleichen Postleitzahlenbereich wohnen und regelmäßig zur Jade Hochschule beziehungsweise Universität Oldenburg pendeln. Ziel ist es, die Vernetzung zu fördern und bestenfalls bilden sich Fahrgemeinschaften, wodurch Treibhausgasemissionen reduziert werden. Das Postleitzahlen-Frühstück wird am 26. März um 9 Uhr in der StudiLounge im Mensafoyer Haarentor (Uhlhornsweg 49-55) stattfinden. Darüber hinaus sind weitere Aktivitäten im Rahmen der Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit sowie der Europäischen Mobilitätswoche geplant.
JW: Welche Meilensteine möchten Sie in den nächsten Jahren erreichen?
Haupt: Die Fertigstellung des Klimaschutzkonzeptes wird sicherlich ein erster bedeutender Meilenstein sein. Unser Ziel ist es, das Nachhaltigkeitsmanagement als festen Bestandteil in Lehre, Forschung und Verwaltung zu verankern. In diesem Zusammenhang soll das „Green Office“ als zentrale Anlaufstelle für Nachhaltigkeit und Klimaschutz etabliert werden, um eine langfristige und koordinierte Umsetzung zu sichern. Wichtige weitere Meilensteine könnten beispielsweise die Implementierung einer Dienstvereinbarung für klimafreundliche Dienstreisen sein, in der die Bevorzugung von Bahnreisen gegenüber Flugreisen geregelt wird. Ein weiterer wichtiger Schritt wäre es, das Team des „Green Office“ personell zu verstärken.
JW: Kann die Jade Hochschule klimaneutral werden, und bis wann ist das realistisch?
Haupt: Theoretisch kann die Jade Hochschule klimaneutral werden. Als Teil der niedersächsischen Landesverwaltung ist die Jade Hochschule gemäß dem Niedersächsischen Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes und zur Minderung der Folgen des Klimawandels (NKlimaG) verpflichtet, bis zum Jahr 2035 Treibhausgasneutralität zu erreichen. Dabei ist klar, dass dieses Ziel hochambitioniert ist und eine große Herausforderung darstellt. Nachdem wir den Status Quo der Treibhausgasemissionen erfasst haben, können wir anhand verschiedener Szenarien – wie dem „Business as usual“-Szenario, einem moderaten Klimaschutzszenario oder einem ambitionierten Klimaschutzszenario modellieren, welche Fortschritte realistisch erreichbar sind.
Die Zielerreichung hängt auch wesentlich davon ab, inwieweit es der Jade Hochschule gelingt, im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen. Ebenso wichtig sind die Akzeptanz und aktive Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen durch die Studierenden und Mitarbeiter_innen.
Eine „Not in my backyard“-Mentalität ist dem Gesamtziel Treibhausgasneutralität nicht dienlich. Um die Klimaschutzziele erfolgreich zu erreichen, braucht es gemeinsame Anstrengungen und ein hohes Engagement aller Hochschulangehörigen.
Neues Referat „Green Office“
Seit Oktober 2024 besteht das Referat „Green Office“, geleitet von Berit Müller, als zentrale Anlaufstelle für alle Themen rund um Nachhaltigkeit an der Jade Hochschule. In dem neuen Referat werden zukünftig sämtliche Nachhaltigkeitsinitiativen koordiniert und unterstützt. Darüber hinaus bietet es Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden Hilfe bei der Umsetzung nachhaltiger Projekte und Ideen.
Werdegang
Kevin Haupt schloss 2020 sein Bachelorstudium in Geografie an der Georg-August-Universität Göttingen ab. Von 2020 bis 2024 war er als Projektmanager für Klimaschutz beim Landkreis Oldenburg tätig. Seit dem 01. Januar ist Haupt Klimaschutzmanager an der Jade Hochschule. Seine Projektstelle umfasst die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts bis Ende 2026.