| Präsidialbüro

Mentale Gesundheit in Krisenzeiten

Lebensrealität von Studierenden ist im Zeitalter von Krieg und Klimakrise eine psychische Herausforderung

„Wer ständig nur funktioniert, um fremde Erwartungen und dem eigenen überhöhten Selbstanspruch zu genügen, riskiert ein Burnout“, warnt Diplom-Psychologin Joana-Maria Schrader. (Foto: Pexels)
„Wer ständig nur funktioniert, um fremde Erwartungen und dem eigenen überhöhten Selbstanspruch zu genügen, riskiert ein Burnout“, warnt Diplom-Psychologin Joana-Maria Schrader. (Foto: Pexels)

Globale Krisenherde, die Auswirkungen des Klimawandels, die Nachwehen der Corona-Pandemie: Eine Krise jagt die nächste und viele Menschen sind an ihrer psychischen Belastungsgrenze angekommen. Der anhaltende mentale Ausnahmezustand seit der Corona-Pandemie macht sich bemerkbar – auch unter den Studierenden der Jade Hochschule. 

Psychische Erkrankungen bei Studierenden nehmen zu

Die Studierendenbefragung „best3“ des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung und des Deutschen Studierendenwerks ergab, dass sich die Zahl der Studierenden, die von studienerschwerenden Beeinträchtigungen berichten, vom Jahr 2016 bis zum Jahr 2021 von elf Prozent auf 16 Prozent erhöht hat. Dazu zählen mitunter auch psychische Erkrankungen, die in der Befragung den größten Anstieg verzeichnen: eine Zunahme um rund 20 Prozentpunkte von 45 Prozent im Jahr 2011 auf 65 Prozent im Jahr 2021.

Von immer mehr ratsuchenden Studierenden und der Zunahme psychischer Erkrankungen berichtet auch Diplom-Psychologin Joana-Maria Schrader vom Studentenwerk Oldenburg. Sie berät seit März 2021 zunehmend mehr Studierende beim Psychologischen Beratungs-Service am Campus Wilhelmshaven. „Die Studierenden kommen sowohl mit studienbezogenen als auch mit persönlichen Problemen zu mir. Überforderung, Selbstzweifel, Versagensgefühle und Zukunftsängste sind dabei die vorherrschenden Themen in der Beratung.“

„Die Auswirkungen der Pandemie sind noch spürbar“

Die erlebte Bedrohung und die Ungewissheit während der Pandemie und in Bezug auf die eigene Zukunft setze den Studierenden zu, so Schrader. Die ständigen Ängste und die Hilflosigkeit darüber, keine Kontrolle mehr über ihr Leben zu haben, entkräften die Selbstwirksamkeit der Studierenden. „Gefühle, wie Hilflosigkeit und Ohnmacht schwächen die Handlungsfähigkeit der jungen Menschen“, erklärt die Expertin. „Die Auswirkungen der Pandemie sind noch deutlich spürbar.“

In der Isolation der Pandemie sei es zum Wegfall von resilienzstärkenden Faktoren gekommen: sozialer Austausch, Unterstützung und Freizeitausgleich zu den hohen Leistungsanforderungen des Studiums fehlten. Viele Ratsuchende beklagten, in den Coronasemestern nicht leistungsfähig gewesen zu sein. Jetzt leiden sie unter dem Druck, das Versäumte nachholen zu müssen. Ein Teufelskreis von Überforderung, Selbstzweifeln, Scham und Versagensängsten, der zu Depressionen, sozialen Ängsten und Suchtverhalten führen kann, erklärt die Psychologin.

Der Psychologische Beratungs-Service als geschützter Raum

Psychologischer Beratungs-Service des Studentenwerks Oldenburg

Der Psychologische Beratungs-Service (PBS) ist ein Unterstützungsangebot des Studentenwerks Oldenburg für die Studierenden der Jade Hochschule. Daneben bietet das Studentenwerk weitere Unterstützungsangebote, um Studierenden besonders in schwierigen Lebenslagen einen guten Studienabschluss zu ermöglichen.

Informationen zu den Angeboten des Studentenwerks Oldenburg finden sich unter studentenwerk-oldenburg.de

Kontakt Wilhelmshaven

Joana-Maria Schrader
Studierenden-Service-Center Wilhelmshaven
Raum MB 01-129

Tel.: 04421/985 2635
E-Mail: pbs.whv@sw-ol.de

Kontakt Oldenburg

Tel.: 0441/798 4400
E-Mail: pbs@uni-oldenburg.de

Unterstützungsangebote des Lehr- und Lernzentrums:

Lern- und Prüfungscoaching

Das Lern- und Prüfungscoaching unterstützt Studierende durch individuelle Beratung und Feedback in den Bereichen Motivation, Zeitmanagement und Prüfungsvorbereitung, um optimierte Lernprozesse zu entwickeln. Ansprechpartnerinnen sind Susanne Busche und Marlen Jähnert.

Auf sich selbst Acht zu geben, ist daher ein zentraler Aspekt der psychischen Gesundheit. Nur wer auf die eigenen Bedürfnisse achtet und die Warnsignale des Körpers wahrnimmt, kann dauerhaft gesund und leistungsfähig sein. „Wer ständig nur funktioniert, um fremde Erwartungen und dem eigenen überhöhten Selbstanspruch zu genügen, riskiert ein Burnout“, warnt Schrader.

Einen geschützten Raum, um offen über die eigenen Gedanken und Gefühle sprechen zu können, finden die Studierenden beim Psychologischen Beratungs-Service. Mit dem Ziel, die eigenen Ressourcen neu zu entdecken, das Selbstwertgefühl zu stärken und die Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten wieder herzustellen, hat Joana-Maria Schrader immer ein offenes Ohr für die Studierenden. 

Joana-Maria Schrader (Foto: privat)
Joana-Maria Schrader (Foto: privat)

„Ich bin dankbar für die Aufgabe, die Studierenden psychisch zu stärken, ihnen Orientierung zu geben und sie in der Freude zu bestärken, ihr Leben nach dem Stillstand in der Pandemie wieder aktiv und selbstbewusst in die Hand zu nehmen.“

Ansprechpartnerin in der Redaktion: