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Plastikmüll in Gewässern erfassen und langfristig beseitigen

Erste Messungen im Forschungsprojekt „PlasticObs+“

(Foto: pexels)
(Foto: pexels)

Plastikmüll in Gewässern ist eine der größten globalen Herausforderungen unserer Zeit. Nach Schätzungen von Umweltorganisationen schwimmen rund 80 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Meeren und es kommen pro Jahr etwa elf Millionen hinzu. Das ist eine LKW-Ladung Müll pro Minute. Wissenschaftler der Jade Hochschule möchten in dem im vergangenen Jahr gestarteten Forschungsprojekt „PlasticObs+“ die Verschmutzung der Gewässer sichtbar und messbar machen und dazu beizutragen, die Vermüllung zu beheben und langfristig zu vermeiden. Gemeinsam mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI, Projektleitung), der Optimare Systems GmbH und der Firma everwave GmbH möchten sie den Plastikmüll durch Fernerkundung – die Sammlung von Informationen über die Erdoberfläche durch den Einsatz von Sensoren, beispielsweise aus Flugzeugen - erfassen und die Quellen, Verbreitungswege und Ansammlungspunkte des Mülls mit Hilfe von künstlicher Intelligenz auswerten.

Forschungsflugzeug JadeOne im Einsatz

Für die Messungen nutzen die Wissenschaftler_innen das Forschungsflugzeug JadeOne der Jade Hochschule. „Mit dem Forschungsflugzeug können wir große Bereiche abdecken und schnell und flexibel verschiedene Konfigurationen der Messtechnik ausprobieren“, erklärt Projektmitarbeiter Tobias Schmid aus dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften. Je höher man fliegt, desto schwieriger sei es natürlich, kleine Objekte am Boden zu erkennen.

Das Forschungsflugzeug JadeOne (Foto: Jade HS)
Das Forschungsflugzeug JadeOne (Foto: Jade HS)

„Mit unserem hochaufgelösten multispektralen Kamerasystem ist es jedoch jetzt schon möglich, Kantenlängen im Zentimeterbereich zu erfassen.“

Tobias Schmid

Die Kameratechnik soll weiterentwickelt und langfristig in Flugzeuge des Küstenschutzes oder der Ölüberwachung integriert werden, sodass kein Flug extra fürs Erfassen des Plastikmülls gemacht werden muss. Dafür muss das System zunächst flugzeugtauglich weiterentwickelt werden. „Durch die einfache Möglichkeit Messtechnik in die JadeOne zu integrieren, bietet unser Flugzeug den idealen Versuchsträger für dieses Projekt“, sagt Teilprojektleiter Prof. Dr.-Ing. Jens Wellhausen.

Die erfassten Bilddaten werden dann analysiert und helfen dem Algorithmus des KI-Modells, die Menge und Art des aufgenommenen Mülls zu klassifizieren. Damit versuchen die Wissenschaftler_innen zu erfassen, wo Müll in welcher Menge die Umwelt verschmutzt.

Erste Messungen durchgeführt

Die erste Messkampagne fand Ende November auf der Nordsee-Insel Spiekeroog statt. Die Wissenschaftler_innen steckten eine große Fläche ab und bedeckten sie mit Plastik in Größen zwischen wenigen Zentimetern bis hin zu einem Quadratmeter.

„Das war schon die erste Herausforderung, denn der starke Wind wehte unsere Versuchsobjekte weg“,

berichtet Schmid. „Diese haben wir natürlich schnell wieder eingefangen.“ Mit Netzen befestigt stand dann endlich der Aufbau mit verschiedenen Plastikarten in unterschiedlichen Farben.

Die Wissenschaftler_innen bedeckten eine Testfläche mit verschiedenen Plastikarten in unterschiedlichen Größen (Fotos: Gizem Bolut/everwave GmbH):

LDPE (Low Density Polyethylene)
LDPE (Low Density Polyethylene)
Polypropylen
Polypropylen
Polystyrol
Polystyrol

„Dann sind wir mit unserem Forschungsflugzeug, das mit unseren Kamerasensoren ausgestattet ist, in unterschiedlichen Höhen über das Versuchsfeld geflogen“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter. „Für die geplanten Überfliegungen eines im Vergleich zu unseren sonstigen Missionen sehr kleinen Messfeldes haben wir ein neues Überflugverfahren erprobt. Wegen des Windes an den Messtagen mussten wir ein paar Überflüge wiederholen und konnten aufgrund der Wolken nicht alle Höhen fliegen, die wir geplant hatten. Am Ende hatten wir aber gute Daten um damit den nächsten Schritt zu gehen.“

Auch mit einer Drohne wurde die Versuchsfläche überflogen - wesentlich tiefer, sodass die Flugzeugaufnahmen in 150 bis 1200 Metern Höhe mit Drohnenaufnahmen zwischen 12,5 Metern und 100 Metern Höhe ergänzt werden konnten. Mithilfe der großflächigen Bilder aus dem Flugzeug und den Detailbildern der Drohnen aus niedrigen Flughöhen konnte ein breites Datenportfolio erhoben werden. Diese Daten werden nun ausgewertet, um herauszufinden, bis zu welcher Höhe Plastik erkannt werden kann und welche Rolle dabei die Menge und die Form des Plastiks spielen. Die anschließende Auswertung bildet die Grundlage für die Entwicklung von KI-Methoden für ein Messsystem, das bei Routine-Flügen eingesetzt werden kann.

Erste Messungen auf Spiekeroog (v.l.): Tobias Schmid (JHS), Dr. Christoph Tholen (DFKI), Dr. Tobias Binkele (Optimare), Mattis Wolf (DFKI), Michael Butter (DFKI), Simone Wiegand (DFKI), Gizem Bolut (Everwave). (Foto: Gizem Bolut/everwave GmbH)
Erste Messungen auf Spiekeroog (v.l.): Tobias Schmid (JHS), Dr. Christoph Tholen (DFKI), Dr. Tobias Binkele (Optimare), Mattis Wolf (DFKI), Michael Butter (DFKI), Simone Wiegand (DFKI), Gizem Bolut (Everwave). (Foto: Gizem Bolut/everwave GmbH)
Die Flugzeugaufnahmen in 150 bis 1200 Metern Höhe wurden mit Drohnenaufnahmen zwischen 12,5 Metern und 100 Metern Höhe ergänzt. (Foto: Gizem Bolut/everwave GmbH)
Die Flugzeugaufnahmen in 150 bis 1200 Metern Höhe wurden mit Drohnenaufnahmen zwischen 12,5 Metern und 100 Metern Höhe ergänzt. (Foto: Gizem Bolut/everwave GmbH)

Insgesamt diente die erste Messkampagne nicht nur zum Aufnehmen von Daten, sondern auch um die interdisziplinäre Zusammenarbeit des Teams zu stärken. „Unsere erste gemeinsame Messaktion war sehr erfolgreich und wir planen bereits den nächsten Einsatz“, sagt Schmid.

Schauen Sie sich auch das Video zu den ersten Messungen an:

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Ansprechpartnerin in der Redaktion:

  • Katrin Keller
    Katrin Keller

    katrin.keller@jade-hs.de