Prof. Dr. Barbara Brucke aus dem Fachbereich Seefahrt und Logistik verabschiedet sich Ende Februar in den Ruhestand. Die Jade Welt (JW) fragt nach…
JW: Liebe Frau Brucke, in welchen Bereichen waren Sie an unserer Hochschule tätig?
Brucke: Als erste Frau wurde ich im September 1995 an den damals noch sehr kleinen Fachbereich Seefahrt berufen - als Professorin für Logistik und Verkehrsbetriebslehre. Ich kam aus einer Logistik-Unternehmensberatung, war spezialisiert auf Beschaffungs- und Vertriebskonzepte hauptsächlich in der Automobilindustrie. Ohne maritimen Hintergrund und aus Süddeutschland fühlte ich mich anfangs schon ein bisschen fremd. Ich habe im damals noch ganz neuen logistischen Studiengang „Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft“ viele betriebswirtschaftliche Fächer vertreten. So habe ich in den fast dreißig Jahren zehn verschiedene Fächer unterrichtet, die nicht alle mit meiner Denomination zu tun hatten. Mein Schwerpunkt lag immer auf der Lehre, große Forschungsprojekte habe ich nicht gemacht. Meine fachliche Weiterbildung fand immer im Rahmen der Betreuung von Abschlussarbeiten statt, die alle in Zusammenarbeit mit Unternehmen gemacht wurden. Eine neue, spannende und sehr lernintensive Erfahrung waren die letzten drei Jahre als Dekanin, die für mich einen sehr schönen Abschluss meiner Berufstätigkeit darstellen.
JW: Was war Ihr persönliches Highlight an der Hochschule?
Brucke: Für mich herausragend waren die studentischen Projekte im letzten Semester des Studiums. Hier konnten die Studierenden alles einbringen, was sie gelernt hatten, und oft wuchsen sie über sich hinaus. In Zusammenarbeit mit externen Partnern (Unternehmen, Wirtschaftsförderung, Maritimes Cluster, u.a.) haben wir anspruchsvolle, innovative Themen bearbeitet und sind immer zu sehr guten Ergebnissen gekommen. Oft melden sich ehemalige Absolventinnen und Absolventen bei mir oder wir treffen uns bei Alumni-Feiern.
Sie erzählen von ihrem beruflichen Werdegang und ihren Erfolgen und das macht mich stolz.
JW: Was gefällt Ihnen besonders gut an der Jade Hochschule?
Brucke: Das möchte ich auf den Studienort Elsfleth einschränken, da ich – bis auf meine Zeit als Dekanin – mit den anderen Studienorten nicht viele Berührungspunkte hatte.
Die „Seefahrtsschule“, wie man sie in Elsfleth immer noch nennt, vereint für mich lange seemännische Tradition in der Ausbildung von Nautikern mit globalisiertem Warenverkehr. Der Studienort Elsfleth hat sich in der Zeit, als ich dort tätig war, ständig weiterentwickelt: Die Anzahl der Studierenden ist enorm gewachsen, ebenso die Anzahl der Studiengänge, aber auch bei den Gebäuden und der Infrastruktur ist der Fachbereich immer moderner geworden.
An diesem vergleichsweise kleinen Fachbereich kann man als Professorin mitwachsen und mitgestalten, das ist ein unschätzbarer Vorteil.
Die Verankerung des Fachbereichs in der Stadt, im Landkreis, bei Vereinen, die Zusammenarbeit mit der Behrmann-Stiftung und den nautischen Verbindungen schafft ein ganz besonders Flair an diesem Fachbereich, der auch mich Süddeutsche in den Bann gezogen hat. Die stimmungsvollen Graduierungsfeiern mit Landrat, Bürgermeisterin, manchmal auch Landtagsabgeordneten, dem Shanty-Chor, der Schiffsglocke und dem Schiffsgruß mit dem Typhon, das schafft maritime Stimmung wie aus dem Bilderbuch.
Es ist schon etwas Besonderes, wenn man während des Unterrichts beobachten kann, wie Binnenschiffe auf der Hunte oder Seeschiffe auf der Weser vorbeifahren und – wenn es mal nicht regnet – das Wasser der Hunte so glitzert, dass man verdunkeln muss, um die Folienpräsentation noch sehen zu können…
JW: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Brucke: Nach der intensiven Zeit als Dekanin möchte ich mich jetzt endlich mehr meinem großen Garten und meinen Tieren (Hühner, Bienen und Hunde) widmen. Gemeinsam mit meinem Mann, der ein Beratungsunternehmen besitzt, wollen wir uns ehrenamtlich für soziale Startups engagieren. Dabei unterstützt er bei technischen Fragestellungen und ich bei betriebswirtschaftlichen Aspekten. So ganz loslassen kann ich allerdings noch nicht: bis meine Professur nachbesetzt ist, werde ich noch einen Lehrauftrag am Fachbereich übernehmen.