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Studierende starten mit selbstgebauten Beton-Kanus bei Regatta

Beton-Technik und der olympische Gedanke

Team „Jade Kanuton“ mit dem ersten frisch betonierten Kanu (Fotos: Jade HS)
Team „Jade Kanuton“ mit dem ersten frisch betonierten Kanu (Fotos: Jade HS)

Mit zwei selbstgebauten Kanus aus Beton starten Studierende der Jade Hochschule im Juni bei einer Betonkanu-Regatta auf dem Beetzsee in Brandenburg. Die technische Herausforderung für die 22 Studierenden der Architektur und des Bauingenieurwesens war es, aus Beton ein leichtes, wendiges und gleichzeitig robustes Kanu zu bauen. Die sportliche Herausforderung wird es sein, damit im Wettkampf die Konkurrenz zu überholen. „Gute theoretische Kenntnisse aus der Betontechnik waren gefragt, aber auch Engagement, Durchhaltevermögen und Teamwork“, erklärt Prof. Dr. Heinrich Wigger vom Institut für Materialprüfung der Jade Hochschule, der die Studierenden unterstützt.

Die Konstruktion

Als erstes musste eine Schalung her. So bauten die Studierenden als Außenform einen Kanadier aus Holz, in den später der Beton gegossen wurde: Gut abgeschliffen, sodass das Boot von außen glatt wird und einen geringen Strömungswiderstand aufweist.

Etwa sechs Wochen hat es dann gedauert, das richtige Mischverhältnis von Wasser, Zement, Gesteinskörnern, Flugasche und Zusatzstoffen sowie Zusatzmittel für die Herstellung des Betons zu finden. „Wir brauchen einen Beton, der flüssig genug ist um sich gut verstreichen zu lassen und fest genug um auch an den Bootaußenwänden beim Auftragen gut haften zu bleiben“, erklärt Student Paul Eilers. „Und natürlich stabil.“

Wie sich ein minimal verändertes Mischverhältnis direkt auf die Material-Eigenschaften auswirkt, haben die Studierenden in vielen Probeschalungen getestet.

Als Außenform bauten die Studierenden einen Kanadier aus Holz.
Als Außenform bauten die Studierenden einen Kanadier aus Holz.

„Es ist schon etwas anderes in der Vorlesung etwas über Betontechnolgie zu hören und dann in der Praxis auszuprobieren, wie sich der Werkstoff verhält“,

ergänzt Architektur-Studentin Anika Egge. Dabei sei auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Mitstudierenden des Bauingenieurwesens sehr hilfreich gewesen.

Sechs Wochen hat es gedauert, den optimalen Beton herzustellen. Ein Netz aus Kohlefaser sorgt für Stabilität.
Sechs Wochen hat es gedauert, den optimalen Beton herzustellen. Ein Netz aus Kohlefaser sorgt für Stabilität.

Vergangene Woche war es soweit und der Beton wurde in die Schalung gegossen. Entstanden sind zwei Kanus: 470 cm lang, 78 cm breit und 140 Kilogramm schwer – nur halb so schwer wie beim letzten Start in 2017 und damit deutlich leichtgängiger.

„Auf der Rennstrecke müssen wir eine 180 Grad-Wendung hinbekommen und auf dem Rückweg Slalom fahren, dafür brauchen wir ein wendiges Boot“, sagt Marie Ehlen, die mit einer Kommilitonin bei der Regatta in einem der beiden Kanus paddeln wird.

Beim Stapellauf der Boote auf dem Bornhorster See in Oldenburg Ende Mai wird probiert, ob die Kanus das wichtigste Erfolgskriterium erfüllen: schwimmen.

Die Regatta

Die Idee einer Betonkanu-Regatta stammt ursprünglich aus den USA und wurde in Deutschland 1986 erstmals eingeführt. Veranstaltet wird die diesjährige Wettfahrt von der Deutschen Zement- und Betonindustrie, gepaddelt wird am 10. und 11. Juni auf dem Beetzsee in Brandenburg. 77 Teams mit 45 Rennkanus aus Beton nehmen an der Veranstaltung teil – darunter auch Teams aus den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, der Türkei, Ungarn und Polen.

Jeweils zwei Personen werden die beiden Boote der Jade Hochschule paddeln, aber natürlich ist bei dem Rennen das ganze Team „Jade Kanuton“ vor Ort. Ein Sieg muss es nicht unbedingt werden: „Für uns gilt der olympische Gedanke – dabei sein ist alles“, sagt Prof. Dr. Heinrich Wigger.

„Und wenn wir keinen Pokal mitnehmen, eine besondere Erinnerung nehmen wir auf jeden Fall mit.“

Betreuer von der Jade HS

Prof. Dr.-Ing. Heinrich Wigger
Isabella Hanke
Murat Ince
Juri Rosenboom
Tino Rull

Unterstützung durch Unternehmen

S&P Clever Reinforcement Company GmbH
MC-BAUCHEMIE MÜLLER GmbH & Co. KG
Betonwerk Münstermann GmbH
Holcim (Deutschland) GmbH
Kaitts Ltd.

Warum schwimmt Beton?

Vor über 2000 Jahren entdeckte der griechische Gelehrte Archimedes das „archimedische Prinzip“. Als er ein Bad nahm, bemerkte er, dass das Badewasser über den Rand der Wanne schwappte – und zwar genau die Menge, die seinem Körpervolumen entsprach. Übertragen auf die Schifffahrt bedeutet das, dass ein Schiff durch das Verdrängen des Wassers Auftrieb erhält. Da die mittlere Dichte eines Schiffes geringer als die Dichte von Wasser ist, schwimmt es an der Oberfläche. Und das gilt auch für Boote aus Beton.

Ansprechpartnerin in der Redaktion:

  • Katrin Keller
    Katrin Keller

    katrin.keller@jade-hs.de