Wer die Hinweise auf dem Campus die letzten Tage noch nicht wahrgenommen hatte, wurde spätestens am gestrigen Dienstag auf den Aktionstag gegen „Hate Speech“ aufmerksam. Organisiert wurde dieser von Studierenden des sechsten Semesters. Ziel war es, positive Gegenstrategien zu entwickeln und die Augen für ein so wichtiges Thema zu öffnen.
„Die Studierenden sollen mit verschiedenen Maßnahmen eine Strategie aufbauen, was man gegen Hate Speech im Alltag machen kann“, beschreibt Prof. Dr. Beate Illg das von ihr geleitete Projekt. Für sie ein sehr wichtiges Thema, weil auch Studierende im Alltag mit Hate Speech konfrontiert werden. „Man sollte das nicht einfach akzeptieren und sich ein ‚dickes Fell‘ zulegen, sondern auf das Phänomen aufmerksam machen und mit einer positiven Gegenstrategie in eine bessere Richtung leiten“, betont Illg.
Die Studierenden begeisterte vor allem der aktuelle Bezug des Themas, wie Estha, selbst Teilnehmerin des Projekts, erzählt. „An dem Projekt hat uns so gut gefallen, dass es ein aktuelles Thema ist und wir alle davon betroffen sind. Wir sind genau die Generation, die in den sozialen Medien aktiv ist.“ Das Projekt und die Gegenstrategie sollen für ein so wichtiges Thema sensibilisieren und animieren, anderen zu helfen. „Wir wollen die Leute zum Nachdenken anregen, dass sie sich in Zukunft Gedanken machen, was sie mit ihren Posts eigentlich auslösen“, bemerkt Celina, die das Projekt für sehr wichtig hält.
Ob Hetze, Anfeindungen oder Beleidigungen – im Internet ist sie fast überall zu finden: Hassrede (auch genannt „Hate Speech“). Durch die sozialen Medien wird das Phänomen immer offensichtlicher. Studierende des Studiengangs Medienwirtschaft und Journalismus der Jade Hochschule haben es sich deswegen zur Aufgabe gemacht, auf dieses Problem aufmerksam zu machen.
Theoretisches Wissen sinnvoll anwenden
Doch nicht nur der aktuelle Bezug des Themas interessierte die Studierenden. Auch die empirischen Studien, die sie in den vorherigen Semestern bereits kennengelernt hatten, konnten sie nun anwenden. So führten sie Interviews mit Betroffenen und Beobachtern, entwickelten Online-Befragungen und untersuchten Facebook und Twitter-Posts auf ihre Inhalte. Dabei fanden sie heraus, dass sich Viele prinzipiell äußern würden, jedoch Angst hätten, selbst zur Zielscheibe zu werden. Darüber hinaus stellten sie fest, dass Hate Speech häufig Einzelpersonen und Minderheiten treffe.
Was kann man gegen Hate Speech tun?
Obwohl man dazu neigt, auf persönliche Kritik ebenso persönlich zu antworten, sollten sich die Menschen bei der Kommunikation im Internet bewusstmachen, dass auf der anderen Seite des Gerätes ebenfalls ein Mensch sitzt. Empathie im Umgang miteinander sei daher essentiell. Da Hate Speech oftmals Einzelpersonen und Minderheiten treffe, könne es eine Strategie sein, Partei zu ergreifen und damit den Betroffenen den Rücken zu stärken. Und: Um online Diskussionen führen zu können, sollten die Argumente sachlich und faktenbezogen vorgetragen werden – eigentlich nicht anders als im persönlichen Gespräch.