Im noch laufenden Sommersemester 2020 gibt es viele Lehrveranstaltungen, die ungewöhnlich sind. Für das Lehrprojekt „Inselkita Spiekeroog“ trifft das in vielerlei Hinsicht zu – nicht nur wegen des allgegenwärtigen Corona-Themas.
Planung einer KiTa
Studierende unterschiedlicher Studiengänge der Jade Hochschule sowie der Hochschule Emden/Leer haben sich mit dem Bau und Konzept einer Kindestagesstätte beschäftigt, die auf den Schwerpunkt Umweltbildung ausgerichtet sein soll. Die grundsätzliche Fragestellung im Lehrprojektseminar war, wie eine nachhaltige KiTa in Zeiten von Klimawandel und an Orten mit demografischen Besonderheiten aussehen kann.
Kooperation mit der HS Emden/Leer
Das Besondere an diesem Projekt: Studierende aus vier verschiedenen Fachrichtungen haben zusammengearbeitet. Prof. Dr. Lena S. Kaiser (HS Emden/Leer) betreute Studierende aus dem Studiengang Kindheitspädagogik bei der Entwicklung eines pädagogischen Konzepts. Prof. Anja Willmann (Jade HS) und die Studierenden des Fachbereichs Architektur waren für die Umsetzung in einen nachhaltigen Entwurf zuständig. Prof. Dr. Sebastian Hollermann (Jade HS) und die Studierenden aus dem Studiengang Bauingenieurwesen planten die Baukonstruktion im Hinblick auf eine ressourcenschonende Materialwahl und die Transportbedingungen bezüglich der Insellage. Studierende des Faches Geoinformatik unter der Betreuung von Prof. Roland Pesch (Jade HS) waren für die Standortwahl auf der Insel sowie die Frage der räumlichen Übertragung des Projektes auf das Gebiet Deutschlands verantwortlich: Wo gibt es die gleichen Standort-, Klima- und Demografie-Bedingungen noch einmal?
Ein fiktives Projekt
Hollermann betont, dass das Projekt fiktiv sei: Spiekeroog braucht keine neue KiTa. „Die Idee war, dass sich Teams mit Studierenden aus jeder Fachrichtung auf einem intensiven Vier-Tages-Workshop auf Spiekeroog im April mit dem Thema interdisziplinär auseinandersetzen. Dann kam Corona“. Die Beteiligten waren sich schnell einig, dass das Thema zu spannend sei, um es fallen zu lassen. Daher trafen sich die Studierenden von nun an nicht auf der Insel, sondern sechs Wochen lang in interdisziplinären Kleingruppen in virtuellen Räumen.
„Die Zusammenarbeit in den Gruppen funktionierte sehr gut.“
Prof. Anja Willmann
Und das, obwohl die organisatorischen Voraussetzungen nicht sehr günstig waren. Die Studierenden kannten sich nicht persönlich, die Aufgabe war komplex und vor allem die Durchführung als virtuelle Gruppenarbeit ungewohnt.
Fachjury bewertet Ergebnisse
Die Ergebnisse des interdisziplinären Studienprojektes aus dem Sommersemester 2020 wurden nun virtuell in einer mehr als vierstündigen Abschlusspräsentation gezeigt. Eine Fachjury hat dabei die Arbeiten bewertet. Sie bestand aus pädagogischen Fachkräften, einem KiTa-Leiter sowie Experten für den Bau von Kindertagesstätten und Spielplätzen. Besondere Kompetenz brachten die Kinder einer Ingolstädter KiTa ein, denen die Projekte noch einmal gesondert vorgestellt wurden.
„Die Kinder konnten die geplanten Räume schon gezielt benennen und Bedürfnisse artikulieren.“
Prof. Dr. Lena S. Kaiser
„Sie interessieren sich für das, was Studierende über eine gute KiTa denken.“ Besonders Bewegungsräume seien bei den Kindern sehr beliebt und Mängel oder Lücken würden sofort benannt: „Wo ist die Theaterwerkstatt?!“ wurden die Studierenden per Videokonferenz gefragt. Das letzte Wort haben scheinbar immer die Nutzerinnen und Nutzer.