Zwischen Simulation und Wirklichkeit
Prof. Dr. Tamara Bechtold von der Jade Hochschule über ihren Traumberuf als Professorin und Forscherin
Wilhelmshaven. Wer Prof. Dr. Tamara Bechtold begegnet, trifft auf eine Forscherin mit Weitblick, eine Lehrende mit Leidenschaft und eine außergewöhnliche Lebensgeschichte. Seit 2017 ist sie Professorin für mechatronische Systeme an der Jade Hochschule und leitet die Forschungsgruppe Modellierung und Simulation mechatronischer Systeme. Sie forscht an der Schnittstelle von Technik und Gesundheit und entwickelt Methoden zur digitalen Produktentwicklung.
Dabei steht die Idee im Mittelpunkt, Produkte zunächst digital zu entwickeln, bevor Prototypen entstehen. Das spart Ressourcen und erhöht die Präzision, etwa in der Halbleiterindustrie, der Wasserstoffforschung oder in der Medizintechnik. Besonders am Herzen liegt der 53-Jährigen „Energy Harvesting“. Ziel ist es, thermische und mechanische Energie aus der Umgebung in elektrische Energie umzuwandeln, sodass sich Geräte autark mit Strom versorgen können. So könnten künftig Herzschrittmacher denkbar sein, deren Batterie sich durch den Körper speisen.
Neben ihrer Tätigkeit an der Jade Hochschule lehrt Bechtold auch an der Universität Rostock. Dort leitet sie eine Forschungsgruppe, entwickelt Implantate zur tiefen Hirnstimulation und begleitet kooperative Promotionen zwischen der Jade Hochschule und der Universität Rostock. Forschung und Lehre gehen bei ihr im Sinne der humboldtschen Idee Hand in Hand.
„Studierende sind wichtige Gesprächspartner für mich. Der Dialog als Kreislauf zwischen Erkenntnis, Weitergabe und Rückkopplung ist für mich zentral.“
Prof. Dr. Tamara Bechtold, Professorin für mechatronische Systeme
Ihr persönlicher Weg war kein geradliniger. Als junge Frau floh sie aus Jugoslawien, studierte zunächst an der Fachhochschule Wiesbaden (heute Hochschule RheinMain), dann an der Universität Bremen. In Wiesbaden entdeckte sie ihre Begeisterung für die Lehre. Als Tutorin sammelte sie Erfahrungen im Unterrichten und merkte, wie es sie erfüllt, wenn Studierende ein Aha-Erlebnis haben. Ihre akademische Laufbahn führte sie über Stationen in Freiburg, Eindhoven und Rostock schließlich nach Wilhelmshaven.
Vier Kinder, Karriere, internationale Forschung: Bechtold weiß, was Durchhaltevermögen heißt. „Ich habe nie aufgegeben, sondern an meine Vision geglaubt“, sagt sie. Rückblickend überrascht es sie, wie viel sie gewagt hat. „Vielleicht würde ich mich mit dem Wissen von heute das nicht mehr trauen“, sagt sie mit einem Lächeln. Exzellente Forschung, davon ist sie überzeugt, braucht Menschen, die einander vertrauen, sich austauschen und gemeinsam begeistert sind. Ihre Motivation: technische Entwicklungen, die der Gesellschaft nützen und die Möglichkeit, junge Menschen dafür zu gewinnen. Ihre Kinder hat sie gelehrt, dass Arbeit Freude machen muss. Ihr Beruf? Für sie ein Privileg.
„Wenn eine Idee nicht zuerst absurd erscheint, taugt sie nichts“, zitiert Bechtold einst Einstein. Vielleicht sind es genau diese Ideen, aus denen Zukunft entsteht.
Die Jade Hochschule unterstützt den Karriereweg zur Professorin oder zum Professor und zeigt, welche vielfältigen Aufgaben an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften auf künftige Professor_innen warten. Das Projekt JadeProf, das im Programm FH-Personal durch den Bund und das Land Niedersachsen gefördert wird, bietet verschiedene Angebote zur Information, Förderung und Qualifizierung des künftigen professoralen Nachwuchses.
Die Jade Hochschule mit ihren drei Studienorten im Nordwesten Deutschlands sieht sich in der Verantwortung für die Entwicklung der Region, in der sie stark verwurzelt ist. Hier trifft ein breites und modernes Fächerangebot auf innovative Formen der Lehre. Die Forschungstätigkeiten der Jade Hochschule zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug aus, die in Kooperation mit Unternehmen, Verbänden und anderen Institutionen sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden.