35. Oldenburger Rohrleitungsforum
Oldenburg. „Rohrleitungen und Kabel – Kritische Infrastruktur und Versorgungssicherheit“ lautet das Thema des 35. Oldenburger Rohrleitungsforums, das Mittwochabend in der Jade Hochschule in Anwesenheit von rund 200 Gästen eröffnet wurde. Bis zum 31. März werden rund 4.000 Experten und 440 Aussteller aus dem In- und Ausland an der größten Fachveranstaltung im deutschsprachigen Raum – erstmals in der Weser-Ems Halle – teilnehmen.
„Es freut mich sehr, dass diese Veranstaltung nach einer viel zu langen Unterbrechung durch die Pandemie wieder in Präsenz stattfindet. Aus Sicht der Hochschule leider ab morgen in den Weser-Ems-Hallen, aber dafür mit noch mehr Platz für Ausstellungen und Begegnungen. Wir dürfen gespannt sein, was wir an den beiden Messetagen zu hören und zusehen bekommen. Ich freue mich auf eine vielseitige und spannende Veranstaltung“, sagt der Präsident der Jade Hochschule Prof. Dr. Manfred Weisensee. Auch Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann begrüßte den Umzug in die Weser-Ems-Hallen und bezeichnete das Rohrleitungsforum in seinem Grußwort als eine bedeutende Fachveranstaltung, bei der die Teilnehmer_innen in den sechs Vortragsreihen wichtige Impulse mitnehmen können.
Sicherstellung der Wasserversorgung in Notsituationen
Eines der zentralen Konferenzthemen, welches in jüngerer Vergangenheit durch heiße, trockene Sommer auch regional an Bedeutung gewonnen hat, ist die Sicherstellung der Resilienz in der Wasserversorgung. Sicher ist, dass mit der Ressource Grundwasser zukünftig auch in den grundwasserreichen Gebieten Mitteleuropas achtsamer umgegangen werden muss. Steigender Bedarf, sich verändernde Niederschlagsmuster, zunehmende Belastungen durch Eintragungen sowie potenziell anspruchsvollere regulatorische Anforderungen an das Lebensmittel „Trinkwasser“ erfordern zum einen geplantes, zielgerichtetes und abgestimmtes Verhalten in der gesamten Wertschöpfungskette, zum anderen auch den bewussten Umgang mit dem Grundnahrungsmittel Wasser auf der Verbraucherseite. „Die Herausforderungen an die Wasserversorgung steigen, die Verantwortung der Wasserversorgungsunternehmen wächst“, sagt Prof. Thomas Wegner, Vorstandsmitglied des iro e. V. und Geschäftsführer der iro GmbH Oldenburg.
Wasserversorgung als Teil der kritischen Infrastruktur
„Die öffentliche Wasserversorgung ist in Deutschland eine zentrale Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge“, ergänzt Axel Frerichs, stellvertretender Geschäftsführer OOWV Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserband, Brake. „Sie ist Teil der kritischen Infrastruktur mit dem Ziel, die gesicherte Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser in einer einwandfreien Qualität, ausreichender Menge und ausreichendem Druck zu gewährleisten. Damit das auch in Notsituationen gelingt, müssen wir vorbereitet sein.“ Stabilität sowie klare technische, organisatorische und personelle Vorgaben seien dafür unerlässlich. Der OOWV habe in der Vergangenheit reaktive Abläufe für verschiedene Not- und Krisensituationen entwickelt. Die Grundlage für diese zielgerichteten Anpassungen sei eine umfangreiche Datenerhebung. „So konnten wir unserer Aufgabe beispielsweise während der Corona-Pandemie uneingeschränkt nachkommen und bestehen auch momentan gegen die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.“
Abwehr von Cyberangriffen auf Wasserversorgung
Nicht nur die sich häufenden Extremwetterlagen der jüngeren Vergangenheit mit langanhaltenden, trockenen Sommern und heftigen, aber kurzen Niederschlagsereignissen, die örtlich niedergehen, stellen Trinkwasserversorgung und Niederschlagswasserentsorgung vor enorme Herausforderungen. Zu diesen Naturphänomenen gesellen sich drohende direkte Eingriffe oder Angriffe auf die Wasserversorgung mit dem Ziel, diese wichtige Grundlage des menschlichen Daseins zu sabotieren. „Hier sind in der Fachwelt in jüngerer Zeit Cyberangriffe beziehungsweise die Abwehr solcher durch entsprechende Cybersicherheit diskutiert worden. Aber auch ganz direkt Angriffe herkömmlicher Art mit dem Ziel, das bestehende Versorgungsnetz physisch zu zerstören, sind denkbar“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Katharina Teuber von der Jade Hochschule, Expetrin für Siedlungswasserwirtschaft. „Eine möglichst belastbare und widerstandsfähige Wasserversorgung ist also wünschenswert.“
Ausbildung von Nachwuchskräften umso wichtiger
Für die Ausbildung von Nachwuchskräften an der Jade Hochschule im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft bedeutet das: Die Trinkwasserressourcen können nicht mehr als selbstverständlich verstanden werden, sondern deren existenzieller Wert für die Gesellschaft muss verdeutlicht werden. Diese zukünftigen Entwicklungen und Unsicherheiten stellen für die heutigen Studierenden eine große Herausforderung für ihre berufliche Zukunft dar, gleichzeitig bieten sie für die Zukunft ein spannendes Arbeitsfeld in stetigem Wandel. Zur Beantwortung der zukünftigen Fragestellungen können anwendungsorientierte Forschung und Unternehmen ideal kooperieren.
Die Jade Hochschule mit ihren drei Studienorten im Nordwesten Deutschlands sieht sich in der Verantwortung für die Entwicklung der Region, in der sie stark verwurzelt ist. Hier trifft ein breites und modernes Fächerangebot auf innovative Formen der Lehre. Die Forschungstätigkeiten der Jade Hochschule zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug aus, die in Kooperation mit Unternehmen, Verbänden und anderen Institutionen sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden.