"Da geht mehr!" - Kurs zum Umweltbewusstsein im maritimen Sektor
Nachhaltigkeit ist derzeit ein allgegenwärtiger Begriff. Die Folgen von Klimawandel und Umweltverschmutzung sind real und auch wenn es momentan nicht so wirkt: die Temperaturen steigen und die Meere sind überall auf der Welt beeinträchtigt durch Plastikmüll, Schadstoffe, Öl und zunehmenden Lärmeintrag. Es muss etwas unternommen werden – doch was?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, fand am 15. und 16. Oktober am Campus Elsfleth der Jade Hochschule ein Kurs zur „Marine Environmental Awareness“ statt. Dieser war der erste seiner Art in Deutschland. Initiiert wurde die Veranstaltung durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Kooperation mit der Jade Hochschule. Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz unterstützte die Lehrveranstaltung finanziell. „Ein Aspekt im Kontext der europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie ist neben dem Monitoring unter anderem die Umsetzung von konkreten Maßnahmen. Ein wichtiger Schritt dorthin ist eine grundlegende Bewusstseinsbildung,“ weiß Kirsten Dau vom NLWKN. Die niederländische Non-Profit-Organisation ProSea verfolgt dasselbe Ziel. Sie bietet international Kurse zum Thema Nachhaltigkeit im maritimen Bereich für sämtliche Akteure an, die im und am Meer tätig sind.
„Eine Kooperation lag nahe, auch da an der Jade Hochschule die künftigen Führungskräfte der Branche ausgebildet werden.“
Prof. Ralf Brauner, Fachbereich Seefahrt und Logistik.
Der zweitägige Kurs wurde in das studienfachübergreifende Modul „Maritime Technik“ integriert. Deshalb nahmen Studierende aus den Studiengängen Nautik und Seeverkehr sowie Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft teil. „Es war spannend, dass die Teilnehmenden aus verschiedenen Studiengängen kamen – so flossen ganz unterschiedliche Perspektiven in die Diskussionen ein“, berichtet Teilnehmerin Elisa Schöpe, die Schiffs- und Hafenbetrieb im ersten Semester studiert.
Hauptziel des Kurses war es, die Studierenden zum Nachdenken anzuregen, erläutert Dozent Jerry Lust von ProSea. In den Diskussionsrunden zeigten sich bereits erste Erfolge: Die Studierenden nahmen aktiv und rege teil. Und genau das ist es, was sich Lust wünscht: „Ich versuche sie anzuregen, nach dem Studium aktiv am Nachhaltigkeitsprozess in der Branche mitzuwirken.“
Der Kurs bestand dabei nicht nur aus Vorträgen und Diskussionen, er wurde vom Dozenten mit Workshops und kleinen Spielen aufgelockert. So gab es beispielsweise ein Quiz zum Thema „underwater sound“, bei dem die Teilnehmenden abstimmen mussten, um welche Ursache es sich für die jeweils abgespielten Geräusche handelte. Auch die Vorträge wurden gespickt mit aktuellen Beispielen wie etwa zur Problematik von Müll im Meer oder zur eingeschleppten pazifischen Auster, die in der Nordsee heimische Miesmuschelbänke überwuchert. „Besonders gut war, dass die Probleme nicht nur aufgezeigt wurden. Vielmehr stand auch im Vordergrund, wie es zu den vielfältigen Problemen kam. Man kennt zwar die Auswirkungen wie zum Beispiel den Klimawandel. Aber selten weiß man, wie diese entstanden sind. Dies wurde im Kurs gut entschlüsselt, es wurden die Ursachen der Probleme thematisiert und wie man sie angehen kann“, reflektiert Tim Lewalter, der Schiffs- und Hafenbetrieb im dritten Semester studiert.
Ob sich nun tatsächlich in der Branche etwas ändert, bleibt abzuwarten. Motivation, nachhaltig zu handeln, haben die Studierenden jedoch genug mitgenommen von den beiden Tagen.
„Wir sind ja die nächste Generation und wollen Seeschifffahrt auch noch länger als 20 Jahre betreiben.“
Tim Lewalter