Im Mathe-Leistungskurs war sie das einzige Mädchen. „Darüber habe ich mir gar nicht so viele Gedanken gemacht“, sagt Prof. Dr. Ingrid Jaquemotte, Professorin für Vermessungskunde und Datenverarbeitung am Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik (IAPG) der Jade Hochschule.
Geoinformation, Computergrafik, 3D-Visualisierungen, virtuelle Welten darstellen, so beschreibt die Mutter zweier erwachsener Kinder in wenigen Worten ihr Fachgebiet. Schon als Kind fühlte sie sich unabhängig, bestimmte Dinge für sich selbst zu entscheiden, erinnert sie sich. Sie wollte aufs Gymnasium, das war für sie klar. Eine wichtige Rolle spielte ihr Vater. Er hat mit ihr gebastelt und sie später auf den Bau mitgenommen, wo sie kräftig mit anpackte. Weil ihr das gefiel, entschied sie sich Vermessungswesen zu studieren. Wichtig war noch eine Eigenschaft, die sie im Elternhaus lernte:
„Ich war zielstrebig, das ist mir auch vorgelebt worden. Mein Vater kam aus der Landwirtschaft, lernte Mechaniker und machte seinen Meister in der Industrie.“
Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft
Noch immer sind Frauen in den Wissenschaften unterrepräsentiert. Nur ein Drittel aller weltweit in der Wissenschaft Beschäftigten sind laut UNESCO-Bericht Frauen. Trotz des weltweiten Fachkräftemangels fehlen Frauen weiterhin in den Ingenieur- und Technikwissenschaften. Um einen vollwertigen und gleichberechtigten Zugang zur Teilnahme an der Wissenschaft für Frauen und Mädchen zu fördern, hat die UNESCO den Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft (11. Februar) ins Leben gerufen.
Auch an der Jade Hochschule sind Frauen in der Wissenschaft deutlich unterrepräsentiert: Im Jahr 2021 lag der Professorinnenanteil nur bei 19 Prozent, der Anteil der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen bei 36 Prozent. Daher möchten wir mit dieser Serie rund um den Aktionstag in der Jade Welt auf das Thema aufmerksam und einige unserer Wissenschaftlerinnen sichtbar machen.
Als sich die Möglichkeit bot, am niedersächsischen Dorothea Erxleben-Programm teilzunehmen, das Frauen förderte, die sich für eine Professur qualifizieren wollten, griff sie zu. Mit ihrer Promotion fing sie an, als schon beide Kinder da waren, das jüngste drei Jahre alt. Wenn man eine Familie hat, sei das kein leichter Weg, sagt Jaquemotte rückblickend. „So eine Promotion macht man ja nicht mal eben nebenbei.“ Besonders die Unterstützung vom Partner, aber auch von Fachkolleg_innen und Betreuern sei dann wichtig.
„Man muss die Leidenschaft haben, Probleme lösen zu wollen“, so die Professorin. Auch ihre Studierenden sollen die Erfahrung machen, dass Leistung Spaß machen kann und dass es sich lohnt, sich anzustrengen. Zu beobachten, wie sie sich entwickeln und „wenn’s hakt, den entscheidenden Input zu geben“, das sei eine sehr dankbare Aufgabe.
Junge Frauen sollten manchmal einen Schritt weitergehen, als sie sich selbst zutrauen, um ihre Grenzen auszutesten - auch auf die Gefahr hin, mal zu scheitern.
Wie Herbert von Karajan gesagt hätte: Wer all seine Ziele erreicht, hat sie zu niedrig ausgewählt. „Ich musste als Frau nicht immer kämpfen, ich wurde auch an vielen Stellen gefördert. Und es ist nach wie vor wichtig, dass Frauen gefördert werden.“