Erneuter Erfolg für Oldenburger Hörforschung
Sonderforschungsbereich Hörakustik erhält Förderung für weitere vier Jahre
Oldenburg. Intelligente Hörgeräte, die sich individuell an ihre Nutzerinnen und Nutzer anpassen: An diesem Ziel arbeiten Forschende des Sonderforschungsbereichs (SFB) „Hörakustik“ seit vier Jahren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat dem Vorhaben nun erneut Mittel bewilligt: Bis zu 8,1 Millionen Euro erhält das Vorhaben von 2022 bis 2026 für die zweite Phase.
Der SFB mit dem offiziellen Titel „Hörakustik: Perzeptive Prinzipien, Algorithmen und Anwendungen“ (HAPPAA) arbeitet an Hörgeräten und Hörassistenzsystemen, die sich mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) selbstständig an unterschiedliche Umgebungen anpassen und sich dabei immer besser auf die individuellen Nutzerinnen und Nutzer einstellen. An dem Großprojekt, dessen Gesamtlaufzeit auf zwölf Jahre angelegt ist, sind neben der Universität Oldenburg mit der Jade Hochschule, dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT, der Hörzentrum Oldenburg gGmbH, der RWTH Aachen und der TU München weitere führende Einrichtungen aus der Hörforschung beteiligt.
Der Sonderforschungsbereich „Hörakustik“ verbindet verschiedene Disziplinen, insbesondere Akustik, Psychoakustik, Audiologie, Ingenieurwissenschaften und physikalische Modellierung.
Das Hearpiece: Wieder so hören, als habe man keine Hörhilfe im Ohr
Die Jade Hochschule ist mit dem Schwerpunkt „Elektroakustische Modellierung von in-Ohr Hörsystemen und individuellen Außenohren“ unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Blau vertreten.
Ein wichtiges Ergebnis der ersten Förderperiode ist das sogenannte „Hearpiece“. Dabei handelt es sich um einen speziellen, besonders hochwertigen Ohrhörer für die Forschung: Dank mehrerer Mikrofone und Lautsprecher kann das im Ohr platzierte Gerät Schall genau wie ein Hörgerät verstärken. Die Forschenden nutzen es, um zum Beispiel neue Algorithmen für die Signalverarbeitung direkt im Ohr zu testen.
Das Besondere dabei: Das Hearpiece ist akustisch transparent – das Hören mit dem Gerät entspricht also dem normalen Hören mit offenem Ohr. In der nun anstehenden zweiten Förderperiode soll das Hearpiece noch einmal verbessert werden, so dass es sich an die individuell verschiedene Gehörgangsakustik der Nutzer anpassen kann. Dies ist insbesondere bei hohen Tönen entscheidend, da hier die individuelle Form von Gehörgang und Ohrmuschel eine große Rolle spielt. Um die damit verbundenen Effekte besser verstehen zu können, benutzen die Forschenden detailgetreue dreidimensionale Nachbildungen menschlicher Versuchsteilnehmer am Computer.
„So soll es möglich werden, Diagnostik und Hörgeräte-Rehabilitation so individuell wie möglich zu gestalten“.
Prof. Dr. Matthias Blau
Im Rahmen des Vorhabens wird ein Promotionsprojekt an der Jade-Hochschule gefördert.
„Die Beteiligung der Jade Hochschule an diesem international sichtbaren Forschungsprojekt zeigt, wie Hochschulen für Angewandte Wissenschaften bei aktuellsten Entwicklungen im Wissenschaftsbereich ideal mitwirken können. Gerade wenn Interdisziplinarität gefragt ist, können wir wertvolle Beiträge leisten, sowohl an den Schnittstellen der Disziplinen, als auch in der anwendungsnahen Forschung“, freut sich Hochschulpräsident Prof. Dr.-Ing. Manfred Weisensee.
Die Jade Hochschule mit ihren drei Studienorten im Nordwesten Deutschlands sieht sich in der Verantwortung für die Entwicklung der Region, in der sie stark verwurzelt ist. Hier trifft ein breites und modernes Fächerangebot auf innovative Formen der Lehre. Die Forschungstätigkeiten der Jade Hochschule zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug aus, die in Kooperation mit Unternehmen, Verbänden und anderen Institutionen sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden.