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Forschungsergebnisse der Jade Hochschule frei zugänglich machen

Catharina Boss ist neue Open-Access-Beauftragte

Vizepräsidentin Prof. Dr. Juliane Benra (li.) und Bibliotheksleiterin Walburgis Fehners (re.) gratulieren Katharina Boss (Mitte) zur Ernennung als Open Access-Beauftragte. (Foto: Maritje Sanders/Jade HS)
Vizepräsidentin Prof. Dr. Juliane Benra (li.) und Bibliotheksleiterin Walburgis Fehners (re.) gratulieren Katharina Boss (Mitte) zur Ernennung als Open Access-Beauftragte. (Foto: Maritje Sanders/Jade HS)

Die Jade Hochschule möchte den wissenschaftlichen Austausch und den Transfer von Wissen und Technologie in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik intensivieren. Ein Baustein hierzu ist es, nach dem Open Access (OA)-Prinzip die Ergebnisse von Forschungsprojekten ohne Zugangsbeschränkungen allen Interessierten zugänglich zu machen. Forschende der Jade Hochschule werden bei der Publikation ihrer Ergebnisse in Open Access-Zeitschriften durch die Hochschulbibliothek unterstützt. Catharina Boss, Leiterin der Zentralen Digitalen Services der Hochschulbibliothek, wurde jetzt als Open Access-Beauftragte ernannt.
Die Jade Welt (JW) fragt nach…

Über Catharina Boss

Catharina Boss hat an der Universität zu Köln und der Kansai Daigaku in Ôsaka Japanologie, Mittlere und Neuere Geschichte und Englische Philologie studiert. Nach dem Magisterstudium hat sie zunächst im Bereich Mediendokumentation bei einem großen deutschen Fernsehsender gearbeitet und berufsbegleitend den Weiterbildungsmaster Bibliotheks- und Informationswissenschaften an der Technischen Hochschule Köln absolviert.

Nach einer mehrjährigen Tätigkeit in der Stadtbibliothek Bremen ist sie seit Februar 2022 Teamleiterin der Zentralen Digitalen Services in der Hochschulbibliothek der Jade Hochschule.

JW: Liebe Frau Boss, wie unterstützen Sie als Open-Access-Beauftragte unsere Forschenden bei der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse bzw. mit welchen Anliegen können sich die Kolleg_innen an Sie wenden?

Boss: Ich verrate Ihnen die beiden Fragen, die besonders oft gestellt werden. Die erste lautet: „Wie finde ich eine zu meinem Publikationsvorhaben passende Open-Access-Zeitschrift?“ Die zweite – und mit Abstand am häufigsten – gestellte Frage ist: „Kann ich Mittel aus dem Open-Access-Publikationsfonds für eine Veröffentlichung in der Zeitschrift XY beantragen?“. Ich gebe Forschenden daraufhin eine Reihe nützlicher Instrumente und Plattformen, wie B!SON, oa.finder und open-access.network, an die Hand, erkläre en Detail den Workflow rund um den Open-Access-Publikationsfonds der Jade Hochschule oder gebe Tipps für alternative Förderoptionen, zum Beispiel bei der DFG. In den Gesprächen höre ich oft heraus, dass viele Forschende im Umgang mit Open Access insgesamt noch eher unsicher sind oder ihnen Informationen fehlen, wie sie eine bessere Sichtbarkeit ihrer eigenen Forschungsergebnisse erreichen können, zum Beispiel durch Personenidentifikatoren, wie ORCiD.

Tatsächlich ist Open Access ein Thema, in das man sich erst hineinfuchsen muss und in dem ständig Bewegung steckt. Im Zuge der noch immer stattfindenden Transformation hin zu einem kostenfreien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur sind mehrere Open-Access-Modelle mit ähnlichen, aber eben doch unterschiedlichen Merkmalen entstanden. Ob es sich beispielsweise um Gold, Green oder Hybrid Open Access handelt, spielt eine Rolle für weitere, wichtige Faktoren, die sich darauf basierend ändern: Publikationskosten, die Finanzierung von Publikationskosten, aber auch Lizenzen und (Urheber-)Rechtliches wie zum Beispiel das Zweitveröffentlichungsrecht. Hier am Ball zu bleiben, ist nicht leicht – vor allem für Wissenschaftler_innen, deren Fokus auf Forschungsaktivitäten liegt und nicht auf dem Publikationsprozess. Da komme ich ins Spiel und bemühe mich, die bestmöglichen Antworten auf individuelle Fragen zu finden.

JW: Welche aktuellen Themen stehen derzeit an? Was gibt es Neues?

Boss: Zuletzt konnten wir erreichen, dass die Förderkriterien des Open-Access-Publikationsfonds der Jade Hochschule erweitert wurden. Dadurch ist nun auch eine Förderung von Artikeln in hybriden Zeitschriften - Subskriptionszeitschriften mit Open-Access-Komponente – möglich, wenngleich mit geringerer Summe als bei Artikeln in Gold-Open-Access-Zeitschriften.

Im Laufe des Jahres konnten wir außerdem einige Bibliothekskonsortien, an denen wir teilnehmen, bestehende Transformationsverträge, beispielsweise mit den Verlagen Wiley und Springer im Projekt DEAL, verlängern. Das ist durchaus ein nennenswerter Erfolg, da die Verhandlungen um Konditionen und Vertragsbedingungen mit Verlagen in der Regel langwierig und hart sind. Durch die Verlängerungen haben Forschende unserer Hochschule nun weiterhin die Möglichkeit, vergünstigt oder sogar ganz ohne Kosten in zahlreichen Zeitschriften zu publizieren.

Ein für uns wirklich brennendes Thema ist zurzeit auch die Implementierung eines Repositoriums, also eines Datenservers für Publikationen, an der Jade Hochschule. Es gibt einen großen Bedarf in den Fachbereichen, einen Platz beispielsweise für herausragende Bachelor- und Masterarbeiten zu finden. Auch im Sinne des Green Open Access, also der Zweitveröffentlichung von Publikationen, ist eine solche Plattform absolut wünschenswert. In der Hochschulbibliothek gründet sich aktuell eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema und wir hoffen auf rege Beteiligung bei der Formulierung von Wünschen und Bedarfen an ein Repositorium, damit am Ende ein effizientes Instrument entsteht.
 

JW: Die Pandemie hat gezeigt, wie hoch der Wert von Wissenschaft für Gesellschaft und Politik ist. Inwiefern hat die Pandemie das Open Access-Prinzip vorangebracht?

Boss: Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Online-Seminar, das meine Kolleg_innen aus dem Netzwerk Emerging International Voices im letzten Jahr organisiert haben: Open Access, Infodemics and Libraries – Exploring the global equity of science. Darin ging es unter anderem darum, wie schnell die Verbreitung von Falschinformationen rund um den Coronavirus in eine Infodemie gemündet ist. Es ist sehr deutlich geworden, dass ein freier und kostenloser Zugang zu qualitativ hochwertiger Information ungemein wichtig ist, damit solchen Entwicklungen entgegengewirkt werden kann.

Das haben damals auch zahlreiche Verlage und Datenbankprovider schnell erkannt und sich im Kampf gegen das Virus solidarisch gezeigt. Forschungsergebnisse, natürlich insbesondere im medizinischen Bereich und zur Corona-Forschung im Speziellen, wurden im Sinne des Open Access digital verfügbar gemacht, beispielsweise von Springer und Elsevier. Die digitale Bibliothek JSTOR hat ganze Archivkollektionen geöffnet. Andere Anbieter wiederum haben Lizenzen für Bibliotheken temporär ohne Mehrkosten erweitert oder Sonderzugänge eingerichtet, so zum Beispiel De Gruyter und Wolters Kluwer. Ich hoffe, dass dieser Fahrtwind, den die Open-Access-Bewegung durch die Pandemie gewonnen hat, nachhaltig gewesen ist und die Transformation weiter zügig voranschreitet.

Weiterführende Informationen Open Access:

„Schon seit einigen Jahren hat sich die Jade Hochschule wie viele andere wissenschaftliche Institutionen dem Open Access Gedanken verschrieben. Damit unterstützt sie die - in unseren „Fake News“ gebeutelten Zeiten besonders wichtigen - Möglichkeiten, Informationen zu qualitätsgeprüften wissenschaftlichen Erkenntnissen allen Interessierten zur Verfügung zu stellen. Ich freue mich, dass Frau Boss zukünftig als Beauftragte diesen bereits in der Hochschule begonnenen Weg weiter voranbringen wird.“

Prof. Dr. Juliane Benra, Vizepräsidentin für Internationales, Digitalisierung und Mediensysteme

Ansprechpartnerin in der Redaktion:

  • Katrin Keller
    Katrin Keller

    katrin.keller@jade-hs.de