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Fortschritte in der nachhaltigen Fertigung und CSR-Integration

Forschende der Jade Hochschule arbeiten an neuen Lösungen für eine grünere Produktion und transparente Unternehmensverantwortung

Seit Februar 2023 läuft das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Forschungsprojekt „Edge Datenwirtschaft in der nachhaltigen automatisierten Fertigungswirtschaft“, kurz EDNA, mit der Jade Hochschule als Verbundpartner. Zeit für ein Zwischenfazit. Die Jade Welt (JW) fragt bei Prof. Dr. Stefan Gudenkauf und Prof. Dr. Stephan Kress aus dem Fachbereich Management, Information, Technologie nach…

JW: Herr Gudenkauf, Herr Kress: Was sind Ihre Forschungsziele im Projekt EDNA und wie ist der aktuelle Stand Ihrer Forschung?

Unsere Forschung konzentriert sich auf innovative Lösungen zur Förderung einer nachhaltigen Fertigung und Steuerung. Insbesondere analysieren wir im Krone-Werk Brüggen in Herzlake bahnbrechende Ansätze zur Integration von sogenannten IoT-Brokern in die Produktionsprozesse. Unser Ziel ist es, die Ereignisdaten der Maschinenebene flexibel mit der Entscheidungsebene der betrieblichen IT zu verbinden und anpassbar zu gestalten. Dies ermöglicht die bedarfsgerechte Nachverfolgung, Sammlung und Bereitstellung relevanter Informationen über alle Fertigungsebenen hinweg.

Ein konkretes Beispiel ist die Aggregation von Kennzahlen zur Erfüllung der EU-Richtlinien für Nachhaltigkeitsreporting (European Sustainability Reporting Standard, ESRS). Dies stellt in herkömmlichen Werken eine Herausforderung dar, da der Aufwand zur Anpassung fest verdrahteter Kommunikationswege immens ist und schnell den Überblick verlieren lässt. Durch unsere Forschung wird nicht nur die ökologische Bilanz verbessert, sondern auch die Wirtschaftlichkeit der Produktion gesteigert.

Gleichzeitig betonen diese Fortschritte die Notwendigkeit, das Controlling von Kennzahlen im Bereich Nachhaltigkeit ganzheitlich zu betrachten. Neben der technischen Entwicklung forschen wir daher intensiv an umfassenden Konzepten zum Thema Nachhaltigkeitsreporting, um Unternehmen eine integrative Perspektive zu bieten.
 

JW: Sie beleuchten in ihrem Teilprojekt, wie nachhaltig die deutsche Fertigungsindustrie agiert. Zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?

Im letzten Jahr hat das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa in unserem Auftrag eine Umfrage unter 100 Unternehmen in Niedersachsen und Bremen zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR) durchgeführt. Derzeit arbeiten wir intensiv an der Auswertung der Ergebnisse für unterschiedliche Publikationen und Stakeholder. Schon jetzt zeigt sich, dass bisher nur wenige Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht haben und dieses Medium auch noch nicht als bedeutend für die externe Kommunikation betrachten. Gleichzeitig sind die Herausforderungen bei der Umsetzung der rechtlichen Vorgaben im Bereich Nachhaltigkeit deutlich spürbar: Fehlendes Personal, aufwendige Datenaufbereitung und hohe Kosten werden als Hürden wahrgenommen.

Um diesen Herausforderungen auf technischer Ebene zu begegnen, haben wir auf Basis einer umfassenden Erhebung über Modelle und Systeme ereignisbasierter Systeme in der Fertigungswirtschaft ein Referenzmodell entwickelt und veröffentlicht. In enger Zusammenarbeit mit unserem Partner Krone haben wir darauf aufbauend eine erste Broker-Architektur geschaffen, die wir nun in einem konkreten Fertigungsszenario testen. Dies geschieht durch unseren interaktiven Event-Katalog, der Produzenten und Konsumenten von Datenbausteinen sowie deren Übertragungskanäle auf anschauliche Weise erkundbar macht. Diese technologischen Fortschritte bieten nicht nur Lösungen für die genannten Schwierigkeiten, sondern eröffnen auch neue Möglichkeiten für eine effiziente und transparente Umsetzung von Corporate Social Responsibility in der Unternehmenspraxis.
 

JW: Wie geht es im Projekt EDNA weiter?

Zunächst freuen wir uns, bereits in diesem Abschnitt des Projektzeitraums bedeutende Fortschritte erzielt zu haben. Auch für uns gestaltete sich die Besetzung von Positionen aufgrund des Fachkräftemangels als herausfordernd. Anfang Februar 2024 konnten wir dann unsere Ergebnisse erfolgreich im Meilensteintreffen dem Projektträger vorstellen. Mit Blick auf die kommende Etappe haben wir uns ehrgeizige Ziele gesetzt: die Entwicklung von Nachhaltigkeitsdashboards basierend auf unserem erarbeiteten Kennzahlenmodell, den Vergleich von Plattformalternativen durch Anwendung unseres Broker-Referenzmodells sowie die Generalisierung des Durchstichprototyps mithilfe offener Technologien.

Im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam mit unseren Partnern den Workshop "Zukunft nachhaltig gestalten durch digitalisierte Wertschöpfungsprozesse (DigiWe)" auf der Jahreskonferenz Informatik 2023 der Gesellschaft für Informatik (GI) organisiert. Aufgrund des positiven Feedbacks planen wir, diesen Workshop in einem wiederkehrenden Format weiterzuführen. Dies unterstreicht unsere Bemühung, den Austausch und die Diskussion über digitale Wertschöpfungsprozesse im Rahmen von Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Gemeinsam finden sie nachhaltige Lösungen für Produktion und Logistik: Das Team des Projekts EDNA besteht aus Forschenden der Hochschule Osnabrück, der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, des Forschungsinstituts OFFIS e.V., Virtual Vehicle sowie aus Vertretern der Krone Business Center GmbH & Co. KG, der BRÜGGEN Oberflächen- und Systemlieferant GmbH sowie der Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH & Co. KG (Foto: Hochschule Osnabrück)
Gemeinsam finden sie nachhaltige Lösungen für Produktion und Logistik: Das Team des Projekts EDNA besteht aus Forschenden der Hochschule Osnabrück, der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, des Forschungsinstituts OFFIS e.V., Virtual Vehicle sowie aus Vertretern der Krone Business Center GmbH & Co. KG, der BRÜGGEN Oberflächen- und Systemlieferant GmbH sowie der Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH & Co. KG (Foto: Hochschule Osnabrück)

Über das Förderprogramm „Edge Datenwirtschaft“

Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag „Mehr Fortschritt wagen“ zum Ziel gesetzt, einen digitalen Aufbruch zu starten und digitale Schlüsseltechnologien sowie die digitale Souveränität der Wirtschaft zu fördern. Das Technologieprogramm „Edge Datenwirtschaft“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) knüpft daran an und soll dazu beitragen, die deutsche und europäische digitale Souveränität zu sichern und den Technologie- und Innovationsstandort Deutschland zu stärken. Das BMWK unterstützt dabei vor allem Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsvorhaben im Zusammenspiel von Edge- und Cloud-Lösungen.

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