Holz als Baustoff der Zukunft – nachhaltig, klimaschonend, leistungsfähig

Zwei Themen beschäftigen die Baubranche seit einigen Jahren in zunehmenden Maßen: die Digitalisierung von Planungsprozessen und der nachhaltige Umgang mit Ressourcen. Ein alter Werkstoff kann für beide Probleme Lösungen anbieten: Holz. Rund 150 Experten aus den Bereichen Bauingenieurwesen und Architektur haben sich gestern zum zweiten Holzbau-Hochschultag in Oldenburg an der Jade Hochschule zusammengefunden, um diese Lösungen zu diskutieren.

Holz: nachhaltig, klimaschonend, leistungsfähig

Holz ist als nachwachsender Rohstoff ideal geeignet, um klimaschonend bauen zu können und „Holz ist genug da“, sagt Dr. Sebastian Rüter vom Thünen-Institut für Holzforschung. Er zeigte auf, dass der nachwachsende Rohstoff Holz eine hervorragende Ökobilanz aufweise. Besonders wichtig sei es dabei, den kompletten Verwertungszyklus im Auge zu haben: Produktion, Bau, Nutzung und Abbau. Dieser Aspekt wurde auch von den weiteren Referenten unterstrichen. Der Architekt Jan Störmer wies auf die Probleme hin, die bei der Produktion von Beton entstehen können wie etwa dem Raubbau am Rohstoff Sand. Und Holzgebäude können durchaus eine lange Lebensdauer erreichen: „Mein Gebäude soll einmal denkmalgeschützt werden“, erklärt Störmer mit einem Augenzwinkern. Er plant aktuell in der Hamburger Hafencity das höchste Holz-Hochhaus in Deutschland. Vor allem mithilfe durchdachter Konstruktionen lassen sich die Standzeiten von Holzgebäuden deutlich verlängern. Prof. Volker Schiermeyer von HSW Ingenieure beschäftigt sich mit dem Holzbrückenbau und betonte, dass durch gute Details und eine geschützte Bauweise auf chemischen Holzschutz auch an Tragwerken weitgehend verzichtet werden kann.

Bauprozess durch Digitalisierung und Vorfertigung schneller und günstiger

Dass Holz nicht nur klimatechnische Vorteile bietet, sondern sich auch vorteilhaft auf den gesamten Bauprozess auswirken, kann ist nicht so naheliegend. Das liegt vor allem an der Tatsache, dass Holzteile immer öfter vorgefertigt an die Baustellen geliefert werden können. Das verkürzt Bauzeiten, bedeutet weniger Stress für Anwohner oder etwa kürzere Sperrungen von Straßen für Brückenarbeiten. So lassen sich etwa Holzbrücken innerhalb von wenigen Tagen aus vorgefertigten Elementen vor Ort zusammensetzen. Hier kommt auch das Stichwort BIM – Building Information Modeling – mit ins Spiel. Es ist in der Baubranche momentan in aller Munde. Gemeint ist ein Zusammenführen aller bau- und gebäuderelevanten Daten in ein virtuelles 3D Modell, an dem alle Beteiligten zusammen arbeiten können. Holzteile können so schon sehr früh eingeplant werden, ein Faktor der Zeit und Kosten senkt. „Über den Prozess wird es wirtschaftlich“, weiß Frank Steffens von der Firma Brüninghoff. Er betonte, dass dabei nicht nur die Planung und Produktion, sondern auch die Bewirtschaftung eines Gebäudes mit berücksichtigt wird. Planungen können durch die digitalen Modelle heutzutage viel früher gemacht werden. Das bedeutet auch ein fundamentales Umstellen im gesamten Bauprozess, da waren sich alle einig.

Doch nicht nur ein enges Zusammenarbeiten aller Planer ist notwendig, auch die Bauherren müssen mitmachen. Noch immer gibt es viele Vorurteile gegenüber dem Baustoff Holz. Jan Lindschulte vom Büro Florian Nagler Architekten zeigte, was mit einem aufgeschlossenen Bauherrn möglich ist. Das Büro entwarf das Gebäude für das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf in Bayern. Das Gebäude wurde in Holzbauweise als Plusenergiehaus gebaut und bekam den deutschen Architekturpreis. Jan Störmer betonte, dass es bei komplexen Gebäuden nicht immer Sinn mache, komplett in Holz zu bauen. Die Vorträge zeigten aber zugleich, dass für die vermeintlichen Probleme wie Klimatisierung, Schallschutz, oder Witterungsbeständigkeit Antworten zu finden sind.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architekt_innen und Ingenieur_innen

Von allen Teilnehmer_innen wurde betont, dass ein interdisziplinäres Zusammenarbeiten von Architekt_innen, Ingenieur_innen und Planer_innen zunehmend wichtiger und immer selbstverständlicher wird. Ein gutes Beispiel für solch eine gelungene Kooperation sei die Organisation des Holzbau-Hochschultages, lobte Vizepräsident Prof. Thomas Wegener in seinem Grußwort: Sie wurde gemeinsam von Prof. Dr. Jörg Härtel von der Abteilung Bauingenieurwesen und Prof. Peter Fank vom Fachbereich Architektur der Jade Hochschule organisiert. Externer Partner war das 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe & Bioökonomie e.V., die zentrale Anlaufstelle für Informationen über nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie in Niedersachsen. Die Veranstaltung wurde durch finanzielle Mittel des Landesmarketingfonds Holz Niedersachsen, der am 3N angesiedelt ist, ermöglicht und durch den Landesbeirat Holz Niedersachsen unterstützt.