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Internationalisierung im Fachbereich Wirtschaft trotz Corona

Prof. Dr. Christiane Goodfellow im Gespräch

Als Koordinatorin für Internationales am Fachbereich Wirtschaft engagiert sich Prof. Dr. Christiane Goodfellow für den Ausbau der Internationalisierung im Fachbereich. Kürzlich organisierte sie beispielsweise eine Sprachreise für Studierende des Studiengangs Bank- und Versicherungswirtschaft. Die Jade Welt (JW) fragt nach…

JW: Liebe Frau Goodfellow, warum setzen Sie sich für derartige Sprachaufenthalte der Studierenden insbesondere im dualen bzw. berufsintegrierenden Studiengang Bank- und Versicherungswirtschaft ein?

Goodfellow: Die Auslandsaufenthalte in meinem Studium in Los Angeles und New York City sowie meine Zeit danach bei der Bank of England in London waren für mich prägend. Deshalb denke ich, dass eigentlich jede_r einmal mindestens ein Jahr im Ausland leben, studieren und/oder arbeiten sollte. Das ist sicher so nicht umsetzbar, aber es ist eine Vorstellung, auf die ich gern hinarbeite. Vor diesem Hintergrund sollten wir auch dual beziehungsweise berufsintegrierend Studierenden die Möglichkeit schaffen, Auslandserfahrungen zu sammeln. Sie befinden sich in einem besonders engen Korsett aus einem straffen Curriculum mit vollgepackten Studientagen und zusätzlich den Verpflichtungen im Unternehmen, wo sie meist für Auslandsaufenthalte nicht abkömmlich sind. Im Fachbereich Wirtschaft gibt es deshalb für die Studierenden des Studiengangs Bank- und Versicherungswirtschaft ein spezifisches Angebot, das in Zusammenarbeit mit einer Sprachschule auf Malta entwickelt wurde. Wenn die Studierenden in einer Gruppe von mindestens zehn Teilnehmenden nach Malta reisen, bekommen sie in der Sprachschule zunächst Sprachunterricht auf dem passenden Niveau in einer internationalen Gruppe und im Anschluss daran Management-Training auf Englisch, beispielsweise „Leadership“ oder „Business Communication“. Dieses Programm vermittelt den Studierenden nicht nur Auslandserfahrung und internationale Begegnungen, sondern auch eine Fortbildung, die im Unternehmen sehr gern gesehen wird.

Prof. Dr. Christiane Goodfellow (Foto: Piet Meyer)
Prof. Dr. Christiane Goodfellow (Foto: Piet Meyer)

International Office

Neben Internationalisierungs-aktivitäten in den Fachbereichen ist das International Office (IO) die zentrale Anlaufstelle der Jade Hochschule für alle Arten von internationalen Aktivitäten. Um das Portfolio für einen internationalen Austausch attraktiv zu halten, pflegt das Team des IO diverse Kooperationen und Partnerschaften ins Ausland. Es berät Studierende bei der Planung von Auslandsaufenthalten (Outgoings), betreut ausländische Studierende (Incomings) und unterstützt Professor_innen, Lehrkräfte und Mitarbeiter_innen bei der Planung von Auslandsaktivitäten. Zudem wirbt es im großen Umfang Stipendien für Studierende ein und vergibt diese.

Das International Office hat auch in Zusammenarbeit mit der Hochschulleitung die Internationalisierungsstrategie der Jade Hochschule entwickelt. Sie ist Teil der strategischen Entwicklungsplanung, dient als Handlungsanregung für die Fachbereiche und zentralen Einrichtungen und beinhaltet konkrete Ziele und Maßnahmen. Sie schafft Transparenz und Verbindlichkeit und ist eingebettet in die Internationalisierungsstrategie des Landes Niedersachsen.

Ich habe das Programm zwar konzipiert und mit dem maltesischen Anbieter auf den Weg gebracht; die Kosten dafür werden aber von den Studierenden und teilweise von deren Arbeitgebern getragen. Die Jade Hochschule hat daran also keinen Anteil. Insofern sehe ich in der Anbindung des/der einzelnen Studierenden an das Unternehmen bezogen auf Auslandsaufenthalte nicht nur den Nachteil, dass die Studierenden nicht abkömmlich sein mögen, sondern auch den Vorteil, dass sie eine Vergütung beziehungsweise ein Gehalt bekommen und dass sich die Arbeitgeber teilweise an den Kosten für die Fortbildung beteiligen. Hinzu kommt, dass durch die Reise natürlich auch Bindungen zwischen Studierenden von unterschiedlichen Finanzinstituten entstehen beziehungsweise gefestigt werden, was sich für die künftige Zusammenarbeit in der Region als überaus vorteilhaft erweisen kann.

JW: Mit welchen Herausforderungen mussten Sie bei der Organisation der Sprachreise in Zeiten der Pandemie umgehen?

Goodfellow: Während der Pandemie ist faktisch jedes Vorhaben, bei dem physische Begegnungen stattfinden, mit organisatorischen Unsicherheiten verbunden. So hat der Anbieter beispielsweise spezielle Corona-Stornierungsbedingungen erarbeitet. Letztlich haben trotz der Pandemie einige Studierende gebucht und es keineswegs bereut. Wir hatten im Jahr 2019, also vor Corona, insgesamt 19 Teilnehmende, im Jahr 2020 waren es zwei, und im September 2021 sind drei Studierende nach Malta gereist. An diesen Zahlen wird der Effekt der Pandemie ganz deutlich.

JW: Welche Bedeutung hat die Internationalisierung des Fachbereichs Wirtschaft für die Region?

Goodfellow: Die Studierenden sollten Kenntnisse und Fähigkeiten nicht nur für die nächsten Monate erwerben, sondern für ihr ganzes Leben. Es reicht nicht aus zu sagen: „Wenn ich in Friesland am Bankschalter stehe, muss ich keine internationalen Erfahrungen und keine Englischkenntnisse haben.“ Die international ausgehandelten aufsichtsrechtlichen Anforderungen an Finanzdienstleister werden zuerst in englischer Sprache publiziert. Deshalb hat das Institut, das die regulatorischen Anforderungen auf Englisch lesen und verstehen kann, die meiste Zeit für die Umsetzung der Regelungen.

Auch ist es denkbar, dass der Ausbau des Jade-Weser-Ports zu englischsprachiger Kundschaft bei Finanzdienstleistern in der Region führt. Zudem mag es vorkommen, dass als Unternehmenssprache in einem Institut Englisch gewählt wird. Schließlich formt der etwas distanziertere Blick auf die eigenen Gepflogenheiten auch die Persönlichkeit, wovon sowohl die einzelnen Studierenden als auch die Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt profitieren.

(Foto: Phillip Esch)
(Foto: Phillip Esch)

„Die Tage waren mit dem Sprachkurs bis 15 Uhr gut gefüllt, die Nachmittage blieben aber frei. Das konnten wir dank der hohen Temperaturen auch voll ausnutzen, waren gemeinsam mit den anderen internationalen Sprachreisenden, Maltesern und üblichen Touristen unterwegs - und haben so Freunde für die ganze restliche Zeit und vielleicht auch darüber hinaus gefunden.“

Phillip Esch
Student und Sprachkursteilnehmer

(Foto: Phillip Esch)
(Foto: Phillip Esch)

Ansprechpartnerin in der Redaktion

  • Katrin Keller
    Katrin Keller

    katrin.keller@jade-hs.de