KI-Schnack im Ladenleerstand
Aktionstag von Studierenden beleuchtet Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz
Zitatwände, Filme, Reels, Audiobeiträge und Live Diskussionen im Ladenleerstand. Sechszehn Studierende haben am Donnerstag im ehemaligen Frisörsalon CoCo in der Mozartstrasse 2 in der Wilhelmshavener Innenstadt die Ergebnisse ihres Medienprojekts „KI – Wandel unserer Welten“ präsentiert und zum Mehrgenerationen KI – Schnack geladen.
Künstliche Intelligenz verändert unsere Welt
Ein Semester lang hatten sich die Studierenden des Studiengangs Medienwirtschaft und Journalismus im Rahmen eines Medienprojekts unter Leitung von Carola Schede mit Themen rund um die Künstliche Intelligenz (KI) beschäftigt. Denn: spätestens seit Chat GPT verändert die KI unsere Welt in zahlreichen Bereichen - die Schule, den Gesundheitsbereich, die Lehre, ja, ganze Berufsbilder. Und natürlich stellen die generativen ChatBots insgesamt auch große Fragen an die Welt in Sachen Ethik, Deep Fakes und überfällige Regulierungen.
Projektpartner des Medienprojekts ist die Zukunftsregion der JadeBay. Auf der improvisierten Speaker_innenbühne, wo früher Haare geschnitten wurden, haben Eva Forkel und Olaf Goldbaum am Donnerstag die improvisierte Bühne eröffnet und ihr Projekt vorgestellt: „Wir möchten dazu beitragen, dass sich die Region weiterentwickelt und wir zusammen an unseren Zukunftskompetenzen arbeiten“, so die beiden, die gerade durch viele Schulen und Institutionen unterwegs sind. Es geht darum „Berührungsängste abzubauen, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen und zukunftsfähig zu sein.“, so das JadeBay Team. „Vielleicht ist es gerade auch in Hinblick auf unsere ganz persönlichen Lebenswelten auch gar nicht so schlimm und kompliziert, wie viele denken“, so Forkel, „einfach anfangen und ausprobieren“. Die Fördergelder der Zukunftsregion sind da, die beiden hoffen jetzt auf Ideen, Gründungen, Projektanträge. „Vielleicht können wir bald ja schon in einem digitalen Innovationszentrum den nächsten KI – Schnack machen“, so Goldbaum.
Studierende beleuchten Chancen und Risiken der KI
Auch Ehepaar Borchers aus Varel ist extra für den KI - Aktionstag der Studierenden nach Wilhelmshaven gekommen. Wolfgang Borchers hatte nach seinem Ruhestand begonnen, älteren Menschen mit ihren Computer – und Smartphone Problemen zu helfen. Auch hier ging es immer um digitale Kompetenzen. Jetzt hat er mit einer Firma aus München zusammen eine Plattform erarbeitet. Statt ihm höchstpersönlich könnte so nun in Zukunft „Jan“ vielen Menschen bei den gleichen Fragen helfen. Ein ChatBot, dem man vertrauen kann und der speziell auf die Bedürfnisse und Fragen der zugeschnitten ist, die sich vom digitalen Wandel abgehängt fühlen. „Wir hatten im September unseren ersten Infoabend in Varel, der Saal war voll“, so Borchers über das große Interesse an „Jan“.
Ziel der Studierenden war es in ihrem Medienprojekt, das Thema KI überhaupt greifbarer zu machen. Dafür haben sie vergangene Woche all ihre Ergebnisse präsentiert. Und so haben sie sich vor Ort auf Recherche begeben und sprachen unter anderem mit Dr. Marcus Schmitt vom Klinikum Wilhelmshaven. „Durch Vorsorge haben wir eine gute Chance, Menschen vor schlimmen Krankheiten, wie Krebs, zu bewahren. Das geht nur über Bildgebung, Endoskopie und dafür ist die KI ein super Tool“, erklärt Schmitt. Aber: wem gehören die Daten, wer darf das verwenden und wer hat Zugriff? „Da möchte ich, dass die Patienten geschützt sind“, so der Mediziner.
Aber auch die Chefdramaturgin der Landesbühne haben die Studierenden besucht. Oder Schüler_innen und Lehrer_innen der IGS, Rechtsanwalt und Jurist Ingo Dykstra und sie haben überregional mit Wissenschaftler_innen die Grenzen von KI in Hinblick auf Deepfakes und Demokratie ausgelotet. Marcel Schwierin, Leiter des Edith-Russ-Hauses in Oldenburg hat die Studierenden durch eine KI-generierte Ausstellung geführt. Seine Prognose:
„Das Unangenehme übernimmt für uns immer mehr die KI, aber das Schöne und Kreative wird bei dem Menschen bleiben.“
Marcel Schwierin, Leiter Edith-Russ-Hauses Oldenburg
Kriminalhauptkommissar Nils Traß berichtete den Studierenden im Interview, dass KI auch hier im Kommissariat schon eingesetzt wird, vor allem um zum Beispiel große Datenmengen zu sichten. Er betont aber auch, dass die Beamten immer bestätigen müssen, was die Technik vorgeschlagen hat. „Es wird keine KI-Entscheidung per se einfach so hingenommen“, unterstreicht Traß, und verweist darauf, dass KI aber eben auch eine Riesenchance für Cyberkriminelle darstellt. Der sogenannte „Enkeltrick“ ist da leider nur eines von vielen neuen Beispielen.
„Einen großen Vorteil sehe ich darin, dass wir lernen, KI-Tools und KI gesteuerte Maschinen die Dinge tun zu lassen, die uns als Mensch schwerfallen“, sagt Gudrun Stroot, Mitarbeiterin der Jade Hochschule im Lehr- und Lernzentrum, die gestern auch vor Ort als Speakerin war und viele mit ihrem Verständnis der Algorithmen tief beeindruckt hat.
„Wir kommen an KI nicht vorbei. Aber wir können immer noch beeinflussen: Wer wählt die Trainingsdaten aus, wie sehen wir die Welt, was lernt die KI!“
Gudrun Stroot, Lehr- und Lernzentrum
„Das dürfen wir“, so Stroot. „nicht denen überlassen, die nicht unser Verständnis der Welt teilen. Denn leider unterstützt auch die KI vor allem das, was laut ist. Und nicht immer das, was gut ist.“
„Es ist eben wie ein Gehirn“, so Stroot. Was jetzt da ist, wird trainiert, bildet sich aus. Wir müssen die BlackBox hinter der KI transparent machen, denn - wir werden sie nicht wieder los, so die Mathematikerin und Informatikerin, die auch in überregionalen ThinkThanks zum Thema diskutiert. Vor allem junge Menschen, so Stroot, sind vor KI zu schützen. Damit können wir sie nichts ins Leben bringen. „Das würde ihre Fantasie total begrenzen.“