Hans-Peter Ratzke, Leiter des Zentrums für Weiterbildung (ZfW) an der Jade Hochschule, wird in den Ruhestand verabschiedet. Die Jade Welt (JW) fragt nach…
Ratzke: Meine Zeit an der Jade Hochschule beziehungsweise deren Vorgängereinrichtung begann im Juni 2005 am Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik (IAPG). Aufgrund meines Studiums der Geowissenschaften und der anschließenden beruflichen Spezialisierung in der Privatwirtschaft auf Umweltthemen habe ich mich dort zunächst in Projekte einbringen können, die sich mit den Themen „Sanierung kontaminierter Böden“, „Detektion von Schadstoffen in Deponiesickerwasser“, „Erfassung und Simulation der Verteilung von Feinstaub im Straßenverkehr“, „Hochwasserrisikomanagement“ und diversen Fragestellungen zur Solarenergie beschäftigten.
Anschließend an die inhaltliche Projektarbeit am IAPG bin ich ins Ressort des Vizepräsidenten für Forschung, Technologiertransfer und Gleichstellung gewechselt und habe dort das Forschungsmanagement aufgebaut und geleitet.
Seit Herbst 2019 leite ich nun das Zentrum für Weiterbildung an der Jade Hochschule mit dem Ziel, die ehemals erfolgreiche Organisationseinheit wieder zu reaktivieren, an alte Zeiten heranzuführen und die Weiterbildungsaktivitäten für Angehörige der Jade Hochschule und externe Berufstätige mit dem kleinen aber sehr engagiertem Team weiter auszubauen.
JW: Was war Ihr persönliches Highlight an der Hochschule?
Ratzke: Die Tätigkeiten in unterschiedlichen Bereichen der Jade Hochschule, insbesondere aber im Forschungsmanagement, haben jedes in sich Highlights mit sich gebracht, die mir in Erinnerung geblieben sind.
Mit dem damaligen Vizepräsidenten für Forschung, Technologietransfer und Gleichstellung (unserem heutigen Präsidenten) konnte ich zum Beispiel die EU-Förderlinie „INTERREG“ an der Hochschule einführen und etablieren, in der die Hochschule seitdem dauerhaft erfolgreich in Projekten zu unterschiedlichsten Themen vertreten ist. In dieser Phase konnte ich meine in der Privatwirtschaft erworbenen Projektmanagementkompetenzen sowie die im internationalen Business Development erworbenen interkulturellen Kompetenzen in die Projektarbeit einbringen.
Auch die Evaluation der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen zur Forschung an den Fachhochschulen ist mir nachhaltig in Erinnerung geblieben. Die in den Jahren 2014 bis 2016 erstellten umfangreichen Selbstberichte haben dazu geführt, dass die Hochschule zum ersten Mal einen vollumfänglichen und strukturierten Überblick über die an der Hochschule verankerten Forschungsleistungen erlangte und bildeten gleichzeitig die Basis für das zwischenzeitlich an der Hochschule eingeführte Forschungsinformationssystem (FIS).
Fehlen darf bei den Highlights aus meiner Sicht natürlich auch das Projekt „Innovative Hochschule Jade-Oldenburg! – IHJO“ nicht. Dieses im Rahmen einer Exzellenzförderung des BMBF für den Technologietransfer realisierte 5-jährige (2018 – 2022) Kooperationsprojekt mit der Universität Oldenburg und einem Gesamtvolumen von 10,9 Mio. Euro eröffnete die Möglichkeiten zur Entwicklung und Umsetzung von Transferformaten mit der Zivilgesellschaft, insbesondere mit Unternehmen und Schulen, die größtenteils nach Projektende in das Portfolio der Jade Hochschule überführt werden konnten und weiterhin für die Third Mission Aktivitäten der Hochschule genutzt werden.
Und auch der Restart der Weiterbildungsaktivitäten am ZfW nach der Coronapandemie wird mir als wesentliches Ereignis in Erinnerung bleiben. Innerhalb kurzer Zeit hat das ZfW-Team unter schwierigen Bedingungen ein Programm von mehr als 40 Veranstaltungen mit über 70 Veranstaltungstagen und mehr als 550 Teilnehmenden (im Jahr 2024) sowie entsprechenden Drittmitteleinnahmen auf die Beine gestellt.
JW: Was gefällt Ihnen besonders gut an der Jade Hochschule?
Ratzke: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie an der Jade Hochschule ist sicherlich als ein herausragendes Merkmal hervorzuheben und war für mich auch ein entscheidender Faktor, aus der Privatwirtschaft an die Hochschule zu wechseln. Darüber hinaus werden durch die Hochschule in den jeweiligen Aufgabengebieten Freiräume zur Entfaltung gewährt, die lediglich durch Gesetze und/oder Verordnungen beschränkt werden und die Möglichkeiten zur Entfaltung geben.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. So habe ich in meiner Zeit an der Hochschule immer mal wieder feststellen müssen, dass dem Interesse Einzelner der Vorrang vor dem Gesamtinteresse der Hochschule eingeräumt wurde. Auch bei der Umsetzung unseres Leitbilds in das Tagesgeschäft ist sicherlich noch Luft nach oben. Hier sind insbesondere die Grundwerte „zugewandt“ und „kooperativ“ anzuführen, für die - aus meiner Sicht – noch Potenziale zu heben sind.
JW: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Für die Zukunft werde ich unbedingt meinem Motto treu bleiben, dem ich auch stets in meinem bisherigen Berufsleben gefolgt bin: Neue Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.
In diesem Sinne wird sich sicherlich – sofern die Gesundheit in zunehmendem Alter mitspielt – der eine oder andere Pfad auftun, der zu einem Weg ausgebaut sein möchte.