Unter Gentrifizierung versteht man die Verdrängung von alteingesessenen Bevölkerungsgruppen aus ihren angestammten Wohnquartieren durch finanzkräftige Investoren zugunsten statushöherer Bewohner_innen. Marie Sander hat sich in ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Geoinformation mit der Frage beschäftigt, wie sich Gentrifizierung messen und prognostizieren lässt. Dazu visualisierte sie am Beispiel Hamburgs statistische Berechnungen und konnte so vorhersagen, welche Stadtteile zukünftig stark von Gentrifizierungsprozessen betroffen sein werden. Die Methodik erarbeitete Sander während der studienintegrierten Praxisphase im vergangenen Semester beim Berliner Unternehmen realXdata GmbH. „Die Resultate sind gleichermaßen für die betroffenen Bürger als auch immobilienaffine Unternehmen, Politik und Verwaltung hochspannend“, sagt Betreuer und Prüfer Prof. Dr. Frank Schüssler. „Dies drückt sich auch dadurch aus, dass die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung darüber berichtete“, so Schüssler weiter.
Gentrifizierungsprognose für Hamburg
Für ihre Arbeit analysierte Sander die Veränderungen der Angebotsmietpreise der größten deutschen Städte. Für die Stadt Hamburg führte sie die Erkenntnisse zur Preisentwicklung dann mit weiteren Indikatoren für Gentrifizierung, z.B. Aussagen über die Kaufkraft und die Gastronomiedichte, in einem Index zusammen, der Auskunft über die Gentrifizierungswahrscheinlichkeit eines Stadtteils gibt. Im Ergebnis liegen neben Indextabellen übersichtliche Kartendarstellungen vor. „Das Berechnungsmodell wurde bereits als Grundlage für andere Städte herangezogen. Es ist sinnvoll, solche Auswertungen über längere Zeiträume durchzuführen und in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. So entsteht ein Monitoring für Gentrifizierungsprozesse“, erklärt Sander.
Interdisziplinäres Studium als Vorbereitung
Sanders Abschlussarbeit entstand im Bachelorstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen Geoinformation. Der Studiengang integriert verschiedene Fachdisziplinen und vermittelt Kenntnisse und Fähigkeiten, um wirtschaftsgeographische Fragestellungen zu lösen. „In meinem Studium habe ich zahlreiche wissenschaftliche Methoden der Datenanalyse und -kombination kennengelernt, die ich jetzt nutzen konnte“, findet die 23jährige. Das Thema begleitet Sander weiter. Seit September studiert sie im Masterstudiengang Geoinformationswissenschaften mit dem Schwerpunkt Geodatenanalyse.