Wertvoller Partner, der hilft, die richtigen Wettkampfentscheidungen zu treffen
Prof. Ralf Brauner von der Jade Hochschule coacht Profisegler Boris Herrmann
Der deutsche Profisegler und gebürtige Oldenburger Boris Herrmann startete am gestrigen Sonntag mit seinem Schiff „Seaexplorer“ von Frankreich aus als erster deutscher Teilnehmer die Regatta Vendée Globe alleine und ohne Zwischenhalte um die ganze Welt. Um diese Aufgabe zu bewältigen, bedarf es einer intensiven Vorbereitung und einem Team, das bei der Vorbereitung unterstützt und berät. Teil dieser Gemeinschaft ist Prof. Ralf Brauner, der an der Jade Hochschule die Professur für Maritime Meteorologie und Informatik innehat und selbst aktiver Segler ist, der neben der Nord- und Ostsee auch schon mehrere Atlantiküberquerungen absolviert hat.
Seit über 19 Jahren arbeiten Brauner und Herrmann eng zusammen, woraus sich mittlerweile eine Freundschaft entwickelt hat.
„Ralf ist für mich ein wertvoller Partner geworden, der mich in Bezug auf Meteorologie und Ozeanographie berät.“
Boris Herrmann
Während des Rennens dürfen die Teilnehmer weder Häfen anfahren noch Hilfe von außen in Anspruch nehmen. Software und Kameras an Bord unterstützen Herrmann natürlich in vielen Punkten. Nichtsdestotrotz müssen diese Daten überprüft werden, ob sie zur Wettkampfstrategie passen. „Ich muss natürlich schauen, wie beispielsweise die aktuelle Wettersituation aussieht, um nicht in die Falle zu tappen, einem Computerergebnis hinterherzufahren, denn das Wettermodell weicht immer etwas von der Natur ab“, erklärt der 39-jährige.
„Boris will nicht nur segeln, sondern auch gewinnen und deshalb versucht er, alle Hilfsmittel zu optimieren. Dazu gehören natürlich das Boot und die Segel, aber selbstverständlich auch die Strategie. Daher habe ich in der ganzen Zeit, die Boris und ich zusammenarbeiten, versucht, ihm so viel wie möglich beizubringen, damit er in der Lage ist, die richtigen Wettkampfentscheidungen zu treffen – insbesondere, wenn er auf sich allein gestellt ist“, erklärt Brauner, der neben weiteren Tätigkeiten auch 15 Jahre lang als Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst tätig war und an vielen Expeditionen in die Antarktis und Arktis teilnahm.
Insbesondere schulte der 56-jährige den Weltumsegler darin, wie er relevante Wetterdaten bewerten kann, um daraus Strategien für den Wettkampf ableiten zu können. Denn: „Die Strategie ist bei dieser Reise am wichtigsten und das Zusammenspiel von Computer und Mensch ist der richtige Weg für die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb“, erläutert Herrmann. Über 19 Jahre arbeiten die beiden nun schon eng und vertraut zusammen. „Boris hat konkrete Fälle, bei denen es beispielsweise um den Einfluss von Böigkeit oder auch die Temperatur des Wassers geht, die wir gemeinsam bearbeiten“, beschreibt Brauner das Coaching.
„Ich bin nur praktischer Anwender von Basiswissen, zum Teil auch fortgeschrittener Anwender.“
Herrmann zu seinem mittlerweile gesammelten Fachwissen
Deshalb wird Herrmann sich kurz vor Rennstart noch einmal mit Brauner austauschen, wie die optimale Strategie aussieht, um das Ziel möglichst schnell zu erreichen.
Nicht erst seit Herrmann 2019 mit seinem Team mit der Umweltaktivistin Greta Thunberg den Atlantik überquerte und sie zum Klimagipfel in die USA brachte, engagiert er sich mit seinem Team für einen nachhaltigen Einsatz von Ressourcen. Auch hier nimmt Brauner eine wichtige Rolle ein. Beispielsweise sammelt Herrmann auch während des Rennens Ozeandaten um den CO2-Gehalt der Ozeane zu ermitteln. Daraus können Änderungen im Klima abgeleitet werden. So konnte eine an der Jade Hochschule eingereichte Bachelorarbeit, die erste Untersuchungsergebnisse liefert, wie diese Daten für eine nachhaltige Schifffahrt eingesetzt werden können, bereits in diesem Frühjahr abgeschlossen werden.