Wie wir die Krise meistern: Umstellung auf digitale Lehre

Pragmatismus beibehalten und das Gefühl des Zusammenhalts stärken

Um Studierenden trotz der Corona-Krise ein attraktives Studium zu ermöglichen, hat die Jade Hochschule den Vorlesungs- und Lehrbetrieb auf digitale Lehre umgestellt. Die Lehrenden tragen den wesentlichen Anteil dazu bei, dass dies gelingt. Die Redaktion der Jade Welt (JW) fragt Prof. Dr. Juliane Benra, wie sie die Umstellung erlebt hat.

JW: Frau Prof. Dr. Benra, wie haben Sie die Umstellung von der Präsenzlehre auf die digitale Lehre erlebt?

Benra: Ein Vorteil war es, dass uns „die Krise“ erst kurz nach dem Vorlesungsbeginn ereilt hat. So waren die Studierenden zum Beispiel in meinem Fall alle schon im Besitz der Moodle Kurs Zugangsinformationen. Dort habe ich schon in Kalenderwoche zwölf für jeden Kurs Arbeitsaufträge mit Erläuterungen zu den schon vorhandenen Kursunterlagen und aktivierenden Elementen (Dinge, die selbst erst einmal zu erarbeiten waren) eingestellt. In den kommenden Wochen danach folgte dann jeweils ein neuer Arbeitsauftrag pro Woche. Die zugehörigen Laborübungen sind mit dem besonderen Einsatz von Olaf Fischer und Udo Willers gut angelaufen und so unterstützt worden, dass die Studierenden meines Erachtens auch zu Hause gut zurechtkommen müssten. Es gibt sicher andere Themenbereiche, wo es bei Kollegen schwieriger war, hier einen guten Betrieb aufrecht zu erhalten.

Ergänzend finden wöchentliche Chats mit jedem Kurs statt, und es ist jeweils ein Forum für den Austausch der Studierenden untereinander eingerichtet worden. Für jeden Kurs wurde auch ein kurzes Quiz zur Verfügung gestellt, um den bisherigen Wissensstand zu testen.

Letztlich wird es sich aber erst in der Prüfungsphase wirklich zeigen, wie erfolgreich alles war - sowohl für die Studierenden, als auch für die Lehrenden.

JW: Was läuft gut?

Benra: Ich habe eine erste Feedbackrunde mit den Studierenden durchgeführt und dabei herausgefunden, dass erfreulicherweise recht viele mit dem eingestellten Material sehr gut zurecht kommen. Eine andere grössere Gruppe äußerte, dass sie grundsätzlich auch zurecht kommt, aber etwas dem Zeitplan hinterherhinkt. Dieser Zeitplan wurde auch schon vor „der Krise“ immer für sämtliche meiner Kurse zur Verfügung gestellt.

Die Studierenden, die sich aktiv beteiligen, zum Beispiel am Chat haben sich ersichtlich mit den Materialien gut auseinandergesetzt und stellen sinnvolle Fragen.

Ebenfalls läuft es gut, dass viele Dinge im Hause pragmatisch gelöst werden, immer mit dem Ziel, die Studierenden möglichst gut durch diese Zeit zu begleiten. Man merkt an allen Seiten die Anstrengungen, die hier in besonderer Weise gemacht werden. Dies betrifft eben nicht nur den wissenschaftlichen Teil der Fachbereiche, sondern auch die vielen Bereiche, die die Forschung und Lehre unterstützen. Insbesondere das Rechenzentrum hat in dieser Zeit einen besonderen Einsatz gezeigt, aber auch die Verwaltung ist gefordert (zum Beispiel im Prüfungsamt), und viele Dienstleister, wie beispielsweise die Bibliothek, arbeiten hart daran, dass alles möglichst gut klappt.

JW: Wo gibt es Herausforderungen?

Benra: Bei der Feedbackrunde gab es auch eine kleinere Gruppe von Studierenden, die sagten, dass sie noch Fragen zu den Unterlagen hätten, beziehungsweise sehr wenige Studierende, die sagten, dass sie überhaupt nicht zurecht kämen.

Sicher wird der Chat und auch das Angebot an mich Fragen zu stellen, die ich dann anonym für alle beantworten würde,  nicht von allen Studierenden wahrgenommen. Da würde ich mir eine Intensivierung wünschen.

Bei dem Versuch eines Stresstests für eine Prüfungssituation, den ich letzten Freitag durchgeführt hatte, und der von den Studierenden eine Beteiligung von fünf Minuten ihrer Zeit verlangte, war die Resonanz in den einzelnen Kursen sehr unterschiedlich, was für mich das Ergebnis schwer interpretierbar macht.

Insofern ist die Aktivierung der Studierenden sicher schwieriger in dieser Situation, als wenn man direkt vor ihnen steht. Wahrscheinlich ist es auch eine größere Hemmschwelle für einige Leute mit mir virtuell zu interagieren, als einfach nach der Vorlesung noch zu mir zu kommen und eine Frage zu stellen. Um es kurz zu sagen: Präsenz ist besser - und zwar für alle Beteiligten!

JW: Welche Veränderungen, die sich aus der Krise ergeben haben, könnten wir künftig beibehalten?

Benra: Ich denke, dass es durch die voliegende Situation einen Schub in der zukünftigen Nutzung von digitalen Materialien geben wird. Außerdem haben sicher alle etwas dazugelernt - für mich gilt da jedenfalls. So ergibt dich bei mir  zum Beispiel wohl auch in Zukunft die (noch) stärkere Nutzung der Moodle Plattform.

Der Pragmatismus dieser Tage lässt sich vielleicht teilweise auch in die Zukunft retten. Ich hoffe auch, dass die besonderen Anstrengungen aller, um mit der Situation zurecht zu kommen, eher das Gefühl eines Zusammenhaltes stärkt.

In unserer Serie „Wie wir die Krise meistern“ stellen wir in den nächsten Wochen beispielhaft Kolleginnen und Kollegen vor, die die Jade Hochschule trotz der Corona-Krise am Laufen halten.
Bei Interesse wenden Sie sich gerne an Katrin Keller.

„Mein Dank gilt allen Professorinnen und Professoren, allen Bediensteten und allen Lehrbeauftragten der Hochschule, die die Umstellung auf digitales Arbeiten in Studium und Lehre, in der Verwaltung und im Service so engagiert und erfolgreich betreiben.“

Hochschulpräsident Prof. Dr. Manfred Weisensee

Ansprechpartnerin in der Redaktion

  • Katrin Keller
    Katrin Keller

    katrin.keller@jade-hs.de