Die Redaktion der Jade Welt (JW) fragt Andrea Menn, Leiterin des International Office (IO) und Ihre Stellvertreterin Iris Wilters, wie sich die Arbeit des IO in Zeiten der Corona-Krise verändert hat und wie trotzdem eine gute Betreuung der internationalen Gäste sowie der deutschen „outgoings“ aufrechterhalten werden kann.
JW: Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die Arbeit des International Office?
Menn: Vielfältige! Es betrifft uns und unsere Zielgruppen auf unterschiedliche Weise. Wir mussten nach und nach viele der geplanten rund 30 Veranstaltungen absagen. Besonders leid tut es uns um große Veranstaltungen mit vielen internationalen Gästen, die wir seit über 20 Jahren jährlich anbieten wie die Internationale Woche, die Sommerdeutschkurse. Auch die Summer Schools Biomedical Engineering und Fluidic MEMS, die wir gemeinsam mit dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften ausrichten. Die deutschen Studierenden, die einen Auslandsaufenthalt planen, sind sehr verunsichert, da ja nicht klar ist, wann man wieder wohin kann. Da müssen wir viel beraten und auch die Entwicklungen an den Partnerhochschulen in den verschiedenen Ländern im Auge behalten. Größte Sorgen bereitet uns ein Teil unserer ausländischen Vollzeitstudierenden. Viele finanzieren sich das Studium durch Nebenjobs. Da viele der Tätigkeiten wegen Corona weggebrochen sind, und ihnen viele Fördermöglichkeiten, die für deutsche Studierende angeboten werden, nicht offenstehen, kommen einige in Existenznöte. Zu unseren outgoings kann Iris Wilters am besten etwas sagen.
Wilters: Gerade in der ersten Zeit haben sich auch die Beratungsschwerpunkte geändert. Viele unserer Studierenden, die gerade ein Auslandssemester begonnen hatten, haben sich gemeldet und erkundigt, ob sie bleiben können oder müssen. Und sie fragten auch nach den Folgen, die ein Abbruch des Auslandsaufenthaltes nach sich zieht: „Muss das Stipendium zurückbezahlt werden?“ „Wie sieht es mit der Anrechnung von (online) erbrachten Leistungen aus?“ Ein großer Teil der Studierenden ist zurück nach Deutschland gekommen. Inzwischen sitzen viele Studierende wieder in Deutschland und nehmen an den digitalen Lehrangeboten der Gasthochschule im Ausland teil. Einige sind aber auch im Ausland geblieben, wo sie ebenfalls gut betreut werden und die Angebote der Onlinelehre nutzen.
JW: Wie hat das IO auf die neue Situation reagiert?
Menn: Glücklicherweise können alle unsere Sprachkurse, interkulturelle Trainings und die Studienvorbereitungskurse online bei moodle fortgesetzt werden. Das ist ein Kraftakt von jetzt „Präsenz“ auf gleich „online“ umzustellen, aber auch eine spannende Herausforderung. Wir hatten uns das schon länger vorgenommen, jetzt mussten wir es einfach machen.
Für unsere Austauschstudierenden sowie die ausländischen Erstsemester haben wir die „Stay Together Challenge“ ins Leben gerufen. Die Studierenden erhalten von uns jeden Morgen eine Aufgabe, die sie im Laufe des Tages erfüllen und dann miteinander teilen. Das hilft ein Stück weit die Isolation zu bekämpfen, und regt an, sich untereinander kennenzulernen und zu vernetzen.
Für unsere ausländischen Vollzeitstudierenden haben wir Anträge für Notfallhilfen gestellt und ein Programm aus dem Boden gestampft, um umfassend bei Finanzierungsproblemen zu beraten und auch ggf. finanziell unterstützen zu können.
Außerdem nutzen wir die Zeit auch um Anträge zu stellen und die Erstellung bzw. das Vorantreiben neuer Konzepte für die Zeit nach Corona.
Wilters: Für unsere outgoings erhalten wir regelmäßig Informationen von den verschiedenen Drittmittelgebern wie EU und DAAD, welche Mittel wie eingesetzt oder umgewidmet werden können, um den finanziellen Schaden durch Zusatzkosten für die Studierenden möglichst gering zu halten. Wir stehen in engem Kontakt mit dem DAAD, anderen deutschen aber auch unseren internationalen Partnerhochschulen. Aktuell planen und beraten wir dahingehend, dass geplante Auslandsaufenthalte stattfinden können.
JW: Welche Veränderungen, die sich aus der Krise ergeben, könnten wir künftig beibehalten?
Wilters: Wir sitzen alle zu Hause im Homeoffice und tauschen uns doch rege telefonisch und per Videokonferenz aus. Unsere sonst zweiwöchentlich stattfindende Dienstbesprechung halten wir nun wöchentlich ab. Der Austausch ist intensiv und wir achten auf die Bedürfnisse der einzelnen Kolleginnen und Kollegen. Da wäre zu überlegen, was wir beibehalten können. Zu normalen Zeiten herrscht bei uns reger Publikumsverkehr; Anträge und andere Arbeiten, die Ruhe benötigen, machen wir vielleicht in Zukunft auch mal von zu Hause aus.
Menn: Die Digitalisierung unserer Lehr- und Beratungsangebote verschafft uns neue Erfahrungen und zeigt uns Möglichkeiten für künftige Projekte auf, da werden wir sicherlich einige Elemente beibehalten und weiterentwickeln. Aber eins ist in der Krise klar geworden: gute Zusammenarbeit braucht persönliche Kontakte, die Digitalisierung hat ihre Grenzen. Daher freuen wir uns alle im IO schon wieder sehr darauf, bald ausländische Studierende wie auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an unsere Hochschule begrüßen zu dürfen.
In unserer Serie „Wie wir die Krise meistern“ stellen wir in den nächsten Wochen beispielhaft Kolleginnen und Kollegen vor, die die Jade Hochschule trotz der Corona-Krise am Laufen halten.
Bei Interesse wenden Sie sich gerne an Katrin Keller.