25 Jahre praxisnahe Forschung im Bereich Geoinformation

Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik an der Jade Hochschule begeht Jubiläum

Photogrammetrische Erfassung des Steingrabs Kleinenkneten mit Hilfe von Drohnenbildern (Foto: Jade HS)
Photogrammetrische Erfassung des Steingrabs Kleinenkneten mit Hilfe von Drohnenbildern (Foto: Jade HS)

Im Juni 1996 wurde das Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik (IAPG) im Fachbereich Vermessungswesen der Jade Hochschule (damals Fachhochschule Oldenburg) von den Professoren Thomas Luhmann, Helmut Kuhn und Ulrich Leuze gegründet. Die Jade Welt (JW) blickt mit Prof. Dr. Thomas Luhmann, Direktor des IAPG, auf die 25-jährige Erfolgsgeschichte zurück.

JW: Lieber Herr Luhmann, seit 25 Jahren besteht das IAPG – was hat sich in dieser Zeit verändert?

Luhmann: Die Photogrammetrie, also die Rekonstruktion beliebiger Objekte mit Hilfe von Bilddaten, stand in 1990er Jahren vor gravierenden technologischen Umwälzungen, ausgelöst durch die Entwicklung von Digitalkameras, Bildsensoren und Bildverarbeitungsverfahren. Dies erforderte zum einen den Umbau bisheriger Lehrangebote, zum anderen eröffnete es aber auch ein großes Potenzial zukünftiger Forschungs- und Entwicklungsfelder. Dies lässt sich heute nicht nur an den zahlreichen Forschungsprojekten des IAPG in der Photogrammetrie und optischen 3D-Messtechnik ablesen, sondern auch an zahllosen Anwendungen, bei denen heute die Nutzung von Bilddaten für 3D-Auswertungen zum Alltag gehört.

JW: Neben der Photogrammetrie erhielt die Geoinformatik in den 1990er Jahre Einzug in die Hochschule…

Luhmann: Die Geoinformatik, also die Verarbeitung, Analyse und Visualisierung raumbezogener Daten und Prozesse, entwickelte sich in den 1990er Jahren mit neuen Lehrangeboten und Berufungen am Fachbereich, auch gegen zahlreiche interne Widerstände („Man kann keine Software zum Studiengang erheben!“). Die FH Oldenburg war deutschlandweit die erste Hochschule, die im Jahr 1997 einen entsprechenden Studiengang eingerichtet hat, wie er heute an allen deutschen und internationalen Hochschulen zu finden ist. Der "Geoinformatiker" ist inzwischen ein anerkannter und etablierter Beruf.

Prof. Dr. Thomas Luhmann, Gründungsmitglied und seit 25 Jahren Direktor des IAPG. (Foto: Piet Meyer)
Prof. Dr. Thomas Luhmann, Gründungsmitglied und seit 25 Jahren Direktor des IAPG. (Foto: Piet Meyer)

Feierlichkeiten in Präsenz sind zum 25-Jährigen Jubiläum pandemiebedingt leider nicht möglich. Interessierte können aber unter auf der Seite des IAPG ein Bilderrätsel lösen, um mehr über aktuelle Aktivitäten des Instituts zu erfahren.

Photogrammetrische Messung eines Referenzkörpers mit Stereokamera und Laserprojektion (Foto: Jade HS)
Photogrammetrische Messung eines Referenzkörpers mit Stereokamera und Laserprojektion (Foto: Jade HS)

JW: Warum wurde das IAPG gegründet?

Luhmann: Auf Grundlage dieser innovativen Entwicklungen wurde mit Gründung des IAPG ein gemeinsames Dach für koordinierte Arbeiten in Forschung und Lehre geschaffen und dazu ein nach außen sichtbares Zeichen gesetzt, unter dem diese neuen Aufgabenfelder in Oldenburg vertreten werden.

Inzwischen sind im IAPG acht Professor_innen vertreten, die die Themengebiete Photogrammetrie und Fernerkundung (Thomas Luhmann), Geovisualisierung und Kartographie (Manfred Weisensee, Ingrid Jaquemotte), Geoinformatik und Informatik (Thomas Brinkhoff, Stefan Schöf), Wirtschaftsgeographie und Geomarketing (Frank Schüssler), Umweltwissenschaften (Roland Pesch) und Geodatenanalyse (Sascha Koch) repräsentieren.

JW: Wo liegt der jetzige Schwerpunkt der Arbeit des IAPG?

Luhmann: Der Schwerpunkt des IAPG liegt in der anwendungsbezogenen Forschung, die im Rahmen studentischer Abschlussarbeiten, öffentlich geförderter Projekte und Auftragsforschung durchgeführt wird, in der Regel in Kooperation mit externen Partnern. In den vergangenen 25 Jahren wurden dazu Projektmittel von mehr als 14 Millionen Euro eingeworben, mit denen überwiegend wissenschaftliches Personal beschäftigt worden ist. Daneben konnte damit aber eine hochwertige und aktuelle Laborausstattung finanziert werden, die auch der Lehre unmittelbar zugutekommt. Neben den Projekten liegt ein Hauptaugenmerk bei der Vernetzung in den Fachgebieten, ausgedrückt zum Beispiel durch die jährlichen Oldenburger 3D-Tage oder die Mitwirkung zahlreicher IAPG-Angehöriger in wissenschaftlich-technischen Fachgruppen und Gremien. Wissenschaftliche Kooperationen bestehen unter anderem mit der Universität Oldenburg, dem Informatik-Institut OFFIS, dem Zentrum für Windenergieforschung ForWind, dem Alfred-Wegener-Institut, dem Landesmuseum Natur und Mensch oder dem Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven. Darüber hinaus existieren zahlreichen Verbindungen zu anderen nationalen und internationalen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Fachgesellschaften.

Einen Videobeitrag zum Jubiläum des IAPG sendete der Lokalsender oeins im "Lokalfenster" am 16. Juli 2021 (ab Minute 8:45)

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JW: Wie geht es weiter?

Luhmann: Der vorsichtige Blick in die Zukunft zeigt, dass die im IAPG vertretenden Themenfelder weiterhin an Bedeutung gewinnen werden, sei es in den Bereichen der optischen Messtechnik oder Data Science als auch in Anwendungsfeldern wie Energiewirtschaft, Umweltbeobachtung, Gesundheit oder Kulturerbe. Technische Megatrends wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Visual Analytics, Internet of Things, Big Data oder Industrie 4.0 sind bereits im IAPG angekommen und werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Aktuelle und zukünftige Forschungsarbeiten werden in die Bachelor- und Masterstudiengänge der Abteilung Geoinformation, aber auch in benachbarte Lehrgebiete übertragen, wobei die interdisziplinäre Zusammenarbeit immer bedeutsamer wird. Die Anzahl abgeschlossener Promotionen steigt beständig. Mit neu berufenen Kolleg_innen kommen neue Impulse und Ideen ins Institut, mit denen das fachliche Spektrum stetig erweitert und die aktuellen Entwicklungen in Beruf und Praxis mitgestaltet werden.

Geodatenanalyse im Kontext der Wärmeleitplanung (vorläufige Ergebnisse)
Geodatenanalyse im Kontext der Wärmeleitplanung (vorläufige Ergebnisse)

JW: Worin liegt das Erfolgsgeheimnis des IAPG?

Luhmann: Das Erfolgsgeheimnis des IAPG liegt nur zum Teil in den Fachkompetenzen seiner Mitglieder. Außerordentlich wichtig ist die angenehme und kreative Arbeitsatmosphäre, in der sich Professor_innen und Mitarbeiter_innen auf Augenhöhe begegnen und Freude daran haben, miteinander zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln.

Ansprechpartnerin in der Redaktion

  • Katrin Keller
    Katrin Keller

    katrin.keller@jade-hs.de