DFG-Wahl: „Die Forschungsförderung durch die DFG wird immer wichtiger."
Vom 21. Oktober bis 18. November werden die Mitglieder der Fachkollegien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gewählt. Die Jade Welt (JW) sprach mit DFG-Vertrauensmann Prof. Dr. Thomas Luhmann.
JW: Herr Luhmann, worin bestehen Ihre Aufgaben in der Rolle als DFG-Vertrauensmann?
Luhmann: Alle Hochschulen, die Mitglieder der DFG sind, bestimmen aus ihrem Kreis jeweils eine Hochschullehrerin oder einen Hochschullehrer als Vertrauensdozenten der DFG. Meine Aufgabe ist es, Antragstellerinnen und Antragsteller über die Fördermöglichkeiten der DFG zu beraten und bei der Antragstellung zu unterstützen. Andererseits bin ich bei Rückfragen Ansprechpartner für die DFG.
JW: Was bedeutet die Zulassung der Jade Hochschule als Wahlstelle für die Fachkollegienwahl?
Luhmann: Es ist ein großer Erfolg für uns, dass wir als Wahlstelle zugelassen sind, denn nur Hochschulen mit mehr als 100 wissenschaftlich aktiven Personen sind zugelassen. Wir haben an der Jade Hochschule diese kritische Masse erreicht, sind also nachweislich forschungsaktiv.
JW: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um Anträge bei der DFG stellen zu können?
Luhmann: Alle Forschenden an der Jade Hochschule sind berechtigt, Anträge zu stellen. Für einen erfolgreichen Antrag ist ein gutes Renommee des Wissenschaftlers oder der Wissenschaftlerin hilfreich – das heißt Forschungsergebnisse müssen bereits in begutachteten Fachzeitschriften publiziert und in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit diskutiert worden sein. Natürlich ist eine gute Forschungsidee nötig, die durch ausgewiesene Vorarbeiten belegt sein muss.
Wahlberechtigte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können vom 21. Oktober bis 18. November 2019 aus der Kandidierendenliste Personen wählen, die ihr Fachgebiet in den nächsten vier Jahren in den Fachkollegien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vertreten sollen. Insgesamt werden 632 Plätze in 211 Fächern und 49 Fachkollegien besetzt. Ungefähr 130.000 wahlberechtigte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im deutschen Wissenschaftssystem können die Fachkollegien der DFG in einer Online-Abstimmung wählen.
Aktuelle Informationen zur DFG-Wahl gibt es auf der Info-Seite der Jade Hochschule. Ansprechpartnerin ist Berit Müller.
JW: Welche Unterstützung würde die Forschungstätigkeit von Wissenschaftler_innen an Hochschulen erleichtern?
Luhmann: An Fachhochschulen ist es ebenso wie an Universitäten unser gesetzlicher Auftrag zu forschen. Es besteht ein hoher Bedarf an Innovationen, insbesondere auch in den anwendungsbezogenen Wissenschaften. In Niedersachsen stehen nach meiner Beobachtung für die Forschung jedoch immer weniger Fördergelder zur Verfügung, daher wird die Förderung durch die DFG und andere bundesweite Fördergeber immer wichtiger.
In meinen Augen würde es Sinn machen, die Forschungsförderung auf einen längeren Zeitraum anzulegen, zum Beispiel auf fünf statt zwei bis drei Jahre – dann bekämen die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Projekten die realistische Möglichkeit zu promovieren. Themenoffene Ausschreibungen würden zudem dazu führen, dass sich die Forschungslandschaft ausdifferenzieren könnte und gute Ideen auch unabhängig von spezifischen Schwerpunktthemen eine Chance hätten.
Und noch ein wesentlicher Punkt: Um unsere Forschungstätigkeit zu erleichtern, müsste die Lehrtätigkeit von Professorinnen und Professoren an Fachhochschulen drastisch reduziert werden. Wir haben derzeit eine Lehrverpflichtung von 18 Semesterwochenstunden, doppelt so viele Stunden wie an Universitäten. Unsere täglichen Aufgaben unterscheiden sich aber kaum noch voneinander.