„Es gibt so viel zu tun – packen wir es gemeinsam an!“
Neuberufung: Prof. Dr. Lukas Henze im Gespräch
Dr. Henze wurde auf eine Professur für Massivbau und Baustatik an die Jade Hochschule berufen. Er lehrt und forscht künftig am Fachbereich Bauwesen Geoinformation Gesundheitstechnologie am Campus Oldenburg. Die Jade Welt (JW) fragt nach…
Henze: In der Politik, in den Medien und der Gesellschaft nehme ich aktuell eine große Verunsicherung wahr. Was sind die Herausforderungen durch die Klimakrise und was sind die möglichen Wege diesen Herausforderungen zu begegnen?
Wir sind alle zusammen in einem Transformationsprozess, der gerade erst beginnt und der es notwendig macht unsere Welt in vielen Bereichen neu zu denken. Ein wissenschaftliches Mindset und die Bereitschaft Veränderungen zuzulassen benötigen Vertrauen und Sicherheit in der Gesellschaft. Für uns Ingenieur_innen und Wissenschaftler_innen geht es darum wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Möglichkeiten für alle verständlich zu vermitteln. Die Hochschulen können hier mit einem Vertrauensbonus in der Gesellschaft die notwendigen Fakten vermitteln, da keine vorrangigen politischen und wirtschaftlichen Zwänge im Vordergrund stehen müssen. Die Wissenschaft kann darüber hinaus das Neue denken und erforschen. Genauso wichtig ist es bereits vorhandene Lösungen – die es ja gibt – mit der Wirtschaft und der Gesellschaft umzusetzen.
Ich selbst möchte mich immer wieder mit neuen Sachverhalten und Erkenntnissen auseinandersetzen um komplexe Zusammenhänge zu begreifen, verständlich zu machen und weiterentwickeln zu können. Das wissenschaftliche Arbeiten und Lernen machen mir unglaublich viel Spaß.
Die vor uns stehenden Herausforderungen können wir aber nicht im Alleingang und als Einzelkämpfer lösen. Der Austausch und die Kooperation im Interdisziplinären Team sind aus meiner Sicht unbedingt notwendig um den komplexen Anforderungen begegnen zu können. Hier freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit den Kollegen und den Studierenden an der Jade Hochschule!
Henze: Der Klimawandel und die daraus abzuleitenden Folgen und Anforderungen an die Gesellschaft in allen Bereichen ist eines der wichtigsten Themen, wenn nicht das wichtigste Thema der Zeit. In diesem Arbeitsfeld möchte ich mich zukünftig noch mehr beteiligen.
Der Massivbau befindet sich hier in einem überaus kontroversen Spannungsfeld. Auf der einen Seite ist gerade der Beton bzw. der hierbei verwendete Zement für einen erheblichen Anteil der Treibhausgase verantwortlich, die zu einer Beschleunigung des Klimawandels führen. Auf der anderen Seite ist Beton einer der wichtigsten Baustoffe beim Erhalt und dem notwendigen Umbau und der Anpassung unserer Infrastruktur. Einen großen Hebel sehe ich bei der Einsparung von CO2 durch den Erhalt und die Sanierung von bestehenden Bauwerken. Das Bauen im Bestand wird uns Bauingenieure zukünftig noch viel stärker beschäftigen.
Dem Erhalt der „Grauen Energie“ stehen oft fehlende wissenschaftliche Grundlagen und das tiefere Verständnis der Baustoffe und des zugehörigen Tragverhaltens entgegen. Die Optimierung zukünftiger Bauwerke und die Beurteilung und Nachrechnung von Bauwerken im Bestand waren mein bisheriges Forschungsgebiet und auch ein großer Anteil in der Ingenieurpraxis. Hier möchte ich auch in Zukunft tätig sein.
Das Bauen im Bestand wird auch für die angehenden Bauingenieurinnen und Bauingenieure ein wichtiges Arbeitsfeld sein. Eine Verknüpfung von Forschung und Lehre, sowie eine Einbindung der Studierenden in Forschungsprojekten und Kooperationen mit der Wirtschaft, halte ich in diesem Zusammenhang für wichtig und gut umsetzbar.
Die Numerik sollte nach meiner Ansicht auch in der Ingenieurausbildung eine wesentliche Rolle spielen, da das Werkzeug Computer heutzutage selbstverständlich ist. Viele konstruktive Fragestellungen und Betrachtungen insbesondere bei schwierigen Fragen im Bestand sind nur noch mit diesem Werkzeug zu bearbeiten. Aufbauend auf meinen Erfahrungen in der Tragwerksplanung und in der Lehre, möchte ich die Numerik auch in der zukünftigen Lehre an der Jade Hochschule verstärkt einbringen. Hierbei ist mir ein routinierter und vor allem kritischer Umgang der Studierenden bei der Modellierung, der Bildung von statischen Systemen und mit den Ergebnissen der EDV wichtig. Weg von der „Black Box“, hin zu einer verantwortungsvollen, sinnvollen Anwendung.
Einen weiteren Schwerpunkt sehe ich in der energetischen Sanierung und der Energiewende. Die Wärmewende, PV-Anlagen, Wärmepumpen sind gerade Themen die fast jeden in meinem Umfeld interessieren. Als Energie-Effizienz-Experte sehe ich in der Beratung einen weiteren Schlüssel um Verunsicherung und Bedenken abzubauen. Wir können in der Gesellschaft ein neues Bild schaffen, dass es keine fossile Verbrennung braucht um Wärme und Fortbewegung zu gewährleisten. Für mich selbst habe ich die notwendigen Entscheidungen zum Umbau unseres Wohnhauses und zur E-Mobilität bereits getroffen. Diese persönlichen Erfahrungen und das tiefere Verständnis der Zusammenhänge kann ich zukünftig von der Hochschule aus zu Studierenden und in die Gesellschaft tragen.
„Es gibt so viel zu tun – packen wir es gemeinsam an!“
Prof. Dr. Lukas Henze, Fachbereich Bauwesen Geoinformation Gesundheitstechnologie