PaludiAllianz: Gemeinsam für nachhaltige Moorwirtschaft
Exkursion zu bedeutenden Paludikultur-Projekten in Niedersachsen
Anfang Juli fand der 1. PaludiKongress an der Jade Hochschule in Oldenburg statt. Im Rahmen ihrer kontinuierlichen Bemühungen, nachhaltige Nutzungskonzepte für Moor- und Sumpfgebiete voranzutreiben, hat die PaludiAllianz kürzlich eine Exkursion zu bedeutenden Paludikultur-Projekten in Niedersachsen unternommen. Ziel war es, Synergien zwischen den regionalen Initiativen zu erkennen, Kooperationen zu stärken und klare Rollen für die zukünftige Zusammenarbeit zu entwickeln.
Hintergrund und Bedeutung der Paludikultur
Der Begriff „Paludi“ stammt vom lateinischen Wort „palus“ ab und bezeichnet Moor- und Sumpfgebiete. Die Projekte, die im Fokus standen, befassen sich mit der sogenannten Paludikultur – der landwirtschaftlichen Nutzung nasser oder wiedervernässter Moorböden. Ziel ist es, innovative, nachhaltige Nutzungskonzepte zu entwickeln, die Klima-, Biodiversitäts- und Ressourcenschutz miteinander verbinden und gleichzeitig wirtschaftliche Potenziale erschließen.
Projekte in Niedersachsen: MOOSland, LivingLab Teufelsmoor und RoNNi
Bei der Exkursion wurden die Projekte MOOSland, LivingLab Teufelsmoor und RoNNi besucht. Sie setzen auf die Entwicklung und Erprobung von Nutzungskonzepten für wiedervernässte Nieder- und Hochmoorflächen, insbesondere durch den Anbau von Rohrkolben (Typha) und Torfmoosen. Diese Pflanzen bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten, etwa in der Bauindustrie oder als Biomassequelle für Torfersatzstoffe.
Die Jade Hochschule ist aktiv in diesem Bereich eingebunden. Im Rahmen des bundesgeförderten Projekts „Nachhaltige Erzeugung und Verwertung von Rohrkolben auf Niedermoorstandorten“ (RoNNi) untersucht das Institut für Materialwissenschaften und Konstruktionen im Bauwesen (IMK) der Jade Hochschule die Verwertung von Rohrkolben für Bauprodukte. Der Arbeitsschwerpunkt der Jade Hochschule liegt bei den Untersuchungen der Dauerhaftigkeit in Reallaboren, wie beispielsweise die Aufstockung des der Prüfhalle des IMK (ehemals Institut für Materialprüfung) und der Sanierung der alten Maschinenhalle. Ziel ist es, Wertschöpfungsketten zu etablieren, die sich erfolgreich in die Wirtschaft integrieren lassen. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Produktentwicklung, Zulassung und Vermarktung innovativer Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen.
Netzwerk und Kooperationen: Ein gemeinsames Ziel
Die PaludiAllianz, initiiert durch die Umweltstiftung Michael Otto und die Michael Succow Stiftung, verfolgt das Ziel, nachhaltige Wertschöpfungsketten für Biomasse aus wiedervernässten Mooren zu etablieren. An dem Kongress nahmen neben den Projekttragenden auch Vertretende verschiedener Ministerien, Forschungsinstitutionen und Industriepartner teil. Ziel war es, die Aktivitäten zu bündeln, offene Fragen zu klären und gemeinsame Strategien zu entwickeln.
Erkenntnisse und Diskussionen
Im Rahmen des Kongresses wurden Kurzvorträge zu den einzelnen Projekten gehalten, die einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand und die Herausforderungen boten. Besonders spannend war die Diskussion um die Zulassungsprozesse für Paludi-Bauprodukte sowie die Frage, wie Landwirte für die Nassbewirtschaftung gewonnen werden können. Auch die Bedeutung einer einheitlichen Kommunikation und Definition im Bereich Paludikultur wurde hervorgehoben, um die Akzeptanz und Verbreitung zu fördern.
In den Arbeitsgruppen wurden konkrete Themen vertieft, etwa die Entwicklung von Anreizsystemen für Landwirte, die Sicherstellung der Biomasseverfügbarkeit oder die Integration von Industriepartnern in die Wertschöpfungsketten. Die Ergebnisse zeigen, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik essenziell ist, um die Potenziale der Paludikultur voll auszuschöpfen.
Ausblick: Gemeinsam in die Zukunft
Das Treffen hat deutlich gemacht, dass die nachhaltige Nutzung von Moorflächen nur durch eine koordinierte Zusammenarbeit aller Akteure gelingen kann. Für die Jade Hochschule eröffnen sich hier vielfältige Forschungsansätze, die eine Marktimplementierung nachhaltiger und innovativer Dämmstoffe ermöglichen.


Ansprechpersonen an der Jade Hochschule:
Projektleitung: Prof. Dr.-Ing. Heinrich Wigger
Projektkoordination: Jan-Phillip Lotsch
Projektmitarbeiter: Florian Schick
Initiatoren & Projektträger:
Umweltstiftung Michael Otto, Michael Succow Stiftung, Universität Greifswald, Greifwald Moor Zentrum (gefördert vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMEL))
Industriepartner (Allianz der Pioniere):
Bau-Fritz GmbH & Co. KG, LEIPA Group GmbH, Otto GmbH & Co.KG, OTTO WULFF Bauunternehmung GmbH, PreZero Stiftung & Co. KG mit OutNature GmbH, Procter & Gamble Service GmbH, Sto SE & Co. KGaA, STRABAG SE, Tengelmann Twenty-One KG mit KiK Textilien und Non-Food GmbH, OBI Group Holding SE & Co.KGaA, toom Baumarkt GmbH, WEPA Stiftung
Teilnehmende Institutionen:
Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Universität Greifswald, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Landvolk Osterholz, Thünen Institut, Landkreis Osterholz, Succow Stiftung, 3N Kompetenzzentrum, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.