Seit 2012 ist die Jade Hochschule Mitglied in der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH). Die DFH initiiert, evaluiert und fördert deutsch-französische Studiengänge – an der Jade Hochschule den Studiengang Tourismuswirtschaft. Prof. Dr. Torsten Kirstges, der die Kooperation ins Leben rief, tritt nun sein Amt an Dr. Jutta Hausmann ab. Die Redaktion der Jade Welt (JW) fragt die beiden nach der Bedeutung der DFH für die Jade Hochschule.
JW: Lieber Herr Kirstges, welche Möglichkeiten bieten sich der Jade Hochschule durch die Mitgliedschaft in der DFH?
Kirstges: Die DFH-Mitgliedschaft ist eine Auszeichnung für jeden deutsch-französischen Studiengang, quasi ein Aushängeschild, ein Qualitätsindikator. Die DFH wirbt auch aktiv für ihre Studiengänge, unter anderem über deren Homepage oder auf einer jährlichen Messe in Straßburg, bei der wir auch immer persönlich vertreten waren. Zudem erhalten wir als Hochschule jährlich ein Sachbudget in Höhe von 5.000 Euro für unsere beiden Kooperationshochschulen und alle Studierenden des Studiengangs während ihrer Auslandsphase ein Stipendium in Höhe von mehreren Hundert Euro monatlich - ohne spezielle Antragserfordernisse. Das bedeutet in der Summe jährlich mehrere Zehntausend Euro Drittmittel für uns. Zudem gibt die DFH bei inhaltlichen Fragen Unterstützung und fördert den fachlichen, administrativen und interkulturellen Austausch.
JW: Welche Highlights verbinden Sie mit der DFH?
Kirstges: Auf der Sachebene waren dies sicherlich die positiven Akkreditierungsbescheide der DFH, die unser jeweils umfangreiches Bemühen gekrönt hatten. Nach einem ersten erfolglosen Antrag wurden wir erstmals zum Wintersemester 2012/13 gefördert und seitdem wiederholt akkreditiert. Dies bedarf einer umfangreichen Abstimmung und Zusammenarbeit mit der französischen Partnerhochschule. Ich habe eben mal nachgeschaut: Für diesen Antrag hatten wir 652 Dateien - Entwürfe, Konzepte, Stellungnahmen, Präsentationen, Anträge etc. - erstellt bzw. bearbeitet! Ohne die immer hervorragende Unterstützung meiner jeweiligen Mitarbeiterinnen hätte ich dies nie geschafft - die Zusammenarbeit mit ihnen und den französischen Partnern war auch immer ein Gewinn für mich.
Emotional waren die DFH-Tagungen Highlights, die im jährlichen Wechsel in Frankreich bzw. Deutschland an einer Partnerhochschule stattfinden. Das ist einfach toll, sich dort mit weit mehr als 100 Kollegen verschiedener Fachrichtungen, von Architekten über Betriebswirte, Ingenieure und Romanisten bis zu den wenigen Exoten der Tourismuswirtschaft wie wir, im fließenden Wechsel zwischen Französisch und Deutsch austauschen zu können und die gelebte deutsch-französische Freundschaft auf der Wissenschaftlerebene zu spüren. Die Jade Hochschule könnte sich ja auch mal um die Ausrichtung der DFH-Tagung bewerben ...;-)
JW: Liebe Frau Hausmann, mit welchem Ziel möchten Sie die Jade Hochschule künftig in der DFH vertreten?
Hausmann: Gemeinsam mit den Kolleg_innen unserer französischen Partnerhochschule möchte ich mich weiterhin für die stetige Verbesserung der Studierbarkeit integrierter Studiengänge wie „Internationales Tourismusmanagement“, die Förderung des interkulturellen und wissenschaftlichen Austauschs - zwischen den Hochschulen und den Studierenden - und den weiteren Ausbau der binationalen Netzwerke einsetzen. Bezogen auf unsere Hochschule wäre es natürlich wunderbar, das DFH-geförderte Angebot in Kooperation mit unseren französischen Partnerhochschulen sowohl im Rahmen unseres Studiengangs als auch fachbereichsübergreifend langfristig erweitern zu können, damit mehr Studierende der Jade Hochschule von der organisatorischen, finanziellen und interkulturellen Unterstützung und den Vernetzungsmöglichkeiten durch die DFH profitieren können.
JW: Welche Aufgaben übernehmen Sie künftig als Vertreterin in der DFH und als Programmbeauftragte für den deutsch-französischen Zweig des Studiengangs „Internationales Tourismusmanagement“?
Hausmann: Seit dem Wintersemester 17/18 begleite ich den Studiengang an unserer Hochschule bereits als Studiengangskoordinatorin, ab März bin ich dann als Programmbeauftragte verantwortlich für seine komplette organisatorische und administrative Betreuung. Dazu gehört neben der Verwaltung der DFH-Infrastrukturmittel, der Teilnahme an DFH-Tagungen und dem Deutsch-Französischen Forum in Straßburg auch die Abstimmung mit den Kolleg_innen unserer französischen Partnerhochschule in Colmar und natürlich der direkte Austausch mit den Studierenden sowie den Wissenschaftler_innen anderer Mitgliedshochschulen. Gerade aufgrund dieser organisatorischen, fachlichen, sprachlichen und kulturellen Vielfalt und auch den damit verbundenen Herausforderungen, freue ich mich sehr auf die neuen Aufgaben.
Die Deutsch-Französische Hochschule (DFH)
Die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) ist eine 1997 von Deutschland und Frankreich gegründete, paritätisch finanzierte völkerrechtliche Einrichtung. Ihre Mission besteht vor allem darin, deutsch-französische Studiengänge zu initiieren, zu evaluieren und finanziell zu fördern. Die verschiedensten Fachrichtungen, von Ingenieurwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften über Naturwissenschaften, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften bis hin zur Lehrerbildung, sind vertreten. Die Programme werden von einem Netzwerk aus 208 Universitäten, Fachhochschulen und Grandes Écoles in mehr als 130 Städten aus Deutschland, Frankreich und Drittländern angeboten. Derzeit nehmen rund 6 400 Studierende und 300 Doktoranden an den von der DFH geförderten Kooperationen teil. (Quelle: DFH-Webseite)
Studiengang „Internationales Tourismusmanagement“
Seit der Erstakkreditierung zum Wintersemester 2012/13 werden in diesem Jahr rund 70 Studierende des „Internationalen Tourismusmanagements“ (vormals „Tourismuswirtschaft deutsch-französisch“) einen deutsch-französischen Doppelabschluss erlangt haben. Die Studierenden durchlaufen in gemeinsamen Jahrgangsgruppen ein bi-nationales Studium in Wilhelmshaven und Colmar. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Aufbau interkultureller und fremdsprachlicher Kompetenzen (Französisch und Englisch). Die Studierenden werden befähigt, auch in internationalen Teams betriebswirtschaftliche Probleme der Tourismuspraxis zu erkennen, zu bewerten und auf Grundlage wissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse zu lösen. Zwei integrierte Praktika und eine branchenspezifische Bachelorarbeit verbinden die an der Hochschule erworbene wissenschaftliche Ausbildung mit der tourismuswirtschaftlichen Praxis. Der erfolgreiche Abschluss des Studiums eröffnet unterschiedliche Karrieremöglichkeiten sowohl in privaten Tourismusunternehmen der verschiedenen, international orientierten touristischen Teilbranchen als auch in weiteren tourismuswirtschaftlichen Organisationen insbesondere im europäischen Raum.