Eine Weichenstellung für Prof. Dr. Inga Holubes berufliche Zukunft war der Rat eines Lehrers: Um bei diesem „super Physiklehrer“ bleiben zu können, wäre sie in der 11. Klasse beinahe „nur“ in den Physik-Grundkurs gegangen. Dieser Lehrer gab ihr den Rat, lieber den Lehrer zu wechseln und den Leistungskurs zu wählen. „Dadurch hat er entscheidend dazu beigetragen, dass ich den Mut fand, diesen Schritt zu wagen“, erinnert sich Inga Holube. Im Physik-Leistungskurs waren zwei Mädchen, im Mathe-Leistungskurs drei.
Nach dem Abitur galt ihre Leidenschaft zunächst der Geophysik - Erdbeben und Vulkane wollte sie erforschen. Eine Studienberatung trug dazu bei, dass sie sich an der Universität Göttingen tatsächlich in Physik einschrieb. „Ich blieb bald bei der Audiologie hängen“, erinnert sich Inga Holube. Daran faszinierten sie besonders auch die medizinischen und psychologischen Aspekte.
Dabei spielte sogar ein persönlicher Bezug eine Rolle: Ihr Großvater war stark schwerhörig. Unterstützt fühlte sich Inga Holube besonders im Institut für Schwingungsphysik in der Arbeitsgruppe Sprachperzeption von Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, dem Oldenburger Hörforscher, der damals noch in Göttingen Hochschulassistent war. Er begleitete sie durch Diplomarbeit und Promotion. Auch während ihrer sechs Jahre bei Siemens in der Hörgeräte-Entwicklung hatte sie einen Chef, der sie unterstützt hat, besonders in der Familienphase. Unverzichtbar auch ein Partner, der die berufliche Entwicklung mit trägt. Als der Studiengang für Hörtechnik und Audiologie an der Fachhochschule aufgebaut wurde, war sie sofort dabei.
Professorin werden, „das wollte ich ja nicht von Geburt an“, sagt Inga Holube. Da spielten viele Dinge eine Rolle, auch Zufälle oder „zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein“. Die Eltern waren selbst keine Akademiker. Aber sie gaben ihrer Tochter die entscheidenden Eigenschaften mit, die sie für ihren Berufsweg brauchte: Logisches Denken, Ehrgeiz, Beharrlichkeit und Durchsetzungskraft. So wurden Mathematik und logisches Denken zu „ihrem Ding“. Eine Erinnerung aus der Kindheit ist die Leidenschaft des Vaters für Logik-Spiele. Der Funke sprang über.
Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft
Noch immer sind Frauen in den Wissenschaften unterrepräsentiert. Nur ein Drittel aller weltweit in der Wissenschaft Beschäftigten sind laut UNESCO-Bericht Frauen. Trotz des weltweiten Fachkräftemangels fehlen Frauen weiterhin in den Ingenieur- und Technikwissenschaften. Um einen vollwertigen und gleichberechtigten Zugang zur Teilnahme an der Wissenschaft für Frauen und Mädchen zu fördern, hat die UNESCO den Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft (11. Februar) ins Leben gerufen.
Auch an der Jade Hochschule sind Frauen in der Wissenschaft deutlich unterrepräsentiert: Im Jahr 2021 lag der Professorinnenanteil nur bei 19 Prozent, der Anteil der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen bei 36 Prozent. Daher möchten wir mit dieser Serie rund um den Aktionstag in der Jade Welt auf das Thema aufmerksam und einige unserer Wissenschaftlerinnen sichtbar machen.