Petra von Gablenz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Hörtechnik und Audiologie, hat ihre Dissertation „Der Hörstatus Erwachsener in sozialepidemiologischer Perspektive: Tonhörvermögen und Prävalenz von Schwerhörigkeit“ Ende April erfolgreich verteidigt. Die Disputation wurde von der Prüfungskommission, der u.a. die Professoren Dr. Martin Heidenreich und Dr. Dr. Birger Kollmeier der Universität Oldenburg als Gutachter angehörten, mit sehr gut bewertet. Ihre Abschlussarbeit hatte Prof. Dr. Inga Holube betreut.
Die Ergebnisse des Forschungsprojektes HÖRSTAT, die bereits national und international veröffentlicht und auf Tagungen vorgestellt wurden, bildeten dabei die Basis ihrer Dissertation. Das epidemiologische Projekt zum Hörvermögen von Erwachsenen ergab unter anderem, dass die Schwerhörigkeit – gemäß den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation WHO - in Deutschland bei 16 Prozent liegt und in den nächsten fünf Jahren – laut Hochrechnung - um ein Prozent ansteigen wird. „Berücksichtigen wir das Alter, so ist die Krankheitshäufigkeit in Deutschland geringer als in den meisten internationalen Studien berichtet wird“, sagt von Gablenz. Dabei sei der Unterschied zwischen den Geschlechtern deutlich geringer als bisher angenommen. Dieses Ergebnis konnte von Gablenz mit unabhängigen Daten aus Süddeutschland validieren. „Vor allem für Männer“, fasst die 57jährige zusammen, „wird die Verschlechterung des Hörvermögens mit dem Alter bislang überschätzt.“
Gesellschaftliche Unterschiede zeigen sich auch im Hörvermögen
„Soziale Unterschiede im Tonhörvermögen sind - trotz der Verbesserungen im Arbeits- und Lärmschutzes und der Gesundheitsversorgung - in den Studiendaten deutlich erkennbar“, weiß von Gablenz. Für Gruppen getrennt nach Bildung, Beruf und Einkommen seien statistisch grundlegende Abweichungen bestätigt. „Berufslärm ist ein wichtiger Faktor, erklärt die beobachteten Unterschiede aber keineswegs vollständig.“ Dieses Ergebnis liefere eine Grundlage, auf der Präventionsmaßnahmen und -angebote geplant werden können.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Auswertungen aus der HÖRSTAT Studie in die internationale Norm ISO7029 eingeflossen sind. Diese Norm beschreibt die Abnahme des Tonhörvermögens bei „gesunder“ Alterung und basierte bisher auf Daten aus der 1950er und 60er Jahren.
Werdegang
Petra von Gablenz studierte Geschichtswissenschaften in Augsburg, Köln, Madrid und Bielefeld und war viele Jahre als freie Journalistin tätig bevor sie mit „Hörtechnik und Audiologie“ 2004 ein zweites Studium an der Jade Hochschule aufnahm. Nach dem Diplom im Jahre 2008 war die Mutter von drei Kindern maßgeblich an der Neu-Konzeption des Studienganges „Assistive Technologien“ beteiligt. Im Jahr 2010 übernahm sie die wissenschaftliche Mitarbeit im Projekt HÖRSTAT unter der Leitung von Prof. Dr. Inga Holube.