Karsten Schubert forscht zu dem Thema „Einfluss von Windenergieanlagen auf die Radarsignale der Luftfahrt und des Wetterdienstes“. Die Promotion wird durch das hochschuleigene Promotionsprogramm Jade2Pro gefördert, von Prof. Dr. Jens Werner am Fachbereich Ingenieurwissenschaften betreut und in Kooperation mit der Technischen Universität Braunschweig durchgeführt.
Jade Welt (JW): Welches Thema bearbeiten Sie in Ihrer Doktorarbeit?
Schubert: In erster Linie beschäftige ich mich den Störauswirkungen von Windenergieanlagen auf das Wetterradar. Schaut man sich auf seinem Smartphone die aktuelle Wetterkarte (Wetter Radar) an, so stellt man fest, dass es auch an komplett regenfreien Tagen vermeintliche Niederschlagsgebiete gibt. Bildlich gesprochen sehen für das Wetterradar Windenergieanlagen aus wie Regengebiete.
Da der Deutsche Wetterdienst seiner hoheitlichen Aufgabe (permanentes und flächendeckendes Erfassen von Wetterphänomen) nachkommen muss, besteht offensichtlich ein Konflikt zwischen dem Deutschen Wetterdienst und den Windenergieanlagenbetreibern. Dieser Konflikt spielt insbesondere bei Genehmigungsverfahren von Windenergieanlagen eine entscheidende Rolle. So werden beispielsweise neue Windenergieanlagen deswegen nicht genehmigt, weil die Störwirkung im Vorfeld nur unzureichend vorhergesagt werden kann.
Ziel meiner Promotion ist es ein solches Vorhersagemodell zu entwickeln. Die Entwicklung dieses Vorhersagemodells basiert auf Messdaten, die mit speziell für diesen Einsatzzweck entwickelten Messgeräten erfasst werden.
JW: Warum haben Sie sich für eine Promotion entschieden?
Schubert: Das wissenschaftliche Arbeiten hat mir bereits während meines Studiums viel Spaß gemacht. Insbesondere das Zusammenspiel von Theorie und Praxis ist für mich sehr reizvoll. So kann ich auf der einen Seite meine eigenen Messgeräte für die Untersuchung physikalischer Zusammenhänge entwickeln und erproben. Auf der anderen Seite kann ich theoretische Modelle anhand der erhobenen Messdaten entwerfen und auf ihre Gültigkeit prüfen.
JW: Warum promovieren Sie an der Jade Hochschule?
Schubert: Durch persönliche Kontakte bin ich auf die Promotionsstelle des Jade2Pro Programms gestoßen. Ein entscheidender Faktor war die Aktualität des Themas. Mir war sofort klar, dass bedingt durch den massiven Ausbau erneuerbarer Energien, die Konflikte zwischen Funkdiensten (TV, Radio, Smartphone, Navigationssystemen, Radar usw.) und Windenergieanlagenbetreibern zunehmen werden und dass Forschungsbedarf besteht. Außerdem habe ich den Standortvorteil der Jade Hochschule, bedingt durch eine Vielzahl von Windenergieanlagen in unmittelbarer Nähe als potentielle Messobjekte, gesehen.
JW: Welches berufliche Ziel streben Sie an?
Schubert: Ich sehe mein Potential sowohl im industriellen Umfeld als auch in der Forschung. Langfristig kann ich mir sehr gut eine Professur vorstellen.
Werdegang: Vom Lehrling zum Doktoranden
Karsten Schuberts Schulzeit war nicht einfach: Nachdem er in der ersten Klasse sitzen blieb, kam die Frage auf, ob er auf eine Sonderschule versetzt werden soll. Zu dem Zeitpunkt wurde seine Legasthenie festgestellt. Er blieb an der Regelschule und wechselte anschließend zur Hauptschule. „Schließlich schaffte ich den Abschluss mit Ach und Krach“, sagt der jetzige Doktorand. Als er nach der Schule seine Berufsausbildung als Mechatroniker anfing, ging Schuberts Karriere steil bergauf. Technische Fragestellungen lagen ihm, sodass er seine Fähigkeiten während der Ausbildung unter Beweis stellen konnte. „So gelang es mir nach und nach, mich vom Lehrling zum Doktoranden zu entwickeln.“
Nach seiner Berufsausbildung und dem Abschluss der Fachoberschule studierte Schubert Elektrotechnik an der Jade Hochschule. Im gleichen Fach absolvierte er dann ein Master-Studium an der Technischen Universität Braunschweig und war dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt. Im Jahr 2016 trat er seine jetzige Promotion an der Jade Hochschule an.