Studierende erarbeiten Podcasts und Plakate zu politischen Geschichten Wilhelmshavener Sportstätten
Ausstellung im Küstenmuseum zusammen mit der Oldenburgischen Landschaft
Wilhelmshaven. In Sportstätten treffen sich Menschen nach der Schule, der Vorlesung oder der Arbeit, um sich sportlich auszuleben. Sie gehen einem Hobby nach, egal ob mit Freunden im Team oder als Einzelwettstreiter lassen sie den stressigen Alltag hinter sich, um den Kopf freizubekommen. Die Meisten nehmen Sportstätten als einen Ort wahr, an dem man seine Freizeit verbringt. Aber sieht das jeder so? Sind Sportstätten denn überhaupt unpolitische Orte? Handelte es sich schon immer um Räume, die für jedermann zugänglich sind oder war das mal anders? Welche Geschichten und Geheimnisse verbergen sich hinter den Sportstätten?
Insgesamt 16 Studierende des Studiengangs Medienwirtschaft und Journalismus der Jade Hochschule beschäftigten sich im vergangenen Semester mit der Geschichte hinter den verschiedenen Sportstätten in Wilhelmshaven. In den Fokus nahmen die Studierenden aus dem sechsten Semester, geleitet von Dozentin Katharina Guleikhoff, die Zeit zwischen 1930 und 1970. Das Ziel war es herauszufinden, was sich zu dieser Zeit an diesen Orten abgespielt hat. Wer durfte zur NS-Zeit Mitglied in den Sportvereinen sein, wofür wurden die Sportstätten in der Zeit genutzt und wurde der Zweck der Einrichtungen möglicherweise umfunktioniert?
Das Projekt trägt den Namen „Unpolitische Orte? Sportstätten und ihre gesellschaftliche Bedeutung“. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von den Auftraggebern des Medienprojekts: der Oldenburgischen Landschaft. Die wissenschaftliche Projektleiterin Merle Bülter und der wissenschaftliche Mitarbeiter Markus Völling waren als Ansprechpartner*innen an der Seite der Studierenden. Bereits seit 2021 kooperieren sie mit Bildungseinrichtungen im Rahmen dieses Projekts und in diesem Semester erstmals mit der Jade Hochschule.
Die Gruppe der Studierenden hatte sich zu Beginn des Semesters in Zweierteams aufgeteilt, sodass sich jedes Team einer Sportstätte zuordnen konnte. Es wurde unter anderem zu dem Wilhelmshavener Ruderclub, dem Jadebad und der ehemaligen Jahnhalle im heutigen Küstenmuseum recherchiert. Die Herangehensweise, um die Geschichte der jeweiligen Sportstätten und Vereine aufzuarbeiten, war nicht bei jeder Gruppe gleich. Der Recherchestart erfolgte bei einem gemeinsamen Besuch im Wilhelmshavener Stadtarchiv, mit dem sie für dieses Projekt eng zusammengearbeitet haben. Für die meisten Gruppen blieb das nicht der letzte Besuch in dem Archiv. Über Funde von alten Fotos oder Grundrissen bis hin zu Zeitungsartikeln aus der NS-Zeit konnten die Studierenden viele Erkenntnisse zu ihren Sportstätten sammeln.
„Die Recherche im Archiv fand ich sehr spannend. Wir haben viel in alten Zeitungen gelesen und haben Artikel über erschütternde Ereignisse, welche sich in Wilhelmshaven und in der Jahnhalle abgespielt haben, herausfinden und lesen können.“
Julia van der Zee
Neben der Archivarbeit war ein großer Aspekt der Recherche der Kontakt zu Zeitzeug_innen, die aus erster oder zweiter Hand von Erlebnissen zu den Vereinen und Sportstätten berichten konnten. So bekamen die Studierenden viele traurige, aber auch viele schöne Geschichten erzählt.
Mit dem gesammelten Wissen und Material erstellte jedes Team einen Podcast und ein wissenschaftliches Plakat zu ihrer Sportstätte oder ihrem Verein. Vom 09. Oktober bis Ende des Jahres werden die wissenschaftlichen Plakate im Küstenmuseum in Wilhelmshaven für die Öffentlichkeit ausgestellt. Der Eintritt der Sonderausstellung ist kostenlos. Sieben der Podcastfolgen sind bereits unter anderem auf Spotify und auf der Webseite der Oldenburgischen Landschaft frei verfügbar. Die Besucher_innen haben somit die Möglichkeit, die Folgen auf ihrem eigenen Endgerät anzuhören, während sie die Ausstellung besuchen. Zusätzlich dazu wird es Hörstationen geben.
Zum Abschluss des Semesters ging es für den Kurs gemeinsam mit der Oldenburgischen Landschaft nach Bremen zu einer Führung ins Weser-Stadion. Dort erhielten die Teilnehmenden einen umfassenden Einblick in die Geschichte und Gegenwart des Stadions.
Das Projekt „Unpolitische Orte? Sportstätten und ihre gesellschaftliche Bedeutung“ wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der EWE Stiftung, der LzO Stiftung Kunst und Kultur sowie der Kulturstiftung Öffentliche Oldenburg.
Die Jade Hochschule mit ihren drei Studienorten im Nordwesten Deutschlands sieht sich in der Verantwortung für die Entwicklung der Region, in der sie stark verwurzelt ist. Hier trifft ein breites und modernes Fächerangebot auf innovative Formen der Lehre. Die Forschungstätigkeiten der Jade Hochschule zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug aus, die in Kooperation mit Unternehmen, Verbänden und anderen Institutionen sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden.