Zur Optimierung der Produktionsprozesse wenden Unternehmen weltweit die Wertstromanalyse an. Wie dieser Prozess hinsichtlich ökonomischer und ökologischer Aspekte verbessert werden und insbesondere Verschwendung im Produktionsprozess transparent und einheitlich bewertbar erkannt werden kann, wurde nun in einer aktuellen wissenschaftlichen Arbeit der Jade Hochschule untersucht.
„Für energieintensive Industrien stellen die Material- und Energiekosten mit einem Anteil von bis zu 40 Prozent einen erheblichen Kostenfaktor dar. Diese Kosten werden künftig deutlich ansteigen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Lutz Engel, Professor für Produktions-, Qualitätsmanagement und Arbeitswissenschaften, der die Studie gemeinsam mit Marcel Kranhold, Absolvent des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen durchführte. Aufgrund dieser zunehmenden Kosten und der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte steige der Druck auf Unternehmen möglichst ressourceneffizient zu arbeiten. Dieser Aspekt käme in der klassischen Wertstromanalyse jedoch kaum vor. „Die derzeit allgemein angewandte klassische Wertstromanalyse fokussiert sich auf die in Durchlaufzeit messbaren Verschwendungsarten“, erklärt der Experte. Material- und energiebedingte Verschwendung, wie zum Beispiel ein zu hoher Energieverbrauch oder Verschnitt am Material, im Prozess oder Wertstrom hingegen blieben weitestgehend unberücksichtigt.
Um eine ganzheitliche Methode zur Prozessoptimierung zu entwickeln, kombinierten die Wissenschaftler die klassische Wertstromanalyse mit der Materialflusskostenrechnung. So implementierten Kranhold und Engel in ihrem Ansatz neben der weiterhin relevanten zeitlichen Ebene zur flussorientierten Bewertung der Produktion eine zweite monetäre Ebene zur Verschwendungsidentifikation und Potenzialbewertung über neu entwickelte Kennzahlen. „Prozessverbesserung wird somit ganzheitlich, umfasst also alle produktionsbezogenen Produktionsfaktoren, und ist einheitlich bewertbar“, erläutert Kranhold.
Aufgrund der hohen Komplexität bei der Verrechnung der Material-, Energie- und Kostenflüsse wird laut Engel in der Praxis zukünftig eine Softwareunterstützung erforderlich sein, welche es zunächst zu entwickeln gilt. Dieses Projekt biete die Chance, Industrie 4.0 und Wertstromoptimierung als zentrales Element des „Lean Managements“ (engl. „schlankes Management“) miteinander zu verzahnen, Verschwendung zu vermeiden und dabei auch ökologische Aspekte hinreichend zu berücksichtigen.
„Lean-Management wird somit auch zum Green-Management.“
Prof. Dr.-Ing. Lutz Engel