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18 Jahre Lettland

Paul Beckmann organisierte zahlreiche Exkursionen und begleitete über 200 Studierende nach Lettland - ein Rückblick auf eine enge Partnerschaft und viele lehrreiche Jahre

Seit 1997 fahren Studierende des Bachelor-Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen nach Lettland an die Rēzekne Academy of Technology (RTA) in Rēzekne. Regelmäßig werden dort in einwöchigen, interkulturellen Projektarbeiten Automatisierungsprojekte umgesetzt. Die letzten 18 Jahre organisierte und begleitete Paul Beckmann die Exkursionen federführend.

Verantwortlich für das Elektrotechnik-Labor im Fachbereich Management, Information, Technologie blickt er nach seiner letzten offiziellen Rēzekne-Exkursion noch einmal zurück auf „seine 18 Jahre Lettland“ und die persönlichen Highlights. Die Jade Welt (JW) fragt nach...

Paul Beckmann (Foto: privat)
Paul Beckmann (Foto: privat)

JW: Die Exkursion nach Rēzekne war immer eine Besonderheit für die Studierenden. Was hat den Reiz dieser Reise ausgemacht und mit was für Erfahrungen kamen die Studierenden wieder nach Hause?

Beckmann: Das hat sich über die Jahre natürlich stark verändert. Wenn wir in den ersten Jahren dorthin gefahren sind, um gemeinsame Projektarbeiten durchzuführen, konnten sich unsere Studierenden sehr gut auf die Projekte vorbereiten, weil die Aufgabenstellung vor der Exkursion bekannt war und wir das erforderliche Equipment (Messgeräte, Sensoren, kleinere Motoren oder auch Lampenschaltungen etc.) aus Wilhelmshaven mitbringen mussten. Das hatten wir in den Koffern aller Beteiligten entsprechend verteilt. Das heißt, dass wir natürlich mit besonderer Motivation dabei waren. Später war die RTA dann aber auch immer besser ausgestattet, sodass wir in deren Laboren alles Notwendige zur Verfügung hatten.

Ein besonderer Reiz war es immer zu sehen, wie unsere Studierenden auf die Studienbedingungen der lettischen Studierenden reagieren. Und auch das Leben in der etwas abgeschiedenen Region im Osten Lettlands unterscheidet sich deutlich von unserer Lebensweise.

Trotz eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten haben es sich die lettischen Studierenden nie nehmen lassen etwas mit unseren Studierenden zu unternehmen.

Ich erinnere mich an selbst organisierte Abende in einem Gebäude der RTA mit Lasershow und Musik oder auch an winterliche Saunagänge bei der Familie eines lettischen Studenten an einem teils zugefrorenen See.

An der RTA gibt es eine jährlich stattfindende Konferenz, auf der Studierende ihre Forschungsergebnisse präsentieren können. An dieser Konferenz haben auch einige unserer Studierenden recht erfolgreich teilgenommen. Ich erinnere mich an Themen wie „Hybridantrieb in einem Kleinflugzeug“, „automatische Synchronisierung von Energieerzeugungsanlagen“ und „Low-Cost-Solarthermieanlagen“.

Wissenschaftliche Untersuchungen in englischer Sprache vor einem kritischen Publikum zu präsentieren und sich dann bei Rückfragen zu behaupten, war für unsere Studierenden immer eine ganz besondere Erfahrung. Das vergisst man nicht.

JW: 18 Jahre Rēzekne: An welche Erlebnisse erinnern Sie sich besonders gerne zurück?

Beckmann: Mir fällt es schwer, eine Situation besonders herauszustellen. Ich bin sehr froh, die Menschen, die mich dort in den vielen Jahren immer empfingen, kennengelernt zu haben. Die persönlichen Kontakte dieser Menschen haben es ermöglicht, immer wieder besondere Einblicke in die Kultur und Lebensweise der lettischen Bevölkerung zu bekommen. So haben wir eine sehr kleine Töpferei – sie war in einer Ecke in der Küche der Wohnung eingerichtet – besichtigt. Den Studierenden wurde gezeigt, wie man einfache Gegenstände töpfert und einige sind dann auch tatsächlich selbst ans Werk gegangen. Ein Jahr später habe ich dann im Rahmen der nächsten Exkursion die mittlerweile gebrannten Gegenstände abgeholt und nach Wilhelmshaven gebracht.

Wir konnten mehrere privat geführte Museen besichtigen: ein Musik-Museum in dem über 100 Musikinstrumente der Region funktionsfähig ausgestellt waren und mit denen wir selbst musizierten und ein Postmuseum, welches die Geschichte der Postbeförderung aufzeigte. Wir waren auch in einem „Schnaps-Museum“, in dem wir dann auch tatsächlich Schnaps selbst gebrannt - und natürlich verkostetet haben. Die Rückfahrt war dann entsprechend ruhig.

JW: Wird die Kooperation in Zukunft fortgeführt?

Beckmann: Ja, es ist vorgesehen, dass Prof. Dr. Jochen Radmer zukünftig die Organisation übernimmt.

Impressionen aus 18 Jahren Rēzekne:

Rēzekne Academy of Technology

Die Rēzekne Academy of Technology und der Fachbereich Management, Information, Technologie kooperieren in der Lehre bereits seit 1997 miteinander. Ursprünglich im Zuge der Erasmus-Mobilität entstanden, ist der internationale Wissensaustausch mittlerweile ein fester jährlicher Bestandteil im Bachelor-Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen.

Im Zuge der „Internationalen Woche“ des Fachbereichs oder als Teil des Wahlpflichtfachs „Automatisierungstechnik“ organisierte und begleitete Paul Beckmann die vergangenen 18 Jahre die Exkursion. Über 200 Studierende nutzten die Gelegenheit Lettland zu besuchen und in einem internationalen Team Lösungen zu Automatisierungsprojekten zu erarbeiten.

Das International Office unterstützt die teilnehmenden Studierenden finanziell mit der Übernahme der Reisekosten aus DAAD-Ostpartnerschaftsmitteln. Darüber hinaus werden die Dozenten über ERASMUS-Mittel der EU mit Aufenthalts- und Fahrtkosten gefördert.

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