Ulrik Kowalk promoviert in der Abteilung Technik und Gesundheit für Menschen (TGM) der Jade Hochschule in Kooperation mit der Universität Oldenburg. Seine Promotion wird von Prof. Dr. Jörg Bitzer betreut. Die Jade Welt (JW) fragt nach…
JW: Lieber Herr Kowalk, welches Thema bearbeiten Sie in Ihrer Doktorarbeit?
Kowalk: In meiner Doktorarbeit geht es um das Richtungshören; speziell um die Unterstützung von Kindern, die damit Probleme haben. Es gibt nämlich eine große Zahl von zum Beispiel Grundschulkindern, deren Lokalisationsvermögen nicht optimal entwickelt ist. Daraus entstehen Probleme, dem Unterricht zu folgen, vor allem wenn mehrere Personen gleichzeitig sprechen. Die Kinder sind oft mit ihrer akustischen Umgebung überfordert und das Resultat sind häufig Frustration und schlechte Noten. Deshalb haben wir uns im Projekt VIWER-S die Aufgabe gestellt, eine Art Hörgerät zu entwickeln, das speziell in dieser Situation hilft - nämlich das akustische Umfeld etwas einfacher zu machen. Das erzielen wir, indem wir die wichtigen Schallquellen orten, ihre Qualität verbessern und sie dann so auf zum Beispiel Hörgeräten wiedergeben, dass sie „aus der richtigen Richtung kommen“, also der Klang von dort wahrgenommen wird, wo man auch die sprechende Person sieht. Dadurch wird nicht nur das Folgen im Unterricht leichter, sondern wir trainieren auch gleichzeitig das Richtungshören - also Win-Win.
JW: Warum haben Sie sich für eine Promotion entschieden und warum promovieren Sie an der Jade Hochschule?
Kowalk: Schon während des Studiums habe ich festgestellt, dass mir das wissenschaftliche Arbeiten genauso viel Spaß macht, wie die Ingenieursarbeit, also gewissermaßen die praktische Lösung von Problemen. Nach dem abgeschlossenen Master lies das richtige Projekt dann nicht lang auf sich warten. Die Abteilung TGM der Jade Hochschule verfügt im Bereich der Hörforschung über einen ausgezeichneten Ruf. Das stellt man auch immer wieder auf internationalen Konferenzen fest — Oldenburg ist da absolut bekannt. Und die Abteilung bietet mir die Möglichkeit, mein Vorhaben so zu gestalten, wie es für Projekt und Promotion gleichermaßen am besten ist. Dazu gehört auch, dass Betreuungspersonen jederzeit kurzfristig ansprechbar sind und man auf jede Frage schnell eine Antwort bekommt. Das mag auch der überschaubaren Größe der Abteilung TGM geschuldet sein, für mich ist es jedenfalls ein großes Plus.
JW: Sie sind neben Ihrer Tätigkeit an der Jade Hochschule als Musiker sehr erfolgreich. Wie soll es nach der Promotion beruflich für Sie weitergehen?
Kowalk: Als Musikproduzent und Songwriter umgebe ich mich stets und ständig mit Klang und dem Hören. Die Hörforschung an sich überschneidet sich thematisch in vielen Bereichen mit der Musik. Insofern existieren für mich eine Menge Möglichkeiten, das eine mit dem anderen zu verbinden. Da mein Spezialgebiet die Signalverarbeitung ist, sind beispielsweise Firmen oder Projekte für mich interessant, die Signalanalyse betreiben. Auch gibt es einige Firmen, in denen Software für die Musikproduktion hergestellt wird. Beide Bereiche wären für mich in Zukunft interessant. Gleichzeitig habe ich über die Jahre festgestellt, dass mir die Lehre sehr viel Spaß macht. Ein fester Platz in der Ausbildung von Studierenden auf diesem Gebiet wäre für mich daher ebenfalls attraktiv. Aber zunächst hat für mich der Abschluss meiner Promotion Priorität. Danach schauen wir mal.
Werdegang Ulrik Kowalk
Nach dem Abitur im Jahre 2002 absolvierte Ulrik Kowalk in Köln eine Ausbildung an der School of Audio Engineering (SAE). Anschließend arbeitete er nach seinem Umzug nach Oldenburg zunächst freiberuflich als Toningenieur, seit 2007 dann fest beim Lokalsender „Oldenburg eins“.
Ab 2010 studierte Kowalk „Hörtechnik und Audiologie“ an der Jade Hochschule - erst im Bachelorstudiengang und dann im Masterstudiengang, den er 2016 erfolgreich abschloss. Im Anschluss nahm Kowalk seine Tätigkeit als Lehrkraft für besondere Aufgaben in der Abteilung TGM der Jade Hochschule auf und wurde dort kurze Zeit später wissenschaftlicher Mitarbeiter in Drittmittel-finanzierten Projekten. Seit 2019 arbeitet Kowalk im Projekt „VIWER-S“.
Bei Interesse die eigene Promotion einmal in der Jade Welt vorzustellen, melden Sie sich gerne bei Katrin Keller.