Dr. Christian Horneber an die Jade Hochschule berufen

Dr. Christian Horneber wurde jetzt auf eine Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Medienmanagement berufen. Er lehrt und forscht künftig am Fachbereich Management, Information, Technologie am Campus Wilhelmshaven. Die Jade Welt (JW) fragt nach…

JW: Herr Horneber, was hat Sie zum Wechsel an die Jade Hochschule bewogen?

Horneber: In meinen Berufsjahren als Medienmanager wie auch als Medienschaffender habe ich gesehen, wie schnell sich die gesellschaftlich so wichtige Medienwelt verändert. Die Digitalisierung eröffnet viele Möglichkeiten für neuartige Medieninhalte und auch neue Geschäftsmodelle. Gleichzeitig liegen dort aber auch Risiken und am Markt etablierte Unternehmen geraten unter Druck, sie müssen sich verändern und an neue Realitäten innerhalb gar nicht mehr so einfach voneinander zu trennender Mediengattungen anpassen. Als Professor der Jade Hochschule bleibe ich einerseits dem mir nach 13 Jahren liebgewonnen Nordwesten, seinen großartigen Menschen sowie dem hiesigen Gründungsnetzwerk treu. Andererseits bekomme ich die Möglichkeit, die Studierenden auf die sich aus dem digitalen Wandel resultierenden Herausforderungen vorzubereiten – durch die Vermittlung praxisnahen Medienwissens wie auch durch die Motivation zum unternehmerischen Denken und Handeln. Gleichzeitig ergeben sich im Schnittbereich zwischen Medienwirtschaft und Entrepreneurship viele spannende Fragestellungen für Forschungsprojekte. Das Zusammenspiel dieser vielen positiven Faktoren reizt mich sehr und ich freue mich darauf, an der Jade Hochschule zu lehren und zu forschen.

JW: Mit welchen Erwartungen und Vorstellungen treten Sie die Professur an?

Horneber: Während meiner Ausbildung als Tontechniker fand ich es toll, mit technischem Equipment zu experimentieren. Im Berufsalltag ist das Entdecken von Neuem häufig schon durch enge Terminkalender nicht so ohne weiteres möglich.

"Ich wünsche mir, dass die Studierenden erkennen, wie wertvoll die Zeit an einer Hochschule und der damit verbundene Raum zum (sich) Ausprobieren ist."

Und dass sie diese Möglichkeit an der Jade Hochschule nutzen, um sich durch offene Begegnungen mit Menschen, Theorien und praktischen Methoden sowie das kritische und wertschätzende Hinterfragen für die Herausforderungen der Praxis vorzubereiten.

Nicht wenige Professorinnen und Professoren der Jade Hochschule habe ich in den letzten Jahren als einer der beiden Veranstalter der Night of the Profs (www.nightoftheprofs.com) fernab von Hörsaal und Labor kennengelernt. Bei diesem jährlichen Charity Event, das in diesem Jahr am 21. November stattfindet, betätigen sie sich als DJanes und DJs in den Klubs der Oldenburger Innenstadt. Es war immer toll zu sehen, wie offen die Profs für Neues und für die Zusammenarbeit auch über die einzelnen Fachdisziplinen hinaus sind. Gemeinsam neue und vielleicht auch ungewöhnliche Wege zu beschreiten, darauf freue ich mich in der Zusammenarbeit mit der Hochschulleitung und dem Kollegium.

Last but not least liegt mir das Gründungsklima in der Region Nordwest sehr am Herzen. Mit dem Institut für Unternehmensgründung und der Gründerbox (besser wäre hier allerdings von „Gründungsbox“ zu sprechen, denn es gibt leider viel zu wenige Gründerinnen!) gibt es an der Jade Hochschule schon tolle Angebote, die auch ich gerne unterstützen möchte. Darüber hinaus werde ich mich auch weiterhin im Vorstand des Business Angels Weser-Ems-Bremen und im GO! Start-up Zentrum Oldenburg engagieren. Auf Landesebene fehlt es in Niedersachsen jedoch auch weiterhin an Finanzierungsmöglichkeiten für junge und schnell skalierende Unternehmen gerade im Risikokapitalbereich. Für mich ist das ein wichtiges Thema der Regionalentwicklung, das ich auch in meiner neuen Funktion gerne unterstütze.

JW: Welche Schwerpunkte möchten Sie in Lehre und Forschung setzen?

Horneber: Mike Tyson hat einmal gesagt: „Everyone has a plan until they get punched in the face.“ Dann muss man Pläne schnell anpassen können oder mit einer ganz neuen Idee kommen. Gerade in der Medienpraxis werden seit einiger Zeit daher Verfahren wie SCRUM oder Design Thinking eingesetzt. Sie sind agil, erlauben es schnell den Kurs zu ändern und erfordern daher ein neues Denken bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich möchte den Studierenden in der Lehre zeigen, wie wichtig diese und weitere neue methodische Ansätze aus der Praxis sind und wie sie effizient eingesetzt werden. Wichtiger noch als die Vermittlung praxisorientierter Methodenkompetenz erscheint mir aber das kreative und unternehmerische Mindset zu sein, das gerade im so weitreichenden Medienbereich besonders wichtig ist. Von Zeitungen über Radios, Theater, Kinos, TV, Online-Angebote wie Streaming bis hin zu externer und interner Unternehmenskommunikation – die einzelnen Mediengattungen verschmelzen immer mehr miteinander und niemand weiß genau, wie sich die Branche in zehn Jahren darstellt. Letztlich ist die umfassende Kombination aus den Fähigkeiten zum unternehmerischen Denken und Handeln einerseits und zum Einsatz von Tools, Workflows und Führungsansätzen andererseits ein vielversprechender Weg, sich auf diese ungewisse aber positiv beeinflussbare Zukunft vorzubereiten. Daher wird dies auch im Fokus meiner Lehrveranstaltungen stehen.

In den vergangenen mehr als sechs Jahren war ich als Beteiligungsmanager für die hiesige Nordwest Mediengruppe tätig. Die NWZ Digital investiert seit Langem mit Risikokapital, sog. Venture Capital, in vielversprechende Online-Start-ups. Bei meinen Aktivitäten für den BDZV (Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger) habe ich bundesweit viele andere Medienunternehmen kennengelernt, die sich ebenfalls als Investoren an jungen Unternehmen beteiligen. Wie dies für beide Seiten langfristig zum Erfolg führen kann, wie sich die Beziehungen zwischen Start-up und Medienunternehmen im Laufe der Beteiligungsgeschichte verändern, was Medienunternehmen als Investoren anders machen als etablierte VC-Fonds… das alles interessiert mich als Wissenschaftler sehr, sodass ich hier einen meiner Forschungsschwerpunkte sehe. Außerdem habe ich mich im Rahmen meiner Doktorarbeit an der Universität Oldenburg mit der Kreativität von Gründerinnen und Gründern beschäftigt. In diesem psychologienahen Bereich sehe ich einen zweiten Forschungsschwerpunkt und auch weiterhin ein großes Potential für spannende Forschungsprojekte. Idealerweise sind derlei Forschungsbemühungen aber nicht nur reiner Selbstzweck zum Erkenntnisgewinn im Sinne der Grundlagenforschung, sondern auch für die Praxis relevant. Daher ist mir auch in der Forschung die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Organisationen besonders wichtig.

Werdegang

Nach einer Ausbildung zum Tontechniker studierte Christian Horneber Betriebswirtschaftslehre in Kiel und Leuven (Belgien). Anschließend promovierte er an der Universität Oldenburg und war dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter tätig. Als Gründungscoach und als Geschäftsführer des VentureLab Oldenburg e.V. unterstützte er Gründer_innen in der Region. Bis zu seinem Ruf an die Jade Hochschule arbeitete der 42-jährige als Beteiligungsmanager der Nordwest Mediengruppe (NWZ Digital). Horneber engagiert sich im Vorstand des Business Angels Weser-Ems-Bremen und im GO! Start-up Zentrum Oldenburg.