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Eine „gemeinsame europäische Stimme“ liegt in jedem nationalen Interesse

Stimmen zur Europawahl 2024: Prof. Dr. Christiane Goodfellow

Jade Welt Reihe:
"Warum ich zur Europawahl gehe..."

Im Juni 2024 werden die Abgeordneten des Europäischen Parlamentes in einer Direktwahl neu bestimmt. Das Europäische Parlament umfasst 705 Abgeordnete aus den 27 Mitgliedsländern der Europäischen Union. Es besteht schon seit den 1950er Jahren und wird im Juni 2024 für fünf Jahre neu gewählt.

Der europäische Kontinent war über Jahrhunderte von Kriegen und Konflikten zerklüftet. Beispielsweise haben wir im vergangenen Jahr das 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens ganz in unserer Nähe gefeiert: in Münster (Westf.) und in Osnabrück. Damit konnte ein 30 Jahre währender Krieg beendet werden, indem die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt wurden. Schon damals wurde ein einiges, friedliches Europa angestrebt, jedoch folgten zahlreiche weitere Kriege.

Die Aussöhnung zwischen Deutschland und seinen Nachbarn nach dem Zweiten Weltkrieg war der Ausgangspunkt für ein Europa in Frieden und Freiheit, zunächst im Westen Europas und schließlich bis an die Grenzen zu Moldawien, der Ukraine oder der Türkei. Die großen Herausforderungen der Gegenwart wie beispielsweise Frieden, Klimaschutz oder Freihandel lassen sich nur gemeinsam und grenzüberschreitend lösen. Das Auftreten mit einer gemeinsamen europäischen Stimme liegt deshalb in jedem nationalen Interesse. Dies ist nur mit supranationalen Institutionen möglich. Im Juni 2024 wählen wir die einzige direkt gewählte europäische Institution: das Europäische Parlament.

Ich persönlich bedauere das Ausscheiden von Großbritannien aus der EU ganz besonders. Ich habe dort gelebt und mit meinem deutschen EU-Pass gearbeitet, was jetzt nicht mehr ohne Weiteres realisierbar wäre. Großbritannien war ein Nettozahler in die EU, der hätte nach meiner Einschätzung in der EU gehalten werden müssen. Die Integration über Freihandel hinaus (bspw. gemeinsame Währung) war den Briten zu viel. Hier hätte man ansetzen und eine reine Freihandelszone schaffen sollen.

Der Städtebund der Hanse erstreckte sich über 16 Länder. Die Hanse war eine Gemeinschaft von Kaufleuten, die miteinander Handel trieben und sich dabei vor Seeräubern schützen wollten. Der Bund bestand vom 12. bis zum 17. Jahrhundert; er überdauerte somit mehr als 400 Jahre. Es war eine vergleichsweise lose Gemeinschaft, die nicht auf tiefe Integration abzielte. Die Mitglieder sahen einen unmittelbaren individuellen wirtschaftlichen Vorteil der Gemeinschaft. Vielleicht ist das das Erfolgsgeheimnis der Hanse, das man beim Aufkommen erster Brexit-Fantasien hätte auf die EU übertragen können.

Foto: Prof. Dr. Christiane Goodfellow (Foto: Axel Biewer)
Foto: Prof. Dr. Christiane Goodfellow (Foto: Axel Biewer)

„Ich bin davon überzeugt, dass gegenseitiges Verstehen und europäische Integration nur dann möglich sind, wenn vor allem junge Leute grenzüberschreitende persönliche Kontakte wagen.“

Prof. Dr. Christiane Goodfellow

Professorin für Statistik und Koordinatorin für Internationales am Fachbereich Wirtschaft

Wenn man aus einer Gemeinschaft ausscheidet, kann man die Spielregeln nicht mehr beeinflussen, und man steht als schwächerer Handelspartner am Rand. Diese Isolation sollte unbedingt vermieden werden.

Aus diesem Grund ist es mir ein Anliegen, auch und gerade unsere Erasmus+ Partner_innen in Ungarn aktiv in die Zusammenarbeit einzubinden. Im vergangenen Jahr habe ich ein Erasmus+ Blended Intensive Programme mit insgesamt vier teilnehmenden Partner-Universitäten initiiert und die physische Mobilität in Wilhelmshaven durchgeführt: Stettin (Polen), Helsinki (Finnland), Budapest (Ungarn) und die Jade Hochschule. In diesem Jahr wurde die Zusammenarbeit fortgesetzt, wobei die physische Mobilität in der Metropolregion Helsinki (Laurea Campus Espoo) stattfand. In beiden Jahren zusammen haben fast 90 Studierende in international gemischten Teams zusammengearbeitet. Auch zu unserer französischen Partnerhochschule in Colmar halte ich engen Kontakt. Privat haben wir eine Erasmus+ Austauschschülerin aus Südfrankreich bei uns beherbergt.

Ich bin davon überzeugt, dass gegenseitiges Verstehen und europäische Integration nur dann möglich sind, wenn vor allem junge Leute grenzüberschreitende persönliche Kontakte wagen. Die Erasmus+ BIPs sind dafür der perfekte Rahmen. Mein besonderer Dank gilt hierbei dem International Office der Jade Hochschule, das meine internationalen Aktivitäten tatkräftig unterstützt und mit Erasmus+ Mitteln finanziert.

Insofern ist die abstrakt anmutende Europäische Union für meine Studierenden und mich ganz konkret und unmittelbar greifbar. 

Es versteht sich von selbst, 
dass ich am 9. Juni mit dem Ziel zur Wahl gehe, Europa zu stärken.


„Warum ich zur Wahl gehe…“

Anlässlich der Europawahl am 9. Juni kommen in der Jade Welt Reihe „Warum ich zur Wahl gehe…“ Menschen zu Wort, die über ihre ganz persönlichen Erfahrungen in und mit Europa berichten und erklären, warum es für sie wichtig ist, die eigene Stimme zu nutzen. 

Keine Zeit? Kein Problem!

Wer am Wahltag keine Zeit hat oder seine Stimme schon vor dem eigentlichen Wahltag abgegeben möchte, kann dies auch per Briefwahl tun. Die Briefwahlunterlagen können im jeweiligen Wahlbereich angefordert werden. Antrag zur Briefwahl: Wilhelmshaven, Oldenburg, Elsfleth

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„Wir sollten alles daransetzen, dass wir die Errungenschaften eines geeinten Europas nicht verlieren.“

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„Grenzenlos studieren. Europa wählen!“
Gemeinsamer Aufruf von HRK, fzs und DSW zur Europawahl 2024

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der freie Zusammenschluss von Student_innenschaften (fzs) und das Deutsche Studierendenwerk (DSW) rufen unter dem Motto „Grenzenlos studieren. Europa wählen!“ gemeinsam dazu auf, sich an der Wahl zum Europaparlament zu beteiligen. Der Appell, am 9. Juni 2024 vom eigenen Wahlrecht Gebrauch zu machen, richtet sich nicht nur an Studierende, sondern an alle Hochschulangehörigen. Die drei Verbände mahnen zudem einen fairen, respektvollen und friedlichen politischen Wettstreit an.

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